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Fotos: Andreas Liste
Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) hat sich dieser Tage zum wiederholtenmal ab Stiege bis Gatersleben per Fahrrad ca. 63,5 km des insgesamt ca. 70 km langen Laufes der Selke angeschaut. Bekanntlich gehört das Selketal zu den arten- und strukturreichsten Flusstälern Mitteldeutschlands, wo zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten vorkommen. Um diesen sehr bedeutsamen Lebensraum nachhaltig und umfassend zu schützen, sind sehr große Teile des Selketals als Naturschutzgebiet ausgewiesen und nach europäischer Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie zu schützen. Mit dem Status ist ein Verschlechterungsverbot unweigerlich verbunden, was auch nach nationalem Recht so zu handhaben und umzusetzen ist. Dem stehen eindeutig die Vorhaben des Landes Sachsen-Anhalt entgegen, was gedenkt oberhalb von Strassberg und Meisdorf jeweils mindestens 15 m hohe und ca. 100 m breite Hochwasserdämme zu errichten. Dabei sind nach Auffassung des AHA alle vorbeugenden und nachhaltigen Hochwasserschutzmaßnahmen bei weitem nicht ausgeschöpft. Dazu gehören der Erhalt geschlossener Waldbestände sowie die Sicherung bestehender und Schaffung weiterer umfassender Überflutungsräume. So gilt es außerdem nach Auffassung des AHA, in Abstimmung mit dem meteorologischen Dienst und in Anlehnung an die entsprechende Arbeits- und Handlungsweise großer Talsperren, ein umfassendes Hochwassermanagement für die 28 Teiche im näheren und weiteren Einzugsgebiet der Selke zu entwickeln und umzusetzen. Dazu gehören elektronisch und mechanisch gesteuerte und ablesbare Pegelsysteme, welche eng mit der Arbeit von bestehenden Regelstauwerken zum Beispiel an den Teichen bei Güntersberge bis Alexisbad funktionieren müssen. Das bedeutet, dass vor zu erwartenden starken langanhaltenden Niederschlägen bzw. eintretenden Schneemelzen die Pegel der Teiche umfassend zu senken sind, um zum u.a. ein Abpuffern plötzlich auftretender Hochwasserwellen zu ermöglichen. Dies funktioniere jedoch nur, wenn der zuständige Landesbetrieb für Hochwasserschutz verstärkt bzw. vorrangig seine Aktivitäten auf diese Formen eines nachhaltigen Hochwasserschutzes richtet und nicht seine Kapazitäten für die Planung von Hochwasserdämmen bei Strassberg und Meisdorf bindet. Ferner gehört auch zu einem nachhaltigen Umgang mit Hochwasser, dass endlich begonnen wird Pläne und Konzeptionen zu erstellen, welche Beseitigungen von Verbauungen im Hochwasserbereich beinhaltet. Dazu zählen u.a. auch längst nicht mehr genutzte und bereits vollkommen zerfallene Fabrikanlagen zwischen Silberhütte und Alexisbad. Gleiches gilt für die jüngst erst errichtete Kläranlage bei Strassberg, welche unverantwortlicherweise, rechtswidrig und gegen jegliche Vernunft in das unmittelbare Hochwassereinzugsgebiet der Selke gebaut wurde.
Wer in der im Aufbau begriffenen AHA-Arbeitsgruppe Selke mitwirken möchte, um sich ebenfalls für den Schutz von Natur und Kaltluftkorridoren sowie dem Erhalt eines bedeutsamen Naherholungsgebietes einsetzen zu können, wende sich bitte an folgende Anschrift:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345/200 27 46
Fax.: 01805/684 308 363 (deutschlandweit zum Ortstarif)
E-Mail: aha_halle@yahoo.de
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Artikel zur Exkursion: AHA hält verstärkten Schutz der Auenlandschaften zwischen den Städten Bernburg und Könnern für dringend geboten
Fotos: Dietmar Hörner
Artikel zur Exkursion: AHA hält Schutz, Erhalt und naturnahere Entwicklung im Gebiet zwischen Saale, Schlackenbach und Schlenze für dringend geboten
Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) hält eine Änderung des Umgangs mit dem Landschafts- und Naturraum zwischen Saale, Schlackenbach und Schlenze für dringend geboten.
Im Rahmen einer Fahrradexkursion des AHA erfolgte eine Besichtigung dieses sehr vielfältigen und entwicklungsfähigen Landschafts- und Naturraumes. Als erstes erfolgte die Besichtigung des Schlackenbaches, welcher in der Ortslage sehr stark eingeschränkte Möglichkeiten der Entfaltung hat. Für den Schlackenbach sollte als Maßstab der Entwicklung der naturnahere Zustand unterhalb von Belleben bis Alsleben dienen. Nur so kann der Bach als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten dienen, Hochwasser aufnehmen, den Landschafts- und Naturraum aufwerten sowie den Mindestansprüchen aus der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) entsprechen. Entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten zeichnen sich im Gewässerabschnitt zwischen Belleben und dem Gutspark Piesdorf ab. Hier sind deutliche Tendenzen einer naturnaheren Entwicklung erkennbar, wozu Ansätze einer Mäandrierung sowie noch vereinzelte Ufergehölzentwicklungen gehören. Das am Nordwestrand des Gutsparks Piesdorf befindliche und vom Schlackenbach durchströmte Feuchtgebiet lässt, wie auch der Gesamtverlauf durch Piesdorf und Belleben, deutlich die hohen Nährstoffbelastungen von den benachbarten Feldern erkennen. Im Piesdorfer Gutspark hat es leider in den letzten Jahren zu einem nicht unerheblichen Verlust an Gehölzen geführt, was sich negativ auf das Erscheinungsbild des Parks, den Nistmöglichkeiten für Vögel und Insekten auswirkt sowie in der nunmehrigen Beförderung der nitrophilen Staudenkulturen zeigt. Zudem ist das ein negatives Signal in einer eher gehölzarmen Agrarlandschaft z.B. in Richtung Gerbstedt. Darüber hinaus belasten umfassende Ablagerungen von Müll und Gartenabfällen im Nordostrand des Piesdorfer Gutsparks nicht nur das Erscheinungsbild, sondern den Park mit zusätzlichen Nährstoffen und womöglich auch mit Schadstoffen. Zudem bilden derartige Ablagerungen von Müll und Gartenabfällen Gefahrenquellen für Mensch und Tiere. Von daher waren sich die ExkursionsteilnehmerInnen sehr schnell einig, dass diese Ablagerungen von Müll und Gartenabfällen unverzüglich zu beseitigen sind und es gilt, erneute Verschmutzungen zu verhindern.
Während die ExkursionsteilnehmerInnen mit großer Freude den Bestand an Kopfweiden im Schlackenbach in östlicher Angrenzung zum Piesdorfer Gutspark aufnahm, kam Unverständnis zu den Ausbaggerungen im Bachbett noch weiter östlich in Angrenzung zur K 2112 auf. Neben der Tatsache, das es gilt Fließgewässern eine naturnahe Entwicklung zu ermöglichen, ist mit massiven Schädigungen im Wurzelbereich der am südlichen Ufer stehenden Kopfweiden zu rechnen. Derartige Bauarbeiten sind nach Auffassung der ExkursionsteilnehmerInnen künftig zu unterlassen.
Das Gehölz, welches sich in Piesdorf südöstlich bis östlich von der K 2112 befindet und vom Schlackenbach durchströmt ist, weist starke Eutrophierungserscheinungen auf, welche –wie bereits erwähnt- vorrangig in dem Nährstoffeintrag von den angrenzenden Feldern begründet liegt. Es sollte, nach Meinung der ExkursionsteilnehmerInnen, eine Prüfung erfolgen, inwieweit eine sukzessive Erweiterung des Gehölzes nach Osten möglich ist, um mit der Erweiterung der Gehölzfläche den gesamten Natur- und Landschaftsraum aufwerten zu können, weiteren Lebens- und Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen zu schaffen, den Nährstoffeintrag auch so zu mindern sowie einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Der Landschaftsraum zwischen Piesdorf ist sehr stark von Gehölzarmut, Windräder und einer sehr lückenhaften Obstallee entlang des Weges geprägt.
Nach Auffassung der ExkursionsteilnehmerInnen ist dringend eine Entwicklung von Gehölzflächen und –streifen als Mischung von Sukzession und Pflanzung heimischer Gehölzarten dringend geboten. Die Gehölzebereiche bedürfen zudem eines Saumstreifens aus Kräutern, Stauden, Wildblumen und Gräsern, welche zusammen mit den Gehölzen als Lebens- und Rückzugsraum für viele Tier- und Pflanzenarten fungieren kann. Zudem werten derartige ökologisch dringende Maßnahmen das Landschaftsbild auf, verringern Erosion, verbessern das Klima und sorgen für meine Rückhaltung von Wasser in der Fläche. Jedoch ist eine Umstellung der Landwirtschaft dringend erforderlich. Von einst ca. 25 sind 5 bis 7 Ackerkulturen übriggeblieben, von denen ein Großteil Humuszehrer sind sowie unmögliche Lebensbedingungen z.B. für Feldhasen, Feldhamster und Bodenbrütern sowie Jagdbedingungen für Greifvögel und Eulen bestehen.
Während z.B. die Mäusepopulationen stark schwanken, können sie ihren Nahrungsfeinden nicht als Nahrung dienen, da diese z.B. in Mais- und Rapsfeldern schlecht jagen können. Infolge hoher Mäusepopulationen ausgebrachte Giftköder erhöhen die Gefahr für die ohnehin schon bedrängte und gestresste Fauna noch mehr.
Nach Auffassung der ExkursionsteilnehmerInnen gilt es nunmehr ein entsprechendes wissenschaftlich-fachlich fundiertes Flurholzkonzept zu erarbeiten, zu prüfen, öffentlich zu beteiligen und letztendlich dann umzusetzen. Hier sehen die ExkursionsteilnehmerInnen ein umfassendes wissenschaftliches Potenzial an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Hochschule Anhalt, Standort Bernburg.
Zudem vertreten die ExkursionsteilnehmerInnen die Position, dass entlang des Weges zwischen Piesdorf und Gerbstedt unbedingt umfassende Nachpflanzungen von Obstbäumen stattfinden sollte. Die Pflanzaktionen könnten als Bürgerarbeitseinsätzen erfolgen.
In Gerbstedt nahmen die ExkursionsteilnehmerInnen mit Unverständnis den Zustand des Lohbaches auf. Eingezwängt in Betonbauwerken, zeigt der Bach auch Verschmutzungen durch ungeklärte Abwässer auf. Während die Einleitung der Abwässer sofort einzustellen sind, bedarf es ebenfalls eines wissenschaftlich fundierten Konzeptes wie künftig der Durchfluss des Lohbaches durch die Ortslage von Gerbstedt ausgestaltet sein könnte. Der gegenwärtige Zustand entspricht in keiner Weise den Ansprüchen der WRRL und von daher ist schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen. Gleiches gilt für den Gewässerabschnitt Am Raindorf.
Im Abschnitt bis zum Ortseingang Zabenstedt ist zum Erstaunen der ExkursionsteilnehmerInnen das Bachbett komplett ausgetrocknet. Es sind jedoch deutlich Spuren von temporären Wasserdurchflüssen erkennbar. Hier halten die ExkursionsteilnehmerInnen eine dringende Aufklärung seitens der zuständigen Behörden und Verwaltungen dringend geboten. Weiter vertreten die ExkursionsteilnehmerInnen die Position, dass der Lohbach naturnah sein Bachbett durchströmen muss. In Zabenstedt dagegen tritt im Bereich des Wasserweges aus einem unterirdischen Rohr optisch klares Wasser hervor, was zur umfassenden Speisung des Lohbaches führt. Im Bereich der Wassermühle sind Sohl- und Uferbefestigungen erkennbar. Diese gilt es jedoch unverzüglich zu entfernen.
Im Mündungsgebiet des Lohbaches in die Schlenze befindet sich eine offenbar überweidete und nicht ordnungsgemäß betreute Streuobstwiese. Die Bäume sind teilweise in einem sehr schlechten Zustand und die Lücken in der Streuobstwiese nehmen rasant zu. Hier sehen die ExkursionsteilnehmerInnen akuten Handlungsbedarf, was nach einer wissenschaftlichen Eingangsuntersuchung, im Rahmen einer darauf aufbauenden Konzeption zum Beispiel Umfang und Art der Beweidung, der Pflege, Betreuung und Bepflanzung festlegt. Hier sind Flächeneigentümer und zuständige Behörden gefordert.
Die Schlenze weist hier naturnahe Mäandrierungserscheinungen auf, welche durch eine südlich angrenzende Straße, deutliche Eingrenzung erfährt. Ein sich westlich anschließendes Feuchtgebiet benötigt einen massiven Schutz, um Austrocknung, Betreten, Vermüllung und Pflanzenentnahmen ausschließen zu können.
Der Verlauf der Schlenze bis zur Einmündung des Abflusses aus dem Schlüsselstollen bei Friedeburg ist von umfassenden naturnahen Tendenzen gekennzeichnet. Dies zeigt sich insbesondere in Mäandrierungen und sukzessive Entstehungen von Ufergehölzen. Jedoch sind zumeist geringe oder gar keine Gewässerschonstreifen erkennbar. Die ExkursionsteilnehmerInnen stellten die Forderung auf, dass die im Wassergesetz des Landes Sachsen-Anhalt verankerten Gewässerschonstreifen einzuhalten sind. Für Gewässer I. Ordnung sind 10 m breite Streifen beiderseits der Uferkante festgelegt. Diese Breite ist auch dringend erforderlich, um eine naturnahe Entwicklung von Gewässern zu ermöglichen.
Der Thaldorfer Bach weist bereits jetzt naturnahere Tendenzen, welche es zu schützen und zu sichern notwendig ist. Daher halten es die ExkursionsteilnehmerInnen für sinnvoll, u.a. den Straßenaufbruch in der L 158 bei Friedeburgerhütte, unweit der Einmündung in die Schlenze, massiv zu erweitern.
Im Bereich der Einmündung des Fleischbaches sind die umfassenden Sohlbefestigungen aus der Schlenze zu entfernen, so der einheitliche Tenor der ExkursionsteilnehmerInnen.
Für den Mündungsbereich des Abflusses aus dem Schlüsselstollen bei Friedeburg in die Schlenze schlagen die ExkursionsteilnehmerInnen eine umfassende räumliche Erweiterung vor, um hier ein halogen geprägtes Feuchtgebiet entstehen zu lassen, um hier einer einzigartigen, durchaus standortgerechten Fauna und Flora Lebens- und Rückzugsraum zu geben. Im Vorfeld ist jedoch eine Erarbeitung einer wissenschaftlich-fundierten Konzeption erforderlich, welche unter Federführung von Wissenschaftlern und Studenten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Hochschule Anhalt, Standort Bernburg entstehen sollte.
Die Einmündung der Schlenze in die Saale weist immer wieder eine Ansammlung von Müll und Unrat auf. Diese gilt es nach Meinung der Exkursionsteilnehmer unverzüglich zu entfernen.
Im Rahmen der Fahrradexkursion fand auch eine Besichtigung der Schleuseninsel bei Nelben statt. Die ca. 15 ha große Insel ist im Westen von einem durch den Schleusenbau in den Jahren 1939 bis 1942 entstandenen Saaledurchstich und im Osten von der Stromsaale umflossen. Im Süden trennen sich beide Saaleteile. Während die Stromsaale über ein Wehr abfließt, durchfließt der Saaledurchstich ein Wehr mit den Maßen: Länge: 104 m; Breite: 12 m und Tiefe der Kammer: 3,3 m.
Das Auengebiet gehört zur Gemarkung der Stadt Könnern im Landkreis Bernburg. In östlicher Richtung schließt sich das Gebiet der Gemeinde Rothenburg an, welche sich im Landkreis Saalkreis befindet. Vom Südwestzipfel der Insel aus kann man in das Gelände das Draht- und Seilwerk Rothenburg einsehen.
Geologisch eingerahmt und großräumig geprägt von anstehenden Karbon-Schichten der Halle-Hettstedter Gebirgsbrücke, welche sich aus Sandsteinen bzw. Schiefertonen mit eingeschalteten Konglomeratbänken zusammensetzen, welche durch die intensive Rotfärbung erkennbar sind.
Insel ist größtenfalls von offenen Wiesen- und nitrophilen Hochstaudenflächen geprägt. Ebenfalls vorhanden ist eine genutzte Ackerfläche im westlichen Bereich des Mittelteils der Insel. Im Westteil der Insel in Richtung Saaledurchstich und Schleuse besteht ein mit Gehölzen bewachsener Deich. Ebenso wie die ca. 2 bis 5 m breiten Gehölzstreifen gedeihen dort zum Beispiel Weißdorn, Europäisches Pfaffenhütchen, Gemeiner Liguster, Heckenrose, Silberpappel, Hybridpappel, Gemeine Esche, Robinie, Silberweide, Stieleiche, Schwarzer Holunder, Feldahorn, Eschenahorn, Purgier-Kreuzdorn sowie Feld- und Flatterulme. Ferner sind im mittleren und Nordteil der Insel Wiesen- und nitrophile Staudenflächen zu finden, welche beispielsweise von Großer Brennnessel, Königskerze, Purpurtaubnessel, Großer Klette und Gemeines Leimkraut (Taubenkropf) bewachsen sind. Auf der gegenüber der Ackerfläche in östlicher Richtung befindlichen Hochstaudenfläche hat eine Sukzession eingesetzt. An zahlreichen Stellen sind ein- bis zweijährige Jungpflanzen von Gemeiner Esche, aber auch von Stieleiche und Pappel erkennbar. Bei einer weiteren Nichtbeeinflussung durch Menschenhand ist hier mit einem deutlichen Aufwuchs eines standortgerechten Hartholzauenwaldes zu rechnen, welcher im Anschluss in der Süd- bzw. Südwestspitze, deutlich mit jüngeren bis älteren Bäumen bewachsen, bereits existent ist. Hier ist ein ca. 20 bis 40 Jahre alter Hartholzauenwald vorhanden, welcher sich in solchen auentypischen Gehölzarten in der Baumschicht wie Stieleiche, Feld- und Flatterulme, Gemeiner Esche, Feldahorn, Vogelkirsche und Winterlinde dokumentiert. In der Strauchschicht kommen Weißdorn, Europäisches Pfaffenhütchen, Feldahorn, Schwarzer Holunder etc. als auentypische Arten. Aber auch auenuntypische Gehölze wie zum Beispiel Robinie, Heckenrose, Bocksdorn, Gemeiner Flieder und Steinweichsel sind existent. In der Feldschicht konnten zum Zeitpunkt einer Begehung am 29.10.2005 u.a. Große Brennnessel, Purpurtaubnessel, Großer Klette und Gemeines Leimkraut (Taubenkropf) festgestellt werden. Erfreulich sind der Jungaufwuchs von Gemeiner Esche sowie vereinzelten Stieleichen und Feldahorn sowie das vor Ort gebliebene Totholz. Letzteres entsteht insbesondere in Folge des noch immer grassierenden Ulmensterbens.
Im Bereich der Schleuse und dem Schleusenübergang stehen standortuntypische Anpflanzungen von Spitzahornheistern.
Zusammenfassend gilt es einzuschätzen, dass die Schleuseninsel vielfältig strukturiert ist und sich weitergehend dahin weiter entwickeln kann. Die rasante, sehr oft umweltfeindliche Entwicklung erfordert ein schnelles und konstruktives Handeln zum Schutz, Erhalt, Pflege und Betreuung einzelner und zusammenhängender Naturlandschaften. Hier im konkretem Fall handelt es sich um die Schleuseninsel bei Nelben.
Der ehrenamtlich wirkende AHA möchte die Erstellung einer Pflege- und Entwicklungskonzeption für die Schleuseninsel, Stadt Könnern (Landkreis Salzlandkreis) im Rahmen seiner Möglichkeit begleiten und sich für eine umfassende praktische Umsetzung einsetzen, was strukturell u.a. in der Gründung einer entsprechenden Arbeitsgruppe sein Ausdruck finden soll.
Die zu erstellende Arbeit hat daher die dringende Aufgabe dazu eine fundierte Handlungsgrundlage zu bilden. Im Interesse einer weiteren Beobachtung des Gebietes wird ferner eine weitere, fortlaufende Bearbeitung empfohlen. Der AHA verabschiedete dazu am 05.12.2005 einen „Rahmenplan zur Erstellung einer Pflege- und Entwicklungskonzeption für die Schleuseninsel bei Nelben, Stadt Könnern (Landkreis Bernburg)“.
Den Abschluss der Fahrradexkursion bildete der Severin bei Gnölbzig. Der Severin hat nach schriftlicher Auskunft des amtierenden Landrates des Landkreises Salzlandkreis Ulrich Gerstner vom 27.11.2006 eine Größe von ca. 9 ha und gehört zur Stadt Könnern (Saale) im Landkreis Bernburg und liegt im Bereich des Bernburger Triasgebietes. Eingerahmt ist der Auenwaldrest von Nordwest bis Südost von einem Saalealtarm, welcher im Rahmen eines Durchstiches („Begradigung Gnölbzig“) in den Jahren 1934/35 von der Saale abgetrennt wurde. In nordöstlicher und östlicher Richtung bildet die Saale die Abgrenzung. Der alte Saalearm stellt zugleich die Grenze zwischen den Städten Könnern (Saale) und Alsleben (Saale) dar. In direkter Angrenzung befinden sich die Ortsteile Gnölbzig (Stadt Alsleben) und Trebnitz (Könnern). Der Auenwaldrest Severin ist Bestandteil des Landschaftsschutzgebietes Saaletal. Eigentümer des gesamten Auenwaldrestes ist Hartmut Bohnefeld aus Löbejün-Schlettau.
Der Severin ist zu fast Zweidrittel als Hartholzauenwald ausgeprägt. Davon zeugen insbesondere in der Baumschicht u.a. Gemeine Esche (Fraxinus excelsior L.), Feldulme (Ulmus minor Mill.), Flatterulme (Ulmus laevis Pall.), Feldahorn (Acer campestre L.) und Stieleiche (Quercus robur L.), in der Strauchschicht u.a. mit Schwarzem Holunder (Sambucus nigra L.), Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea L.) und Jungpflanzen oben genannter Arten sowie in der Krautschicht u.a. mit Waldgelbstern (Gagea lutea L.), Gelbes Windröschen (Anemone ranunculoides L.), Buschwindröschen (Anemone nemorosa L.), Wald-Veilchen (Viola reichenbachania Jord.), Scharbockskraut (Ranunculus ficaria L.), Echte Nelkenwurz (Geum urbanum L.), Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), Wald-Ziest (Stachys sylvatica L.), Große Brennnessel (Urtica dioica L.), Große Klette (Arctium lappa L.), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense L.), Gefleckter Taubnessel (Lamium maculatum L.), Giersch (Aegopodium podagraria L.) und Bereifte Brombeere oder Kratzbeere (Rubus caesius L.) bewachsen sind. Im östlichen Teil gedeihen in der Krautschicht des weiteren Bär-Lauch (Allium ursinum L.) und Hohler Lerchensporn (Corydalis sava L.). Neben der typischen Hartholzauenwaldzusammensetzung sind im nordwestlichen Teil mehrere Reihen Hybridpappelbestände zu erkennen, welche aber von hartholzauentypischen Pflanzen durchsetzt sind. Im östlichen Teil existiert ein kleiner Bestand von Rotbuche (Fagus silvatica L.).
Im nördlichen Bereich erfolgt eine intensive landwirtschaftliche Nutzung des Severins. Einzelne Solitärstieleichen lockern die sonst scharfe Abgrenzung zum Hartholzauenwald auf.
Die Uferzonen des Saalealtarmes sind überwiegend als Weichholzaue ausgeprägt. Insbesondere der Aufschüttungsbereich zwischen Saale und Altarme zeichnet sich als Standort der Silberweide (Salix alba L.) aus.
Der Saalealtarm ist außer dem südöstlichen Bereich ab dem Brückenzugang offen. Dieser südöstliche Bereich ist stark verlandet und mit Röhricht bewachsen. Im Bereich des Brückenüberganges mündet ein Bach in den Saalealtarm. Die Uferzonen im offenen Gewässerbereich sind häufig von Folgen der Anglertätigkeit gekennzeichnet. Dazu zählen zertretene Uferzonen, abgebrochene Zweige und häufig Müllreste.
Das Wegenetz ist schmal und unversiegelt. Alle Wege sind durch die ackerbauliche Nutzung unterbrochen, was eine Rundwegmöglichkeit praktisch verhindert. Um den Auenwald zu erhalten, zu schützen und sukzessiv weiterentwickeln zu lassen, erscheinen daher auf den ersten Blick folgende Maßnahmen bzw. Vorhaben dringend vonnöten zu sein:
- Aufgabe der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung und sukzessive Entwicklung eines Auenwaldes zum Beispiel aus Saatguteintrag des angrenzenden Hartholzauenwaldes
- Unterbindung bzw. Verhinderung jeglicher Holzentnahme und Fällungen, um den ebengenannten Prozess nicht zu gefährden, Nahrungs- und Lebensräume (z.B. für Bodenbrüter) zu erhalten sowie
- Stoffkreisläufe zu befördern
- Unterbindung jeglicher Störungen an Fauna und Flora, wozu Tötung und Verletzung von Tieren sowie die Beschädigung und Entnahme von Pflanzen und deren Teile gehören muss
- Unterbindung der Angeltätigkeit und des Verlassens der Wege, um die Boden- und Ufervegetation nicht weiter zu schädigen, sondern eher deren Weiterentwicklung zu befördern
- Beibehaltung des pfadähnlichen Wegenetzes und Verhinderung von Wegeversiegelungen und –aufweitungen
- Fortsetzung des ebengenannten Wegesystems im Nordteil der Insel unter Beachtung der sukzessiven Entwicklung
- Wiedereinrichtung eines Naturerkenntnispfades
- Festlegung eines Leinenzwanges für Hunde
- Verhinderung einer Vermüllung des Gebietes
- Unterbindung des Befahrens mit Kraftfahrzeugen
Leider erfolgte mit dem Bau eines Stichkanals im Sommer 2011 eine bis zu einen bis anderthalb Meter Absenkung des Wasserspiegels in dem Saalealtarm, was zum Absterben von Fischen führte und zudem die Alteichenbestände im Severin gefährden.
Im Interesse einer nachhaltigen naturnahen Entwicklung des Restauenwaldes Severin und eng damit verbundener Schutzmaßnahmen, gilt es so schnell wie möglich eine wissenschaftlich fundierte Schutz- und Entwicklungskonzeption zu erstellen, welche in Form einer Diplom- Beleg- oder Praktikumsarbeit erfolgen kann. Die im Ergebnis der wissenschaftlich-fachlichen Bearbeitung entstandene Schutz- und Entwicklungskonzeption stellt eine grundsätzliche Basis zum weiteren Umgang mit dem Severin dar. Ferner gilt es sie als Handlungsgrundlage für Eigentümer, Nutzer und zuständige Behörden zu verwenden. Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sieht es als Aufgabe an, die Konzeption in enger Abstimmung mit Eigentümer und zuständigen Behörden umzusetzen. Besonders die im Aufbau begriffene AHA-Regionalgruppe Wettin-Könnern-Bernburg hat sich das Ziel gestellt, hier die Arbeit vor Ort wahrzunehmen. Eine eng damit verbundene Umweltbildungsarbeit soll zur dringend erforderlichen öffentlichen Akzeptanz und Mitwirkung beitragen.
Der AHA hat hierzu am 04.06.2007 einen „Rahmenplan zur Erstellung einer Schutz- und Entwicklungskonzeption für den Severin, Stadt Könnern (Saale) im Landkreis Bernburg, ab 01.07.2007 Landkreis Salzland“ verabschiedet.
Der ehrenamtliche und gemeinnützige AHA sieht hier die Notwendigkeit in dem Gesamtraum sich verstärkt für einen intensiven und nachhaltigen Schutz, Erhalt und Entwicklung einzusetzen. Interessenten können sich unter folgender Anschrift melden:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Regionalgruppe Wettin-Könnern-Bernburg
in attac-Villa Könnern
Bahnhofstraße 06
06420 Könnern (Saale)
Tel.: 034691/52435
Fax.: 01805-684 308 363 (deutschlandweit zum Ortstarif)
E-Mail: aha_halle@yahoo.de
Bilder der Exkursion folgen in Kürze.