Nach Auffassung des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) tragen Fließgewässer zur Belebung von Landschaft und Ortschaften bei. Zudem bilden Fließgewässer meistens das Rückgrat von Biotop- und Grünverbünden sowie bieten selbst Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Das bildete die Grundlage für eine am 06.06.2015 im Rahmen des Umwelttages vom AHA in Köthen durchgeführten Exkursion zum Ziethebusch sowie mehr oder minder nah entlang der Ziethe zum Zehringer Busch. Die erste Station bildete der ca. 37,5 ha große Ziethebusch im Nordosten der Kreisstadt Köthen. Der erste Anblick beim Abzweig von der Akazienstraße nach Osten zum Südrand des Ziethebusches war, dass die am 23.05.2015 festgestellte massive Ablagerung von Müll und Unrat, vollständig beseitigt war. Ansonsten entwickelt sich der Zustand des Ziethebusches im zunehmenden Maße naturnaher, was sich in einem steigenden sukzessiven Aufwuchs an standortgerechten Gehölzen, in der Existenz von einer zunehmend ausgeprägten Schichtung des Gehölzes in Baum-, Strauch- und Krautschicht sowie des Verbleibes von Totholz im Bestand anzeigt. Es ist jedoch ansatzweise deutlich erkennbar, dass das im Ziethebusch befindliche Grabensystem einer gewissen Bewirtschaftung unterliegt.
Nach Auffassung des AHA gilt es die naturnahere Entwicklung des Ziethebusches zu sichern und dabei auch über die weitere Bewirtschaftung der Grabensysteme zu sinnieren. Bekanntlich hat ein Wald –wie der Ziethebusch- eine sehr wichtige hydrologische Ausgleichsfunktion. In feuchten Phasen nimmt der Wald das Wasser massiv auf und gibt sie in trockenen Zeiträumen schrittweise an die Umgebung ab. Von dieser „Schwammfunktion“ profitieren das Klima der gesamten Stadt, die Landwirte und Kleingärtner im Umfeld. Nicht zuletzt gilt es zu beachten, dass der Ziethebusch ein Restauenwald der ca. 24.5 km langen Ziethe ist. Offenbar haben aber Begradigungsmaßnahmen zu einer zunehmenden Eintiefung des bei Scheuder entspringenden Fließgewässers 2. Ordnung geführt. Das hat zur Folge, dass eine stärkere Austrocknung der umliegenden Auenlandschaft führt und mögliche Hochwasser sich nicht rechtzeitig in dem Raum ausbreiten können. Diesem Prozess kann man durch gezielte Unterstützung der Mäandrierung durch Störhölzer oder –steine befördern. Dabei ist es aber wichtig, dass Gewässerschonstreifen beidseitig von mindestens 10 m gesichert bleiben, um gewässerbegleitend eine naturnahere Entwicklung zu ermöglichen, welche Mäander sowie sukzessiv entstandene und sich entwickelnde Gehölz-, Kraut- und Staudenbestände enthält. Ferner sind Sohl- und Uferbefestigungen, aber auch Ablagerungen von Müll und Unrat zu entfernen.
Im Bereich des Ziethebusches erscheint es sinnvoll zu sein eine sukzessive Ausweitung auf ein nördlich der Ziethe angrenzendes, ca. 12,5 ha großes Ackerstück zu prüfen. Eine gleiche Prüfung ist ebenfalls für ein ähnlich großes Ackerstück in östlicher Angrenzung als sinnvoll anzusehen. Somit könnte der Ziethebusch seine hydrologischen, ökologischen, stadt- und landschaftsprägenden Funktionen ausweiten und verstärken. Der Gesamtverlauf der Ziethe ist häufig davon gekennzeichnet, dass selbst die gesetzlich festgelegten Gewässerschonstreifen unbeachtet bleiben und dort wo sie ansatzweise Beachtung finden, ein arten- und strukturreicher Gehölz-, Kraut- und Staudenbestand besteht und sich weiterentwickelt. In umnittelbarer Nähe der Ziethe bedeuten u.a. die Gehölzbestände in Trinum und Biendorf eine sinnvolle Ergänzung, welche womöglich in deutlichen Ansätzen verdeutlicht, wie der ursprüngliche Verlauf des Gewässers und seine Auenlandschaft ausgesehen haben müssen. Inwieweit die Grün- und Biotopanbindungen von entfernteren Gehölzbeständen wie z.B. die Fasanerie in Köthen und des Parkes am Wasserschloss in Großpaschleben möglich sein könnte, gilt es einer wissenschaftlich fundierten Untersuchung zu unterziehen. Auf dem Weg zum ca. 5 ha großen Zehringer Busch bot sich ein sehr wechselvolles Landschaftsbild, welches von gut ausgeprägtem Gehölzstreifen entlang des Weges entlang der Ziethe, über guter Gehölzentwicklung entlang eines viel zu schmalen Gewässerschonstreifens bis zur Gehölzarmut entlang der Ziethe und des Weges reichte. Ferner existieren östlich des Ziethebusches naturferne Mündungsbereiche und ein mit Beton eingefasstes Becken, welche eindeutig der Wasserrahmenrichtlinie der EU (WRRL) widerspricht und zudem eine Unfallquelle für Mensch und Tier darstellt. Nach Auffassung gilt es ein Rückbau dieses Betonbauwerkes vorzunehmen und ein Feuchtgebiet zu schaffen, welches mit wechselvoll gestalteten Ufern ausgestattet ist. Ferner sind die Betonteile im Mündungsbereich aus dem Gewässerbett der Ziethe zu entfernen.
Ab der Straße zwischen Klepzig und Porst ist deutlich erkennbar, dass der Ziethe Raum in Form von Gewässerschonstreifen fehlen. Das Südufer lässt den richtigen weg erkennen, während das Nordufer praktisch keinen Gewässerschonstreifen besitzt. Wie bereits erwähnt ist beidseitig ein Gewässerschonstreifen von 10 m erforderlich, um eine naturnahe Entwicklung der Ziethe zu ermöglichen. Dazu zählen Mäandrierungen sowie unfassend ausgeprägte arten- und strukturreiche Gehölz-, Kraut- und Staudenbestände. Diese dienen u.a. als Lebens- und Rückzugsräume sowie Biotop- und Grünverbundraum u.a. zwischen Ziethebusch und Zehringer Busch. Die entlang der Wege mehr oder minder ausgeprägten Gehölzbestände, u.a. bestehend aus Feld- und Flatterulme, Gemeiner Esche, Silberweide, Steinweichsel, Schwarzem Holunder, Blutrotem Hartriegel, Purgierkreuzdorn und Hundsrose gilt es weiteren sukzessiven Entwicklungsraum zu geben. Einhergehend mit Wiesen- und Staudenbereichen bilden auch diese Abschnitte einen sehr wichtigen Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Zudem bilden sie einen Gegensatz zu den wenig artenreichen Agraranbau, welcher in dem Raum aus Raps, Weizen und Mais besteht. Nach Auffassung des AHA verdeutlichte sich hier erneut, dass sich die Anbaukultur verstärkt auf sehr wenige Ackerkulturen einengt. Von einst in der DDR bis zu 25 angebauten Ackerkulturen sind maximal 6-7 Anbaukulturen übrig geblieben. Das Fehlen von Humusmehrern wie z.B. Luzerne, Phacelia, Lupine und Landsberger Gemenge, bestehend aus Zottelwicke (Vicia villosa), Inkarnatklee (Trifolium incarnátum) und Welschem Weidelgras (Lolium multiflorum) führen unweigerlich zur Verschlechterung der Zustände von Böden sowie Einschränkung von Nahrungs- und Lebensräumen für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Hier ist dringend Abhilfe erforderlich.
Der Zehringer Busch stellt sich erfreulicherweise als sich sukzessiv entwickelnder, weitgehend naturnaherer Restauenwald entlang der Ziethe dar. Mit seinen eingebetteten Feuchtsenken, welche offenbar einst zum Zietheverlauf gehörten, gestaltet sich das Gehölz als arten- und strukturreiches Biotop und Landschaftsbestandteil. Offenbar ist dankender- und erfreulicherweise der Flächen- und Waldeigentümer bestrebt den Zehringer Busch nach Maßstäben eines Naturschutzgebietes bzw. Naturdenkmales zu erhalten, zu schützen und zu betreuen. Nach Auffassung des AHA erscheint es sinnvoll zu sein dem Zehringer Busch –insbesondere nach Norden und Westen- weitere sukzessive Erweiterungsräume einzuräumen, welche mindestens zur Verdopplung des Restauenwaldes führen sollte. Die Exkursion verdeutlichte zusammenfassend, dass mit dem Ziethebusch, der Ziethe, Gehölz-, Wiesen- und Staudenbereichen entlang der Wege und Gräben sowie mit dem Zehringer Busch im Stadtgebiet ungemeine ökologische und landschaftliche Schutz- und Entwicklungspotenziale existieren. Andrerseits sind auch hier fehlende Gewässerschonstreifen, begradigte und versiegelte Gewässerbereiche, mangelnde Vielfalt an Agrarkulturen sowie entwicklungsfähiges Wegbegleitgrün prägend, welche noch viel Handlungs-, Schutz- und Entwicklungsbedarf erfordern. Von daher hält der AHA die Erarbeitung und Erstellung einer wissenschaftlich fundierten Schutz- und Entwicklungskonzeption für den Gesamtverlauf der Ziethe, aber auch speziell für den Ziethebusch und den Zehringer Busch sowie des Verbundraumes zwischen beiden Restauenwäldern, für dringend erforderlich. Dazu gilt es ganz besonders die regionalen Potenziale der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Hochschule Anhalt in Bernburg und Köthen sowie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung sowie bestehende wissenschaftliche Arbeiten einzubeziehen.
Der AHA möchte jedenfalls seine Aktivitäten erhöhen, wozu die Bildung einer Ortsgruppe Köthen gehört. Wer Interesse hat mit dem AHA Verbindung aufzunehmen, kann dies unter folgenden Anschriften tun:
I. Sitz des Vereins:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 – 2002746
Fax.: 01805-684 308 363
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
E-Mail UBM: ubh2004@yahoo.de
Internet: http://www.aha-halle.de
II. Ortsgruppe Bitterfeld-Wolfen
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
über Evangelisches Kirchspiel Wolfen
OT Wolfen
Leipziger Straße 81
06766 Bitterfeld-Wolfen
Tel.: 0173 – 9917836
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
Internet: http://www.aha-halle.de
III. Regionalgruppe Wettin-Könnern-Bernburg
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
in attac-Villa Könnern
Bahnhofstraße 06
06420 Könnern (Saale)
Tel.: 034691/52435
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
Internet: http://www.aha-halle.de
Fotos Andreas Liste