Der weltweite Klimawandel bietet beste Voraussetzungen für die Einwanderung bisher nicht heimischer Tier- und Pflanzenarten. Dazu zählen auch der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) und sein enger Verwandter der Citrusbockkäfer (CLB). Während die Verschleppung des ALB vorwiegend durch Holz erfolgt, gelangt der CLB durch Handel mit lebenden Pflanzen in Umlauf. Nach weiteren Ausführungen von Dr. Thomas Schröder von Institut Pflanzengesundheit des Julius-Kühn-Institutes in Braunschweig im Jahrbuch der Baumpflege 2013 stellte man im Jahr 1996 erstmals in New York den ALB außerhalb seiner Heimat China fest. Dabei sind vor allem die Arten der Baumgattungen Pappel, Birke, Ahorn, Weide und Rosskastanie bei dem Käfer mit den auffällig langen Fühlern besonders beliebt.
Nunmehr liegen bei der EU-Kommission Meldungen zu Aufkommen in Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich und dem Vereinigten Königreich vor. Diese Mitteilungen zum Vorkommen des ALB bildete eine Grundlage für den Durchführungsbeschluss (EU) 2015/893 der Kommission vom 9. Juni 2015 über Maßnahmen zum Schutz der Union gegen die Einschleppung und Ausbreitung von Anoplophora glabripennis (Motschulsky), bekanntgegeben unter Aktenzeichen C(2015) 3772), welche u.a. die Erfassung und Meldepflicht enthält. Gegenwärtig gehen die meisten Darlegungen zur Eindämmung und Bekämpfung des ALB u.a. von kreisförmigen Quarantänezone im Umfang von 2.000 m, einem räumlichen Untersuchungsradius im Umfang von 500 bis 800 m, Fällungen von Bäumen im Umfeld von 100 m um die befallenen Bäumen ausgehen sowie von fehlenden Fraßfeinden aus.
In seiner Bachelorarbeit zu ALB aus dem Jahr 2006 führt Markus Oeste führt u.a. aus, Zitat:
„Natürliche Gegenspieler: Es sind sowohl in seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet (Südostasien) als auch in Nordamerika eine Vielzahl von natürlichen Feinden vorhanden, die dem ALB in seinen verschiedenen Lebensphasen Schaden zufügen. Hierzu zählen zahlreiche Wirbeltierarten wie z.B. Vögel, Eidechsen, Frösche, Kröten und verschiedene kleine Säugetiere. Raubfliegen, Wespen, Käfer, Spinnen sowie Skorpione gehören zu den Insekten, die dem ALB gefährlich sind (I.:53). Der adulte Käfer kann außerdem von einer Vielzahl von Parasiten befallen werden. Auf Eiern des ALB sind bis heute noch keine Parasiten gefunden worden. Es wird allerdings vermutet, dass die Parasiten Aprostocetus fukutai (Eulophidae) und Ontsira anoplophorae (Braconidae) dem ALB im ersten Lebensstadium gefährlich werden können, da bereits mehrfach infizierte Eier der verwandten Arten A. Chinensis und A. Malasiaca gefunden wurden (I.:53). Zu den natürlichen Feinden der Larve zählen verschiedene Nematoden- und Pilzarten, sowie der zylinderförmige Rindenkäfer (Dastarcus longulus, SHARP, 1885) (I.:53) und einige andere Bockkäferarten. Untersuchungen in China haben ergeben, dass eine von D. Longulus befallene Larve innerhalb von 10 Tagen abstirbt. In Gebieten, in denen dieser Parasit in einer relativ großen Anzahl existiert, scheint der ALB unter Kontrolle zu sein. Ebenfalls können einige Nematoden- und Pilzarten zum Absterben der Larve führen (I.:32).“, Zitat Ende.
Ferner führt in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 25. Mai 2015 der Insektenkundler Dr. Hannes Lemme von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft u.a. folgendes auf Nachfrage aus, Zitat:
„Pflanzenschutzmittel gegen den Käfer sind in Deutschland nicht zugelassen. Kann der Krabbler mit natürlichen Mitteln bekämpft werden oder hat er natürliche Feinde?
Es gibt selbstverständlich natürliche Feinde. Der Specht zum Beispiel knackt gerne abgelegte Eier und holt sich die Junglarven. Deshalb sind trotz der 2600 Eiablagen auch nur relativ wenige Larven gefunden worden. Es gibt auch andere Tiere wie Schlupfwespen, die die Larven des Käfers parasitieren. Sie legen ihre Eier in den Larven ab, darin entwickelt sich dann das andere Insekt und die Larve wird von innen zerstört.“, Zitat Ende.
Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg in Karlsruhe wirbt für die Suche nach dem ALB mit Spürhunden. Dabei führt die Einrichtung an, Zitat:
„In Baden-Württemberg gibt es inzwischen zwei Spürhundeteams. Sie haben sich auf die Suche nach dem Asiatischen Laubholzbock und dessen Verwandten dem Citrusbockkäfer spezialisiert. Die beiden Teams kontrollieren regelmäßig Verpackungsholz neuer und alter Steinlieferungen sowie stehende Bäume in dem Befallsgebiet und an anderen Orten in Baden-Württemberg mit hoher Einschleppungsgefahr.“, Zitat Ende
Die jüngsten Medienmeldungen zur erneuten Fällung von Hunderten Bäumen in Magdeburg ruft beim Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sehr große Besorgnis hervor. Trotz der immer wieder dargelegten Notwendigkeit derartiger Massenfällungen, hält es der AHA für sinnvoller und notwendiger die Bedingungen für Fraß feinde wie Spechte und Schlupfwespen zu schaffen. Darüber hinaus geht der AHA davon aus, dass sich auch andere Fraßfeinde wie andere Vögel und Käfer, Spinnen und Raubinsekten schnell auf ALB und CLB einstellen und somit zur Eindämmung derer Vorkommen beitragen können.
Eine Massenfällung von Bäumen führt jedoch neben der weiteren Anspannung ökologischer Gesamtbedingungen zu keiner Verbesserung der Lebensbedingungen der obengenannten Fraßfeinde. Von daher hält der AHA eine verstärkte wissenschaftliche Betrachtung, Forschung und Begleitung zur Verbreitung und Lebensweise von ALB und CLB sowie zur Wirksamkeit und Förderung von Fraßfeinden für sehr dringend geboten. Nur so lässt sich nach Auffassung des AHA ein besonnener und nachhaltiger Umgang mit ALB und CLB realisieren.