Monat: Oktober 2020 (Seite 6 von 6)

AHA hält besonderen Schutz des NSG Peißnitznordspitze in Halle für dringend notwendig!

Naturschutzgebiete sind nicht für die Menschen, sondern für den Schutz und Entwicklung der Tier- und Pflanzenwelt. Parkwege sind dort Fehl am Platze.

Bekanntlich besteht die dringende Notwendigkeit Natur und innerstädtisches Grün so unberührt wie möglich entwickeln zu lassen. Dazu zählt nach Ansicht des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) insbesondere auch die Fluss- und Auenlandschaft der Saale im zentralen Stadtgebiet von Halle (Saale). Diese Natur- und Landschaftsbestandteile fungieren als Rückzugs- und Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, Biotop- und Grünverbund, als Kalt- und Frischluftkorridore sowie nicht zuletzt als Retentionsfläche des Flusses. Moderne und nachhaltige Stadtplanung berücksichtigt genau diese Herangehensweise und beinhaltet richtigerweise eher die Erweiterung und Vernetzung von verschiedenen und gleichartigen Natur- und Grünräumen.
Dazu zählen ganz besonders Landschaft und Natur im Bereich des Amselgrundes und des ca. 10 ha große Naturschutzgebiet (NSG) Peißnitznordspitze sowie die angrenzenden Bereiche von Saale/Wilder Saale. Das NSG Peißnitznordspitze befindet sich in enger Korrelation mit dem Naturschutzgebiet ”Forstwerder“ zusammen das FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ sowie mit dem geschützten Landschaftsbestandteil Amselgrund und Kreuzer Teichen, dem geschützten Landschaftsbestandteil Amtsgarten und dem flächenhaften Naturdenkmal Klausberge im Grün- und Biotopverbund steht. Außerdem bildet die Wilde Saale den Verbindungsraum zum Sandanger, zu den Hangwäldern an den Weinbergen sowie zum Saugrabental bis hin zur Dölauer Heide.
So ist es aus Sicht des AHA bereits unverantwortlich, den von seiner Vorgängerorganisation Arbeitskreis Umweltschutz Halle in der Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR im Jahr 1983 massiv mit erwirktem Verbot des Befahrens der Wilden Saale wieder zu kippen. Die Wilde Saale hat sich im Rahmen der Schutzmaßnahmen seit dem Jahr 1983 zu einem sehr wichtigen, arten- und strukturreichen Lebens- und Rückzugsraum entwickelt. Hier brüten z.B. Eisvögel, vereinzelt auch Beutelmeise und überwintern Gänsesäger und zahlreiche Entenarten. In letzter Zeit taucht auch der besonders geschützte Biber auf und lebt bekanntlich der Eremit. Ferner tangiert die fast unverbaut gebliebene und sich streckenweise sehr naturnah entwickelte Wilde Saale das ca. 10 ha große Naturschutzgebiet (NSG) Peißnitznordspitze.
Alles Gründe, welche die Öffnung der Wilden Saale für Bootsverkehr aller Art, somit auch für Paddler, ausschließen muss, wenn man sich fachlich korrekt verhält und zudem nach Recht und Gesetz handelt!
Die bereits durchgeführten Asphaltierungen von Wegen bis an das NSG Peißnitznordspitze heran und die durchgeführten Holzungsarbeiten an den Ufern der gesamten Peißnitzinsel haben zu unverantwortlichen Eingriffen geführt. Mit der unverantwortlichen Freigabe der Wilden Saale im Sommer 2018 in der Freigabe der Wilden Saale für den Bootsverkehr, besteht die Gefahr weiterer baulicher und forstlicher Eingriffe in das äußerst vielfältige und sensible, arten- und strukturreiche Auengebiet. Die Gefahr massiver Holzungen und der Beseitigung einer sehr wichtigen Kies- und Sandbank in Höhe des Gimritzer Parks und des Sandangers sind keinesfalls gebannt. Diese Maßnahmen fänden dann jedes Jahr Neuauflage, um die Wilde Saale schiffbar zu halten. Dann ist es nur die Frage der Zeit, wann das erste Motorboot den Flussteil befährt.
Nach Auffassung des AHA sieht das Ganze ferner danach aus, die Paddler in die Nebenarme „abzuschieben“, um den schnellen und langsamen Motorbooten auf den Saalehauptarmen den freien Raum zu überlassen. Die gegenwärtigen Abgas- und Lärmbelästigungen, einhergehend mit massivem Wellenschlag, tragen schon jetzt zu massiven Störungen im Landschaftsschutzgebiet und an dem NSG bei.
Alles zusammen genommen führt unweigerlich zu massiven Störungen bis Zerstörungen von wertvollen Natur- und Landschaftsräumen. Darüber hinaus haben sie massive Beeinträchtigungen des Landschafts- und Stadtbildes zur Folge.
Daher fordert der AHA eine wissenschaftlich fundierte Tourismuskonzeption in und für Halle (Saale), welche Naherholung und Tourismus dem Schutz und Erhalt von Natur, Landschaft und Umwelt unterordnet. Was nützt es uns Natur und Landschaft für Naherholung und Tourismus zu nutzen, wenn diese massiv geschädigt oder gar Zerstörung erfahren soll und somit ihre Arten- und Strukturvielfalt verliert, welche aber u.a. die anziehende Wirkung für die Bevölkerung ausmacht. Daher gilt es die Flusslandschaft der Saale in Halle nicht zu „vermarkten“, sondern zu schützen, zu erhalten und zu bewahren, damit sich auch künftige Generationen in ihr erholen und entspannen können.
Ferner betrachtet der AHA seine Presseerklärung vom 15.10.2017 als Anzeige gegen die Verantwortlichen der Stadt Halle (Saale) in Politik und Verwaltung gegenüber der EU-Kommission und der zuständigen Staatsanwaltschaft, da die bisherigen Asphaltierungen und der zu erwartenden massiven Zerstörungen im Gehölz- und Flussbereich der Wilden Saale in und am FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ im Zuge der geplanten Schiffbarmachung seit dem Jahr 2018 zu flächendeckenden und umfassenden Beeinträchtigungen und Verschlechterungen des Schutzgebietes führten bzw. führen. Bisher haben die Verantwortlichen der Stadt Halle (Saale) in Politik und Verwaltung auf die massiven öffentlichen Mahnungen des AHA mit kompletter Ignoranz reagiert. Von daher gilt es unverzüglich dem frevelhaften Agieren in der Stadt Halle (Saale) Einhalt zu gebieten! Dazu gehört auch der vollständige Rückbau der Asphaltierungen auf den Wegen der Peißnitzinsel und Stopp weiterer Wegeausbaumaßnahmen in den Naturschutzgebieten Rabeninsel und Peißnitznordspitze und somit auch im FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“. Ferner gilt es die Sperrung der Wilden Saale sofort wiederherzustellen.
Wie der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) nun Medienberichten entnehmen konnte, beabsichtigt die Verwaltung der Stadt Halle (Saale) entgegen jeglicher ökologischen und fachlichen Vernunft und Sachverstand in den kommenden Tagen mit der Schotterung des Weges im ca. 10 ha große Naturschutzgebiet (NSG) Peißnitznordspitze und FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ zu beginnen. Dafür nimmt man rund 230.000 Euro in die Hand, um standortfremdes Material im NSG und FFH-Gebiet zu verbauen und so insbesondere die Wurzelbereiche der ohnehin von der jahrelangen Trockenheit und Sommerhitze gebeutelten wegnahen Großbäume wie bis ca. 300 Jahre Stieleichen zu schädigen. Darüber hinaus erschweren solche Wege die Querung durch Klein- und Kleinsttiere. Offenbar haben ein Teil der halleschen Stadträte und der Verwaltung noch immer nicht begriffen, dass es sich um einen der arten- und strukturreichsten Auenwälder im Stadtgebiet von Halle (Saale) handelt und nicht um eine Parkanlage. Außerdem sorgen insbesondere Hochwasser für eine Beseitigung dieser standortfremden Wege und zur Verteilung des Schottermaterials im Auenwald.
Auf Grund dessen fordert der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) den sofortigen und unwiderruflichen Stopp der angedachten Durchführung dieser ökologisch katastrophalen Baumaßnahme, welche mit einer unsachgemäßen Verwendung von Steuermitteln einhergehen würde.
Der AHA bietet sich an mit den Verantwortlichen von Politik und Verwaltung über eine sinnvolle Verwendung dieser rund 230.000 Euro Steuermittel zu beraten.
Ferner ruft der AHA die Bevölkerung zur Mitwirkung beim Schutz von Umwelt, Natur und Landschaft auf.
Der ehrenamtliche und gemeinnützige AHA bietet hierfür eine sehr gute Plattform.

Wer dazu Interesse hat, wende sich bitte an folgende Anschrift:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11

06108 Halle (Saale)

E-Mail: aha_halle@yahoo.de
Telefon & WhatsApp: 0176 643 623 67

Andreas Liste
Vorsitzender

Halle (Saale), den 02.10.2020

Die Peißnitz 2020 – Entwicklungen und Veränderungen. Soll nun weitere Zerstörung erfolgen? Der AHA sagt: Nein!
Fotos von Dietmar Hörner (alle Fotos fotografiert im NSG Peißnitznordspitze, am Amphibienlaichgewässer beim NSG und Umgebung, außer bei den mit „Rabeninsel“ betitelten Fotos)

AHA sieht in früherer Aschedeponie zwischen Halle und Sennewitz einen sehr sensiblen Landschaftsbereich

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sieht in der ca. 14 ha großen früheren Aschedeponie des früheren Kohlekraftwerkes Halle-Trotha ein sehr sensibles Teil des Landschaftsraumes zwischen der Stadt Halle (Saale) und der Gemeinde Petersberg, Ortsteil Sennewitz. Nach Auffassung des AHA ist diese einstige Aschedeponie einerseits als Belastung für die Umwelt zu betrachten. Dies ist insbesondere in der Auswaschung durch Niederschlagswasser und Eintrag in angrenzende oder tiefliegende Bodenschichten sowie Grund- und Schichtwasserbereichen zu sehen. Der nunmehrige fortgeschrittene Pflanzenbewuchs hat zu einer gewissen Stabilisierung geführt und verhindert u.a. eine Abdrift durch Wind und verringert möglicherweise die Auswaschung von Schadstoffen in den Untergrund.
Andrerseits dient das Gebiet, gerne als Brachland bezeichnet, als Lebens- und Rückzugsraum sowie Durchgangsbereich für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Ferner ist klar davon auszugehen, dass dieses Gebiet als Kaltluftentstehungsgebiet fungiert, was nicht nur für den Standort und seinem direkten Umfeld entscheidende Bedeutung hat, sondern auch für die besiedelten Gebiete in der Stadt Halle (Saale) und der Gemeinde Petersberg, Ortsteil Sennewitz.
Auf Grund der obengenannten Ausgangsbedingungen gilt es nach Auffassung des AHA alles zu unterlassen, um bauliche Eingriffe jeglicher Art in den bzw. auf dem Deponiekörper vorzunehmen. Neben der Störung bzw. der Zerstörung der faunistischen, floristischen und klimatologischen Funktionen, besteht die Gefahr der Erhöhung vermehrter Auswaschungen von belasteten Stoffen und Verbindungen. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie beinhaltet eine Pflicht zur Verbesserung von Grund- und Oberflächenwasser. Im konkreten Fall ist eher mit einer Verschlechterung in so einem Fall zu rechnen.
In dem Zusammenhang sah der AHA das Vorhaben der Energieversorgung Halle (EVH) bereits als sehr problematisch an, als man in einem Planungsgebiet im Umfang von ca. 10,65 ha, 72 dezentrale Wechselrichter, 4 Trafostationen und 19.008 Solarmodule zu errichten plante.
Vom Grundsatz her ist die Nutzung erneuerbarer Energien, wozu unweigerlich die Gewinnung von elektrischen Strom aus Sonnenkraft dazugehört, verstärkt zu befördern. Jedoch verliert ein derartiges Vorhaben die umweltpositiven Auswirkungen, wenn obengenannte Gefahren und Beeinträchtigungen drohen.
Abgesehen von der Tatsache, dass mehr verbaute Flächen auf Dächern, an Wänden und Plätzen als Baufläche für Solaranlagen dienen sollten, hält es der AHA für notwendig, dass im Rahmen eines Energiekonzeptes der Region geeignete Standorte zu suchen und zu prüfen sind, um Konflikte mit dem Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutzes auszuschließen. Eine Schmälerung des Wertes des Sinns und der Nutzung für die Nutzung von erneuerbaren Energien ist aus der Sicht des AHA inakzeptabel und auszuschließen.
Trotz der mehrfach geäußerten Mahnungen und schweren Bedenken seitens des AHA hat laut eigenen Angaben die Energieversorgung Halle GmbH (EVH) im westlichen Bereich der Köthener Straße eine 12 Megawatt (MW) – Photovoltaik-Freiflächenanlage mit 32.000 Modulen errichtet und dem Vorhaben den Namen „Solarpark Phönix – Bauabschnitt I und II“ gegeben.
Nunmehr beabsichtigt man auf der östlichen Seite der Köthener Straße, wo sich nach Angaben der EVH eine Fläche von ca. 15 ha große Fläche mit ca. 3,8 ha Wald in eine Fläche Photovoltaik-Freiflächenanlage mit einer Leistung von 10 MW umzuwandeln.
Auf Grund der eingangs erwähnten Ausgangslage führte der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) daher am 29.09.2020 eine eigene Begehung am Standort des geplanten „Solar- und Biodiversitätsparks Phönix III“ durch.
Zwischen Halle-Trotha und Sennewitz ist dort in den vergangenen 25 Jahren ein ganz eigener Pionierwald entstanden, der sich weiter entwickeln sollte.
Zur weiteren Charakterisierung des Standorts lädt der AHA daher interessierte Naturfreund*innen zu Bestimmungs- und Kartierungsarbeiten ein, um bei zu erwartenden Planungsanstrengungen mit eigener Expertise bereit zu stehen.
Botanisch ist wohl vor allem das Zusammenwirken der Einzelarten auf dem Ascheboden interessant, entomologisch und ornithologisch ist durchaus die eine oder andere Überraschung möglich. Auch für Klimakundler ist der Standort interessant, da zwei weitere Solarparks in unmittelbarer Nähe das lokale Klima schon stark beeinflussen. Der Umweltbericht zu „Phoenix I“ sprach vom Verlust eines wertvollen Kaltluft-Entstehungsgebietes für die Bewohnerinnen und Bewohner von Halle-Trotha und Sennewitz. Davon ist ebenfalls im Falle der Errichtung von „Phoenix III“ auszugehen.
Im möglichen Planungsprozess wird auch die Wirtschaftlichkeit der beabsichtigten Anlage zu betrachten sein. Bei dem massiven Überangebot von Solar- und Windstrom am Markt greift das Argument der Eigenversorgung städtischer Gebäude zu kurz. Die Gebäude benötigen auch bei Dunkelheit und Windstille Strom, was die Grundlast-Problematik verschärft. Das Argument der CO2-Einsparung greift nicht, die CO2-Produktion wurde nur nach China und auf die Transportwege der Module verlegt. Dass die Anlage wieder über Anteilsscheine mit 2,3 % Rendite finanziert werden soll, ist ein Problem der EVH-Stromkunden, die das durch unnötig hohe Strompreise bezahlen sollen.
Auch an der baulichen Qualität der zu erwartenden Anlage sind Zweifel erlaubt, wie ein Blick der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Begehung auf die Solarparks „Phoenix I + II“ zeigte. Überbreite Schotterwege auf den Haldenkörpern, Zäune direkt an den Haldenkanten, die alten Entwässerungsgräben der Halden wurden mit großen Schrottteilen zugemüllt und teilweise zugeschoben. Pseudo-Feldsteinhaufen sind auf Schotterflächen voll der Sonne ausgesetzt, Meter weit vom nächsten grünen Fleck entfernt. Die ursprüngliche Vegetation wurde komplett abgeräumt, Baumstümpfe, Bauschutt und Gerümpel zu riesigen Haufen zusammengeschoben, in denen nur schwer eine ökologische Bedeutung erkennbar ist.
Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Begehung war somit schnell klar, dass der Schutz und Erhalt sowie die sukzessive Entwicklung des nunmehr bedrohten sehr vielfältigen Landschaftsbestandteiles und Kaltluftentstehungsgebietes eindeutig den Vorrang gegenüber dem umwelt-, landschafts- und naturzerstörenden Vorhabens „Solar- und Biodiversitätsparks Phönix III“ mit ebenfalls klimatisch zweifelhaftem Ruf einzuräumen ist.
Der AHA ruft daher im Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten die Bevölkerung auf, daran mitzuwirken. Ferner möchte der AHA zur Mitwirkung in einer ehrenamtlichen Arbeitsgruppe Energie und Klimaschutz aufrufen.

Wer Interesse mitzuwirken, wende sich bitte an folgende zentrale Anschrift des AHA:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11

06108 Halle (Saale)

E-Mail: aha_halle@yahoo.de
Telefon & WhatsApp: 0176 643 623 67

Andreas Liste
Vorsitzender

Halle (Saale), den 05.10.2020

Die Halden-Landschaft zwischen der Lutherstadt Eisleben und Wimmelburg

Die Schlacken-Flachhalde

Eine Wanderexkursion des AHA zum Tag des Geotops 2020

von Sabine Schauer (Text und Fotos)

Die Wanderexkursion des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) zum Tag des Geotops 2020 am Sonntag, dem 27.09.2020, startete am Parkplatz an der Friedensstraße/Fritz-Wenkstraße der Lutherstadt Eisleben.

Die Halden-Landschaft zwischen der Lutherstadt Eisleben, Wimmelburg und weit darüber hinaus in das Mansfelder Land , ist eine Prägung durch den Bergbau in dieser Region.
Die Grundlage des Bergbaus des Mansfelder Landes bildeten Kupferschieferlagerstätten, die von jüngeren Sedimenten des Karbons, des Tertiärs und des Quartärs überlagert wurden. Der Beginn des Bergbaus dort, lässt sich auf das Jahr 1200 zurückverfolgen.

Diese Wanderexkursion war das Erleben einer Halden-Landschaft, gemeinsam mit den sich über die Jahrhunderte ergebenden Veränderungen des Landschaftsbildes.
Entlang des Carl-Hebener-Weges wurde deutlich, dass eine Renaturierung von Abraumhalden möglich ist. Carl Hebener (1891-1985) unternahm 1937 den erfolgreichen Versuch eine Halde der Otto-Schächte, unweit von Wimmelburg, zu bepflanzen.
Auf dem Plateau einer Schieferhalde der Otto-Schächte war die Besiedelung einer Pflanzengesellschaft zu entdecken, die mit den extremen Standortbedingungen auskommt. Das Taubenkropf-Leimkraut, die Grasnelke und die Frühlingsmiere (Kupferblümchen) blühten. Die Ausbildung eines Kupferrasens ist an verschiedenen Standorten möglich. Die Blauflügelige Ödlandschrecke war aus nächster Nähe zu beobachten.
Von diesem Plateau aus, war es möglich, anhand der unterschiedlichen Halden, einen bergbauhistorischen Überblick zu erhalten. Man unterscheidet Bergbauhalden, die durch den Abbau des Kupferschiefers entstanden sind, sogenannte Schieferhalden, von den vegetationsfeindlichen Schlackenhalden, entstanden aus der Verhüttung von Kupferschiefer. Des Weiteren gibt es die aus der Frühzeit stammenden sogenannten Kleinst- und Kleinhalden, auch Familienhalden genannt, die man als kleine Inseln inmitten von Feldern sehen kann. Der Charakter der Halden läßt sich somit auch zeitlich einordnen. Die Größe und Form der Halden änderte sich im Laufe der Zeit mit der zunehmenden Industrialisierung. Aus den Flach- und Tafelhalden, entstanden nach 1945 durch sogenannte Höhen-Bandförderer, die Spitzkegelhalden. Bekannte Vertreter dieser Region sind die Spitzkegelhalden der Schächte „Ernst-Thälmann“ und „Otto Brosowski“. In diesem Zusammenhang wurde auf die schädliche Nutzung der Haldenkörper als Schadstoff-Deponie hingewiesen mit einem unkontrollierbaren Gefährdungspotential.
Eine Besonderheit in der Gegend von Wimmelburg sind unterirdische Hohlräume, die Schlotten. Über Jahrmillionen wurden die Gipssohlen und Lager von Kali- und Steinsalzen durch unterirdische Wasserläufe ausgelaugt. Die dadurch entstandenen „Grotten mit schimmernden Alabasterwänden“ von teilweise beträchtlichem Ausmaß, dienten zeitweise als „Tanzsaal“.
Der Weg führte weiter über die Halden-Landschaft „Hüneburg zum Hünekessel. Der Einsturz eines Schlottens, oder einer alten Tiefbaugrube, wird Erdfall genannt. Die sich bildende Vertiefung kann man in Form des Hünekessels bestaunen. Es ist ein beeindruckendes Naturdenkmal.
Der Standort des Kuckucksbaumes (vertrocknet und abgestorben), ist mit einer Höhe von 235,8 m NN der höchste Punkt der Lutherstadt Eisleben. Er war gleichzeitig der Beginn des Abstieges von der Hühneburger Halden-Landschaft zurück zum Ausgangspunkt der Wanderexkursion.

Es war eine interessante Exkursion in einer entspannten und angenehmen Atmosphäre, geprägt von vielen anregenden Diskussionen.

 

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