Während ihres 245,40 km langen Verlaufs durchquert die Weiße Elster ab der Quelle im tschechischen As bis zur Mündung in die Saale in Halle (Saale), mit Tschechien und Deutschland zwei Staaten und in Deutschland mit den Freistaaten Thüringen und Sachsen sowie dem Bundesland Sachsen-Anhalt drei deutsche Bundesländer. Auf ihrem Weg durchquert sie arten- und strukturreiche Landschaften bzw. hat sie selbst geschaffen und geprägt. Jedoch ist ihr Verlauf streckenweise von Siedlungs-, Verkehrs- und Bergbau geprägt, was zu Begradigungen, Einschränkungen und Zerstörungen von Auenlandschaften sowie Überbauungen geführt hat.
Diese Widersprüche erfordern nunmehr jedoch eine nachhaltig, ökologisch geprägte Herangehensweise an Schutz, Erhalt, Entwicklung und Nutzung. Von daher begrüßt der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – als sehr wichtigen Schritt die flächenmäßig unterschiedlich großen Ausweisungen und Unterschutzstellungen als Schutzgebiet nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH), als Europäisches Vogelschutzgebiet sowie Landschafts- und Naturschutzgebiete. Das Potenzial der Weißen Elster als Biotop- und Grünverbundraum, ist nach Auffassung des AHA, jedoch bei weitem noch nicht voll und ganz ausgeprägt. Sei es der Umgang mit den Alttagebauen, den Auenlandschaften, der Nutzung für die Land- und Forstwirtschaft sowie dem Tourismus oder die Bebauung mit Siedlungs-. Gewerbe- und Verkehrsbauten.
Der gemeinnützige und ehrenamtliche Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – setzt sich bekanntlich sehr intensiv für den Schutz, Erhalt und naturnahe Entwicklung der Weißen Elster, ihrer Fluss- und Auenlandschaften, ihrer Nebengewässer sowie angrenzender Natur- und Kulturlandschaften ein. Dies geschieht in Form von Stellungnahmen, Vorschlägen, Exkursionen sowie Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit.
Im Rahmen dieser räumlich, fachlich-inhaltlich und organisatorisch umfassenden ehrenamtlichen Tätigkeit beabsichtigt der AHA nunmehr auch seine Aktivitäten auf die Weiße Elster zwischen den Städten Greiz, Gera und Zeitz zu intensivieren.
Dabei bilden der Erhalt, der Schutz und die Entwicklung weiterer Abschnitte zu naturnahen Natur- und Landschaftsräumen, die Erweiterung von Hochwasserräumen, die mögliche Wiederanbindung von Altarmen und eines umwelt- und naturverträglichen Tourismuskonzeptes, die Entwicklung eines breitgefächerten Umweltbildungskonzeptes sowie die Unterstützung des Vorhabens der Ausweisung großer Teile des Gebietes der Weißen Elster ab Gera, über Markkleeberg, Leipzig, den angrenzenden Landkreisen bis nach Halle (Saale) zur Ausweisung zum UNESCO-Weltkulturerbe, die ersten Arbeitshauptschwerpunkte. So lassen sich ökologische, geologische, archäologische, historische, kulturelle, wissenschaftliche, ökonomische, soziale und kulturelle Aspekte umfassender und günstiger ins Verhältnis bringen, um so angemessen zukunftsfähig länderübergreifend eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen. Perspektivisch erscheint es in dem Zusammenhang sinnvoll zu sein, die Gebiete über Gera, Greiz und Plauen bis ins Erzgebirge nach Tschechien ins Quellgebiet auszuweiten.
In dem Zusammenhang erfolgte die Teilnahme des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – an einem Neustadtrundgang in Greiz am Donnerstag dem 14. September 2023, zu welcher die Interessengemeinschaft Greizer Neustadt e.V. alle Anwohner und Interessierten herzlich zum Neustadt Rundgang eingeladen hatte.
Nachdem der Bürgermeister der Stadt Greiz Alexander Schulze(parteilos) die Begrüßung sowie das Anliegen an die 32 Interessierten Anwesenden gesendet hatte, stellte sich Ronny Stieber von der Energieversorgung Greiz vor. Er war bei dieser Begehung der Greizer Neustadt mit dabei, um Erläuterungen zu Miteinbeziehung der Energieversorgung von Planungen der noch anstehenden sogenannten Hochwasserschutzmaßnahmen zu erörtern und entsprechende Fragen zu klären.
Frank Schirmer von der 1991 gegründeten Thüringer Landgesellschaft mbH führte Erläuterungen zu bereits erfolgten sogenannten Maßnahmen zum Hochwasserschutz sowie Planungsstand und zeitliche Abläufe von der weiteren Umsetzung weiterer derartiger Maßnahmen, der Ufer und Parkrekultivierung sowie dem aktuellen Bebauungsstand stichpunktartig aus.
Vorrangig in Betracht genommen wurden das parkähnliche Ufer der Greizer Neustadt und deren Situation.
Von der Hainberg Brücke aus zeigte Frank Schirmer den Anwesenden zu Beginn der Begehung eine provisorische circa achtzehn Meter lange Gallionen Mauer aus mit grauem Granit befüllten Stahlkästen, welche man direkt neben dem Radweg befindlichen schmalen Ufer begründenden Damm errichtet hatte. Diese Baumaßnahme soll dazu dienen ein bis zu einen Meter Gefälle im Uferprofil ausgleichend aufzustocken, welches sich vor dem im Uferbereich im Jahr 2014 erbauten und im Januar 2015 eröffneten Kinderhaus „Am Elsterufer“ befindet.
Nach dem Hochwasserereignis im Jahr 2013, welches man als 100 jähriges Hochwasserereignis (HW100) eingestuft hat und eine dringliche Auseinandersetzung mit dem Einbezug der Flusslandschaft in sämtliche Bereiche aller Strukturen des öffentlichen Lebens in dieser Region erforderlich macht und schlussendlich einen Beginn sämtlicher Flussgestalterischen Planungen über Fördergelder des Europäischen Fond für Regionale Entwicklung Programmes durch die Thüringer Landesgesellschaft mbH als Planungsleistung des Thüringer Landesamt für Bergbau und Naturschutz für den Abschnitt der Weißen Elster von Greiz bis Crossen an der Elster bzw. Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt ausgelöst hat.
Ronny Stieber von der Energieversorgung Greiz sprach über zukünftiger Wärmetauschsysteme, welche nahezu unsichtbar in diesem Weiße Elster Abschnitt mit eingeplant wären. Hier in Greiz ist die Weiße Elster noch nicht allzu breit und tief, so dass Fische hier tatsächlich an immer häufiger eintretenden langen heißen Tagen an Überhitzungseffekten und damit verbundenen Sauerstoffmangel leiden und verenden können. Dass die allgemeine Aquakultur der Hydrosphäre hier ohnehin an immer mehr steigenden Temperaturen leidet, findet seine Ursachen und Begünstigung u.a. in der Topografie, dem Flussverlauf und in der langen Sonnenstrahlung. Nach freier Aussage eines Teilnehmenden es ja von Nutzen aller wäre, wenn eine Absenkung der Flusswassertemperatur im Rahmen eines Energieaustauschverfahren erfolgt, blieb von Ronny Stieber unkommentiert.
Er meinte weiter, mit dem Verabschieden des neuen Gebäude-/Heizungsgesetzes hätte die Bundesregierung den ersten Schritt vor dem zweiten getan.
Frank Schirmers Ausführungen, Grundstücke zu erschließen widerspricht dem Erste-Schritt-Sinn jedoch auch einem gerecht werden seiner Flussgestalterischen Arbeit, hier ist dringend zu prüfen, ob diese Flächen nicht doch komplett freigehalten werden sollten/müssen um überhaupt in Zukunft von einer effektiven „Hochwasserschutzprävention“ reden zu können.
Das Profil der Weißen Elster ist auf der gegenüberliegen Ostseite steil abfallend und bewaldet, auf der anderen Seite – unserem Rundgangstandort – verläuft ein paralleler begrünter Kanal neben dem Fahrrad und Fußgängerweg. Direkt dahinter im grünen Uferbereich sollen, nach Ausführungen von Frank Schirmer, Einfamilienhäuser entstehen.
Sicherlich ist der Neubau als Hochmodern in der aktuellen planerischen Vorstellung dargestellt – wie weit der aktuelle konzeptstand auch sein möge.
Die Realität ist jedoch, dass auch eine Immobilie auf einem 400 Quadratmeter Sockel nicht nur notwendige Retentionsfläche nimmt, sondern von allem das falsche Signal setzt.
Wie aber kann Planungssicherheit im Verhältnis von einzuhalten Altlasten Zeiträumen – Altlasten der Textilindustrie ehemalige sogenannten „Massa Hallen“ – mit Planbarkeit potenzieller Individual Grunderschließung zeitlich in Betracht gehalten werden?
Dies ist jedoch zweitrangig der Konsequenz gegenüber letztendlich Parkähnliche ufernahe Böden viele Quadratmeter Retentionsflächen zu entziehen. Dies haben die Teilnehmenden anscheinend aus Wissen um Bestehendes Interesse an im grünen gelegenen Individualwohnraum hingenommen.
Was aber haben die Greizer aus dem Hochwasserereignis von 2013 gelernt? Luftbilder zeigen, dass gerade dieser grüne Uferkorridor unweit südlich des zentralen Historisch bedeutenden Stadtkerns der Perle des Vogtlandes unverzichtbare Retentionsfläche bietet.
Stellen wir uns also einen modernen Wohnpark auf ehemaligen Altlastenarealen mit modernen Wärmetausch Energieanbindung vor, an dem Fluss in dessen Retentionsfläche man eben diese Wohnanlagen gebaut hat, so ergibt sich unweigerlich das Bild einer Interessenüberladung.
Auf einem Areal das mit schonender Park- und Stegbebauung dem allgemeinen Interesse nach mehr Biodiversität (zum Beispiel Blühwiesen) und Naherholung der Greizer Bevölkerung und Gästen mehr Lebensqualität geben könnte, beabsichtigt man im Interesse einiger Anrainer/in in spe für zukünftige Privatgrundstücke durchzusegmentieren.
Derartige Planungen sind nicht ohne hohe Sicherungmaßnahmen für sämtliche anzulegende Medien und Versorgungsstruktur machbar.
In der Realität hieße das auf Grundflächenversieglung zu setzten wo sie denkbar fehl am Platz ist da in Areale Gebaut werden wird in denen wasserbauliche Maßnahmen im Umgang mit Hochwasser erfolgt ist und somit keine Versicherungsleistung im Schwerwetter oder Hochwasserfall zu erwarten ist. Eine Versicherung gegen Grundwasserschäden ist auch in absehbarerer Zeit nicht erwerbbar.
Der AHA gibt zudem zu bedenken, dass das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) zur aktuellen täglichen Neuausweisung von Siedlungs- und Verkehrsflächen in der Bundesrepublik Deutschland folgendes angibt, Zitat: „Täglich werden in Deutschland rund 55 Hektar als Siedlungsflächen und Verkehrsflächen neu ausgewiesen. Dies entspricht einer Flächenneuinanspruchnahme – kurz Flächenverbrauch – von circa 78 Fußballfeldern.“, Zitat Ende
Ferner ist folgendes ausgeführt, Zitat:
„Bis zum Jahr 2030 will die Bundesregierung den Flächenverbrauch auf unter 30 Hektar pro Tag verringern. Diese gegenüber der Nachhaltigkeitsstrategie von 2002 verschärfte Festlegung wurde vom Bundeskabinett bereits im Januar 2017 in der „Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie – Neuauflage 2016“ festgelegt. Seit dem Klimaschutzplan vom November 2016, der die Leitplanken für ein grundsätzliches Umsteuern in Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Weg zu einem treibhausgasneutralen Deutschland beschreibt, strebt die Bundesregierung bis 2050 sogar das Flächenverbrauchsziel Netto-Null (Flächenkreislaufwirtschaft) an, womit sie eine Zielsetzung der Europäischen Kommission aufgegriffen hatte. Diese Zielsetzung hat während der deutschen Ratspräsidentschaft 2020 Eingang in die Erwägungen für eine EU-Biodiversitätsstrategie gefunden und wurde im März 2021 nun auch in die weiterentwickelte Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie aufgenommen.“, Zitat Ende
Das ergibt im Jahr einen Flächenverbrauch im Umfang von 20.075 ha. Im Vergleich dazu hat die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt Magdeburg eine Fläche von 20.103 ha = 201,03 km².
In diesem Fall dürfte dies zu enormen Kostensteigerungen bei allen Beteiligten führen. Ein Ökologischer Nutzen von jeglicher Neubebauung ist bei der geringen Arealverfügbarkeit nicht vorhanden.
Die Biodiversität und Wurzelwirkung Sumpfnaher Erdräume welche hier bei Neubebauung verloren geht muss dem Energiebedarf der errichten Wohnverwendung hinzugesetzt werden.
Somit ist eine starke Reduzierung der Chance auf eine funktionierende Schwammwirkung des Parks zu erwarten. Dabei kann der Park bei vorhandenen naturnaheren sukzessiven Bereichen zudem als Retentionsfläche dienen. Diese Bedeutung steigt unter dem Aspekt, dass die Weiße Elster im flussabwärts folgenden innerstädtischen Bereich kaum Ausweichflächen besitzt.
Auch bzw. gerade im Stadtgebiet von Greiz, wo die Aue stark eingeschränkten Raum hat, ist es dringend geboten diese Flächen als Überflutungsraum, Flächen für die Entwicklung von Umwelt, Natur und Landschaften zu erhalten bzw. gar wieder zu erweitern sowie eng damit verbunden für die Verbesserung der Wohn- und Erholungsqualität zu sichern.
Weitere Schwerpunkte waren u.a. Thema bei der Begehung:
- der Radweg auf dem ersten Elsteruferdamm muss versetzt werden auf die im Ufer Folgende nächste Verwallung
- Naturaufwertung soll erfolgen
- die Interessengemeinschaft Greizer Neustadt e.V. möchte mit in die Planungen einbezogen werden
- Konzepte zur Erlebbarkeit sollen mit der Stadt für die neugestalteten Areale geschaffen werden
- der Damm soll aufgeschüttet werden
- das innere Bett der Weißen Elster soll nicht verändert werden
- die Böschung soll Abwechslungsreicher Gestaltet werden
Für den Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – zeigt sich im Ergebnis dieser Begehung, dass noch immer der wasserbauliche Umgang mit Hochwasser der Weißen Elster das Primat besitzt. Daher gilt es die Aue der Weißen Elster als länderübergreifenden Retention-, Biotop- und Grünverbundsraum, Lebens- und Rückzugsraum für Fauna, Flora und Pilzwelt, Kalt- und Frischluftentstehungsgebiet und deren Korridor sowie als Ort einer/eines entsprechend angepassten Naherholung/Tourismus zu betrachten und zu werten. Eng damit verbunden ist auch eine Verbesserung der Wohnqualität.
Gerade in der Stadt Greiz, wo bereits die Natur enge Grenzen für die Weiße Elster und ihre Aue setzt, gilt nicht nur neue Verbauung auszuschließen, sondern Altverbauung auf den Prüfstand zu stellen und dabei ernsthaft Rückbaumaßnahmen, Bodenentsiegelungen und Rückgabe von Auen an den Fluss anzugehen.
Im Rahmen seiner „Stellungnahme zur Genehmigungsplanung Hochwasserschutz Weiße Elster Komplexmaßnahme Greiz Elstersteig – Maßnahme L08 – Rückbau HWS-Wand zwischen Schlossbrücke und Hainbergbrücke und Begleitmaßnahmen“ vom 07.03.2021 hat sich der AHA folgendermaßen geäußert, Zitat:
„Zu 2. Notwendigkeit des Vorhabens
Zu 4.2 Hydrologie und Hydraulik der Weißen Elster
Zu 4.3 Berechnungsverfahren, Berechnungskennwerte
Zu 5. Analyse Hochwassergefährdung
Die Erläuterungen gehen leider wieder einmal davon aus, dass hauptsächlich wasserbauliche Maßnahmen in Form von Ertüchtigungen von bestehenden Deichen, den Löwenanteil beim Umgang mit dem Hochwasser beinhalten. Bereits die Hochwassersituation auf Grundlage von Wasserspiegellagenberechnungen mit einem zweidimensionalen hydronumerischen Modell (2D-Modell) zu ermitteln ist ungenau. Der baulichen und räumlichen Situation der Stadt Greiz ist eher angemessen das 3D-Modell zu Grunde zu legen. Hier sei auf das auf der Basis der unter AZ 32125-23 von der Deutschen Bundesstiftung geförderte Entwicklungsprojekt „Hochwasserrisikoanalyse im urbanen Raum auf der Basis von gekoppelten hydrodynamisch-numerischen Modellen und 3D-Stadtmodellen (Phase 1)“ verwiesen.
Ferner lassen die Ausführungen kein Raum die zusätzlichen Verbauungen in der Aue der Weißen Elster in der Stadt Greiz aufzugreifen und deren Existenz auf den Prüfstand zu stellen. Ebenfalls ist ein Umgang mit Hochwasser in der Stadt Greiz nicht ohne Betrachtung des Umfangs und der Qualität der Retentionsräume oberhalb und unterhalb der Ortslage erfolgen. So fehlen Betrachtungen im Umgang mit den Bebauungen in der Aue der Weißen Elster. Dazu zählen insbesondere die Flächenversiegelungen ab Anfang der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, wozu u.a. die Aktivitäten im Bereich An der Goldenen Aue, das Autohaus König, der HELLWEG Baumarkt an der Plauenschen Straße, der Parkplatz an der Weißen Elster im Bereich der Bruno-Bergner-Straße zwischen Friedensbrücke und Freiheitsbrücke sowie Getränkequelle Liebold gehören.
Ferner fehlen nähere Erläuterungen zu dem immer wieder angeführten Flutkanal.
Zu 4.4.1 Morphologische Verhältnisse
Zu 4.6 Gewässergüte / Gewässerökologie
Ergänzend sei erwähnt, dass die Folgen von wasserbaulichen Begradigungsmaßnahmen des Flusses deutlich zu erkennen sind. Eine klassische Mäandrierung ist nicht erkennbar, welche mit dem Wechsel von Prall- und Gleithängen einhergeht. Dies ist nicht nur für die Existenz bedeutsamer, wechselnder Lebens- und Rückzugsräume für verschiedene Tier- und Pflanzenarten sehr wichtig, sondern trägt zum Abbau von massiven Fließgeschwindigkeiten – insbesondere bei Hochwasser – bei. Somit besteht die Möglichkeit variable Abflussgeschwindigkeiten zuzulassen, was zur Gesamtvielfalt des Fließgewässers beiträgt.
Uferbefestigungen behindern ganz besonders solcher dringend notwendigen Entwicklungen.
Die unter den Punkten 4.6.2.1 Indirekt: Ableitung aus Maßnahmen des Gewässerrahmenplans und 4.6.2.2 Klassisch: Analyse von Leitbild, Defiziten und Restriktionen aufgeführten Ziele und Vorschläge tendieren da durchaus in die richtige Richtung.
Zu 4.6.3 Bewertung der HWS-Maßnahmen
Zu 4.7 Landschaftsbild und Flächennutzung
Zu 6. Art und Umfang der geplanten Maßnahmen
Die Maßnahme R 1 erscheint nicht nachvollziehbar. Hier fehlt eine Begründung.
Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. hält es notwendig folgende Maßnahmen zu prüfen, um weitere Retentionsflächen und Entwicklungsflächen zur Wiederherstellung von Auenlandschaften zu ermöglichen:
►Vollständiger Rückbau des Parkplatzes Elsterufer zwischen Bruno-Bergner-Straße und Weißer Elster bzw. zwischen Eisenbahnbrücke und Friedensbrücke
►Vollständiger Rückbau des Parkplatzes Landratsamt im Dreieck Schloßbrücke, Irchwitzer Straße und Weißer Elster
►Die Beräumung von Kleingärten sollte sukzessiv erfolgen. Das heißt, dass leergezogene Kleingärten nicht wieder zu Verpachtung und Nutzung zur Verfügung stehen. Mit der Beräumung der Kleingartenanlage Flügelrad einhergehend gilt es den Erhalt des Bestandes der Obstgehölze zu prüfen und ansonsten die oberen Bodenschichten abzutragen, um bauliche Reste vollständig zu beseitigen und ggf. zur Reduzierung der Lasten mit Nährstoffen und Pestiziden zu reduzieren sowie somit bessere sukzessive Entwicklungen und eine bessere Hochwasserausweitung am Standort zu ermöglichen. Ein Rückbau des Deiches ist zu erwägen, aber zu mindestens eine Deichrückverlegung an die weiter bestehenden Bauanlagen zu prüfen.
►Die Standorte des Autohauses König, des HELLWEG Bau- und Gartenmarktes zwischen Plauensche Straße und Weißer Elster sowie Getränkequelle Liebold gilt es auf den Prüfstand zu stellen. Eine Rückgabe dieses Teils der Aue an die Weißen Elster bietet Raum für sukzessive Entwicklungen und eine bessere Hochwasserausweitung am Standort bzw. im Vorfeld des Planungsgebietes.
Weiterhin hält es der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. für erforderlich rückgebaute Auenbereiche einer sukzessiven Entwicklung zu überlassen, um die Entstehung stabiler, standortgerechter Auenbiotope zu ermöglichen. Ebenso können solche Bereiche der Bildung und Forschung dienen.
Zu 4.9 Verdachtsflächen
Hier gilt es nicht nur eine Erfassung vorzunehmen, sondern eine Komplettberäumung zu prüfen und ggf. anzugehen.“, Zitat Ende
In dem Zusammenhang ist eine dringende und zügige wissenschaftlich fundierte Neuausrichtung der Landes-, Regional- und Kommunalplanungen erforderlich, um den Erfordernissen des Schutzes und Erhaltes von Umwelt, Landschaft und Natur sowie des voranschreitenden Klimawandels Rechnung tragen zu können. Bei fortgesetzter Ignoranz der Entwicklungen und Notwendigkeit der massiven Änderungen der Planungen kann es zu verstärkten negativen Folgen für Mensch, Natur, Umwelt, Landschaft und Klima kommen. Die langjährige Trockenheit, ist neben der Zunahme von Stürmen und möglicher Entwicklung hin zu kurzzeitigen monsunartigen Regenfällen, als deutliches Zeichen der Veränderungen zu werten.
Dazu bedarf es jedoch einer massiven Mitwirkung der interessierten und betroffenen Bevölkerung, um nachhaltige politische und gesellschaftliche Entscheidungs- und Rahmenbedingungen zu schaffen. Die fachlich sehr fundierten Diskussionen im Rahmen der bisherigen Fahrradexkursionen entlang der Weißen Elster – u.a. zwischen Gera und Zeitz – haben einen sehr wichtigen Beitrag dazu geleistet.
Der gemeinnützige, ehrenamtliche und seit Juni 2019 vom Umweltbundesamt gemäß § 3 Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz (UmwRG) anerkannte Umwelt- und Naturschutzverein AHA bekräftigt seinen Wunsch sich verstärkt für den Schutz, Erhalt und Entwicklung des gesamten Flussgebietes der Weißen Elster von Quelle bis zur Mündung einzusetzen. Dazu zählt selbstverständlich auch der Abschnitt zwischen den Städten Greiz, Gera und Zeitz. In dem Zusammenhang sieht sich der AHA auch als Plattform für Menschen, welche sich dem Schutz, Erhalt und der Entwicklung von Umwelt, Natur und Landschaft einsetzen möchten
Daher hatte die Mitgliederversammlung des AHA am 07.12.2020 beschlossen eine länderübergreifende Regionalgruppe Gera-Zeitz zu bilden. Eine Ausweitung auf den Raum Greiz-Gera ist denkbar. In dieser ehrenamtlichen AHA-Gruppe können sich ehrenamtliche Interessenten unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildung und Beruf einbringen. Wer Interesse hat, wende sich bitte an folgende Kontaktmöglichkeit:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – AHA
Regionalgruppe Leipzig und Umland
Otto-Adam-Straße 14
04157 Leipzig
Tel.: 0345 – 200 27 46
Tel.: 0176 – 643 623 67
E-Mail: aha_halle@yahoo.de
Andreas Liste
Vorsitzender
Halle (Saale), den 29.01.2024