Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) führte am Samstag, dem 29.08.2020, eine ganztägige Fahrradrundexkursion in das Untere Saaletal und das östliche Harzvorland zwischen der Stadt Halle (Saale) und der Lutherstadt Eisleben mit folgenden Schwerpunkten durch:
Geschützter Landschaftsbestandteil Amselgrund/Kreuzer Teiche, Landschaftsschutzgebiet (LSG) Dölauer Heide, Naturschutzgebiet (NSG) Lintbusch, Einmündung des Würdebaches in die Salza in Köllme, LSG Salzatal, NSG Salzabogen, Kernersee, Salziger See, LSG Süsser See, Einmündung der Bösen Sieben in den Süssen See bei Lüttchendorf, LSG Laweketal, Einmündung der Laweke in die Salza in Zappendorf, Einmündung der Salza in die Saale in Salzmünde, Roitzschwerder/Die Aue und Hechtgraben
Treff- und Endpunkt: Eingang „Bergschenke“ in Halle-Kröllwitz
Bereits zu Beginn der Fahrradeexkursion mit dem Fahrrad nahm die Exkursionsgruppe den 15,2 ha großen Geschützten Landschaftsbestandteil Amselgrund/Kreuzer Teiche in Augenschein. Dieses ökologisch sehr wertvolle Gebiete nördlich der Saale und der halleschen Talstraße ist von einer Wiese mit Feuchtgebiet, von Schluchtwäldern, von Porphyrhängen mit Trocken- und Halbtrockenrasengesellschaften sowie den drei Kreuzer Teichen geprägt. Seit dem Jahre 1984 vom Arbeitskreis Umweltschutz (AKUS) Halle in der Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR betreut, legte dieser Ende 1986/Anfang 1987 eine wissenschaftlich fundierte Konzeption zum Schutz und zur Entwicklung des Amselgrundes und der Kreuzer Teiche vor. Darauf aufbauend führte der AKUS ab 1987 bis zu seiner Auflösung im Januar 1990 zahlreiche Arbeitseinsätze zur Entschlammung der oberen beiden Kreuzer Teiche durch. Dem waren auch Studentensommer der früheren Pädagogischen Hochschule gewidmet. Die Konzeption und die darauf aufbauenden Arbeitseinsätze fanden mit der Ausweisung des Gebietes als Geschützter Landschaftsbestandteil, der Entschlammung des unteren und größten Kreuzer Teichs, der weitgehenden Wiederbelebung des alten Abflusses über einen kleinen Bach und der damit verbundenen Wiederentstehung eines Feuchtgebietes am Nordrand im Westteil der Wiese im Auftrage der Stadt Halle (Saale) eine würdige Fortsetzung.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrradexkursion drückten aber ihren dringenden Wunsch aus, dass die Wiese aus Veranstaltungen aller Art herausgehalten bleibt, um Schädigungen aller Art ausschließen zu können.
Mit Unverständnis nahm die Exkursionsgruppe die Art und Weise die nunmehr abgeschlossenen Baumaßnahmen in der Talstraße auf. Dabei nahm man u.a. die Fällung von Gehölzen im Auenwaldstreifen an der Wilden Saale vor, um für Abflussrohre zur offensichtlichen Entwässerung der Straße. Neben dem wieder unverhältnismäßigen baulichen Eingriff in Umwelt, Natur und Landschaft, besteht nun die Gefahr, dass Kraftstoffe, Öle sowie Abrieb von Reifen und Bremsbelägen ungefiltert in die Saale gelangen. Ferner besteht die Gefahr, dass bei Unfällen bzw. Havarien bei Gefahrguttransporten ungehindert weitere Schadstoffe in die Saale gelangen können. Darüber hinaus bemängelte die Exkursionsgruppe das Fehlen eines Durchgangs für Amphibien.
Im Hinblick auf die Entwicklung der halleschen Peißnitzinsel und den Plänen zum Wassertourismus in der Stadt Halle (Saale) beriet die Exkursionsgruppe inhaltlich zum Stand der Entwicklung.Dabei stellten sie fest, dass im Vorfeld dieser rechtswidrigen und skandalösen Öffnung der Wilden Saale für den Bootsverkehr am 08.06.2018, hatte das Wasser- und Schifffahrtsamt des Bundes im Auftrag der Stadt Halle (Saale) massive Aus- und Abholzungen in der Wilden Saale vorgenommen. Nach Ansicht des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA)verletzten somit Wasser- und Schifffahrtsamt des Bundes und Stadt Halle (Saale) mit diesen Eingriffen mitten in der Brutzeit in und am ca. 10 ha großen Naturschutzgebiet (NSG) Peißnitznordspitze, welches in enger Korrelation mit dem Naturschutzgebiet ”Forstwerder“ zusammen das FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ bildet, gegen geltendes Naturschutzrecht der EU, der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Sachsen-Anhalt. Diese Eingriffe führten zu unzulässigen Verschlechterungen im und am NSG und FFH-Gebiet.
Offenbar eingebettet in das im Dezember 2014 vorgelegte Tourismuswirtschaftliche Gesamtkonzept für die Gewässerlandschaft im Mitteldeutschen Raum, fehlt komplett die Berücksichtigung der Bedeutsamkeit des Planungsraumes als vielfältiger Natur- und Landschaftsraum, welcher Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bietet. Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sieht in dem Planungspapier die klare und deutliche Zielrichtung, Umwelt, Landschaft und Natur den Bedürfnissen des Tourismus unterzuordnen. Derweil ist es erforderlich den Tourismus in die Schutzbedürfnisse dieser sehr bedeutsamen, arten- und strukturreichen Natur- und Landschaftsräume einzuordnen.
Nicht unerwähnt bleiben sollten auch beispielhaft nachfolgend einseitig festgelegte und realisierte Baumaßnahmen im Namen des Tourismus an und in der Saale: Der Neubau der Brücke vom Böllberger Weg zum Naturschutzgebiet Rabeninsel, Biwak- und Zeltplatz für Wasserwandernde auf der Jungfernwiese mit Anlegesteg , eine Umtragemöglichkeit Elisabethsaale am Pulverweidenwehr, Die Anlegestege unterhalb der Burg Giebichenstein, der asphaltierte Radweg zwischen Holzplatz und Jungfernwiese, die neue Brücke zwischen Salinehalbinsel und Sophienhafen sowie die massenhaften Abholzungen an und in den Klausbergen. Nicht zu vergessen zum Beispiel die verheerenden Pläne des Neubaus von Brücken zwischen Jungfernwiese und Gimritzer Park sowie zwischen Salinehalbinsel und Klausvorstadt.
Dabei ist es den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung der Stadt Halle (Saale) vollkommen egal, ob Naturschutzgebiete oder Schutzgebiete der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) davon betroffen sind.
Wenn man sich diese und weiteren öffentlich vorgestellten Pläne anschaut, dann ist nach Auffassung des AHA berechtigte Skepsis angebracht. Da ist z.B. ebenfalls zu lesen, dass neue Anlegestegs und Stellplätze entstehen sollen, vorgesehen ist, die Wilde Saale wieder für manuelle Paddler zu öffnen, der intensive Wunsch nach Mehrung des Motorbootverkehrs besteht und die Verlegung von garantiert asphaltierten Saaleradwanderwegen an die Saale zwischen Wörmlitz und Böllberg.
Schon daraus lässt sich ein Umkehrprozess ableiten, indem man Natur und Landschaft dem Wassertourismus unterordnen zu beabsichtigen denkt. Was jahrzehntelange Verschmutzung von Luft und Wasser nicht geschafft haben, scheint so nun greifbar nah zu sein und zwar drohende nachhaltige Schädigungen in der Saaleaue.
So ist es aus Sicht des AHA unverantwortlich, den von seiner Vorgängerorganisation Arbeitskreis Umweltschutz Halle in der Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR im Jahr 1983 massiv mit erwirktem Verbot des Befahrens der Wilden Saale wieder zu kippen. Die Wilde Saale hat sich im Rahmen der Schutzmaßnahmen seit dem Jahr 1983 zu einem sehr wichtigen, arten- und strukturreichen Lebens- und Rückzugsraum entwickelt. Hier brüten z.B. Eisvögel, vereinzelt auch Beutelmeise und überwintern Gänsesäger und zahlreiche Entenarten. In letzter Zeit taucht auch der besonders geschützte Biber auf und lebt bekanntlich der Eremit. Ferner tangiert die fast unverbaut gebliebene und sich streckenweise sehr naturnah entwickelte Wilde Saale das ca. 10 ha große Naturschutzgebiet (NSG) Peißnitznordspitze, welches in enger Korrelation mit dem Naturschutzgebiet ”Forstwerder“ zusammen das FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ ergeben sowie mit dem geschützten Landschaftsbestandteil Amselgrund und Kreuzer Teichen, dem geschützten Landschaftsbestandteil Amtsgarten und dem flächenhaften Naturdenkmal Klausberge im Grün- und Biotopverbund steht. Außerdem bildet die Wilde Saale den Verbindungsraum zum Sandanger, zu den Hangwäldern an den Weinbergen sowie zum Saugrabental bis hin zur Dölauer Heide.
Alles Gründe, welche die Öffnung der Wilden Saale für Bootsverkehr aller Art, somit auch für Paddler, ausschließen muss, wenn man sich fachlich korrekt verhält und zudem nach Recht und Gesetz handelt!
Der Aufenthalt von drei Booten im Bereich der Wiedereinmündung der Wilden Saale in die Stromsaale und des NSG Peißnitznordspitze lassen dabei erahnen, wenn man immer mehr Bootsverkehr in das Gebiet zieht. Solche Aktivitäten sind sofort zu unterbinden.
Die bereits durchgeführten Asphaltierungen von Wegen bis an das NSG Peißnitznordspitze und durchgeführten Holzungsarbeiten an den Ufern der gesamten Peißnitzinsel lassen erahnen, was einer Freigabe der Wilden Saale für den Bootsverkehr, vorangehen könnte. Dazu zählt neben massiven Holzungen die Gefahr der Beseitigung einer sehr wichtigen Kies- und Sandbank in Höhe des Gimritzer Parks und des Sandangers. Diese Maßnahmen fänden dann jedes Jahr Neuauflage, um die Wilde Saale schiffbar zu halten. Dann ist es nur die Frage der Zeit, wann das erste Motorboot den Flussteil befährt.
Nach Auffassung des AHA sieht das Ganze ferner danach aus, die Paddler in die Nebenarme „abzuschieben“, um den schnellen und langsamen Motorbooten auf den Saalehauptarmen den freien Raum zu überlassen. Die gegenwärtigen Abgas- und Lärmbelästigungen, einhergehend mit massivem Wellenschlag, tragen schon jetzt zu massiven Störungen im Landschaftsschutzgebiet und an den NSG bei.
Alles zusammen genommen führt unweigerlich zu massiven Störungen bis Zerstörungen von wertvollen Natur- und Landschaftsräumen. Darüber hinaus haben sie massive Beeinträchtigungen des Landschafts- und Stadtbildes zur Folge.
Daher fordert der AHA eine wissenschaftlich fundierte Tourismuskonzeption in und für Halle (Saale), welche Naherholung und Tourismus dem Schutz und Erhalt von Natur, Landschaft und Umwelt unterordnet. Was nützt es uns Natur und Landschaft für Naherholung und Tourismus zu nutzen, wenn diese massiv geschädigt oder gar Zerstörung erfahren soll und somit ihre Arten- und Strukturvielfalt verliert, welche aber u.a. die anziehende Wirkung für die Bevölkerung ausmacht. Daher gilt es die Flusslandschaft der Saale in Halle nicht zu „vermarkten“, sondern zu schützen, zu erhalten und zu bewahren, damit sich auch künftige Generationen in ihr erholen und entspannen können.
Im Bereich des Hubertusplatzes und im Blick auf die Heideallee griffen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrradexkursion in aller Deutlichkeit die Stellungnahmen von AHA und Initiative „Pro Baum“ zur geplanten und Entwicklung bis zum Gimritzer Damm auf.
Mit großem Unverständnis haben immer wieder die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) die verheerenden Massenabholzungen entlang des Gimritzer Dammes zwischen Zur Saaleaue und Heideallee aufgenommen. Diese Zerstörung des standorttypischen Gehölzbestandes, welcher u.a. aus Stieleiche, Gemeiner Esche, Pappel, Robinie, Feldahorn, Blutroten Hartriegel und Hundsrose bestand bzw. noch in Resten besteht, bildete einen sehr wichtigen Rückzugsraum von zahlreichen Tier- und Pflanzenarten, trug zur Entstehung von Frischluft und zum Lärmschutz bei, wertete das Stadtbild auf sowie stellte einen sehr wichtigen Biotop- und Grünverbund dar. Beide Organisationen fordern den sofortigen Stopp dieser umwelt- und naturfeindlichen zerstörerischen Aktivitäten. Seit Anfang an betrachten die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) mit sehr großer Sorge die aktuellen Pläne zum Umbau des Gimritzer Dammes zwischen Rennbahnkreuz und Heideallee, des Abschnittes der Heideallee bis zur Kreuzung mit der Walter-Hülse-Straße und dem Weinbergweg sowie deren Umbau zum Kreisel aufgenommen. Mit den der Öffentlichkeit vorliegenden großzügigen Verkehrsplanungen, gehen im Falle der Umsetzung, massive Zerstörungen und Beschädigungen von sehr wichtigen Gehölz- und Wiesenbeständen einher. So hat man massiv damit begonnen den Gehölzbestand südlich bzw. südwestlich des gesamten Gimritzer Dammes, insbesondere zwischen Zur Saaleaue und Übergang zur Heideallee, komplett zu zerstören. Der Gehölzbestand nördlich bzw. nordöstlich des Gimritzer Damm im Übergangsbereich zur Heideallee und im Bereich der Einmündung der Halle-Saale-Schleife ist ebenfalls massiv von der Säge bedroht. Der weitere Knackpunkt bildet der im Bau befindliche Kreisel im Kreuzungsbereich von Heideallee, Walter-Hülse-Straße und dem Weinbergweg. Hier sehen die Planungen alleine für den Umbau und im direkten Anschlussbereich in Heideallee und Brandbergweg die Vernichtung von mindestens 27 Bäumen vor. Zu den Weihnachtsfeiertagen im Jahr 2018 nahm man schließlich diese katastrophalen Fällungen vor.
Derartige Planungen, wofür der Steuerzahler alleine im Abschnitt zwischen Rennbahnkreuz und Anschluss Heideallee etwa 13,5 Millionen Euro aus dem Fluthilfefond für den Abschnitt zwischen Rennbahnkreuz und Anschluss Heideallee beisteuern soll, ist ein weiterer skandalöser Ausdruck verfehlter Verkehrs- und Umweltpolitik nicht nur in der Stadt Halle (Saale), sondern auch im Land Sachsen-Anhalt. Es ist auch aus dem Gesichtspunkt unverständlich, dass man ein Straßensystem massiv ver- und bestärkt, welches sich zu großen Teilen im Hochwassereinzugsgebiet der Saale befindet und man genau weiß, dass trotz Deiche oder „Schutzwände“ mit umfassenden Überflutungen und Einwirkungen von Qualmwasser sowie umfassenden Rückstau aus Richtung Halle-Neustadt zu rechnen ist.
Im Anschluss daran führte der Weg zu dem 740 ha großen Landschaftsschutzgebiet „Dölauer Heide“, welches eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in der näheren Umgebung der Stadt Halle (Saale) darstellt. Zusammen mit der Saaleaue stellt die Dölauer Heide ein wichtiges Vernetzungswerk für die Entwicklung von Biotop-Verbundsystemen dar. Sie erfüllt vielfältige ökologische Funktionen, zum Beispiel die Lufthygiene, und schafft günstige Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Dies drückt sich u.a. auch in dem 62 ha großen Naturschutzgebiet Bischofswiese und in dem an die Dölauer Heide angrenzenden 16 ha großem Naturschutzgebiet Lindbusch aus. Ferner ist die Dölauer Heide ein sehr bedeutsames Naherholungsgebiet für die Menschen der Region.
Nach Auffassung des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sollte die Vegetation der Dölauer Heide eine naturnahere Entwicklung in Richtung eines standorttypischen winterlindenreichen Traubeneichen-Hainbuchenwaldes erfahren. Dies ist möglich, wenn die Dölauer Heide immer mehr einer sukzessiven Entwicklung überlassen wird und Bewirtschaftungsmaßnahmen sich immer mehr auf die Freihaltung von Wegen und Plätzen sowie der damit verbundenen Gefahrenabwehr beschränken. Der AHA erläuterte den Exkursionsteilnehmern ferner seine im Sommer 2007 der Stadt Halle (Saale) vorgelegte Konzeption zur Entwicklung des einst im Jahre 1932 angelegten, ca. 5 km langen Naturlehrpfades in der Dölauer Heide. Ferner begrüßten die Exkursionsteilnehmer den Vorschlag des AHA zur Erstellung eines entsprechenden Schutz- und Entwicklungskonzeptes mit integriertem Tourismuskonzept und neuem Wegeplan.
Nach Durchquerung der Dölauer Heide nutzte der AHA die Gelegenheit, den Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrradexkursion den Vorschlag zu erläutern, welche eine Extensivierung der Landwirtschaft im Umfeld des Granauer Berges bis zur Dölauer Heide und dem Lindbusch heran beinhaltet. Somit lassen sich die drei Landschafts- und Naturräume besser vernetzen und entwickeln, wovon Fauna, Flora und das Landschaftsbild noch mehr profitieren können.
Insbesondere die Dölauer Heide zeigte an einigen Stellen noch Folgen des stürmisch geprägten Gewitters vom 07.07.2015 auf, was sich in punktuellen oder flächendeckenden Windbruch manifestierte. Ferner haben die besonders starken Trockenjahre 2018 und 2019 sowie auch nun 2020 massive Spuren hinterlassen. Erkennbar durch zahlreich abgestorbene Bestände der Waldkiefer. Nach Auffassung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrradexkursion ermöglichen nur sukzessive Entwicklungen die Gestaltung stabiler, arten- und strukturreicher Waldbestände, welche eine Chance haben, den massiven Klimaveränderungen etwas entgegenzusetzen. Die bisherige Forstwirtschaft ist mit ihren Massenabholzungen und ihren weitgehenden monokulturellen und strukturarmen Aufforstungen zum Scheitern verurteilt. Dazu tragen u.a. die Kappungen der Pfahlwurzeln in Folge von Unterschneidungen und Rodungen in der jeweiligen Forstbaumschule bei. Auf Grund der Verschärfung der Trockenphasen und Zunahme der Stürme an Häufigkeit und Stärke brauchen Bäume intakte, weiter wachsende Pfahlwurzeln mehr denn je.
Im Bereich des Heidesees berieten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrradexkursion über die Stellungnahme des AHA zum Planfeststellungsverfahren „Sanierung Tagebaurestloch Heidesee in Halle (Saale) vom 06.08.2001, welche u.a. einen umfassenden Schutz und Erhalt der Gehölz- und Röhrichtbereiche sowie sogar recht ausführlich Ausführungen zum Teil Überlauf zum Saugraben beinhaltet.
Sorgen bereitet der momentane Zustand der Streuobstwiesen nördlich und nordwestlich des Heidesees. Hier sind zunehmender Abgang von Süßkirschen und große Lücken im Obstgehölzbestand erkennbar. Hier gilt es neben Schnittarbeiten umfassende Nachpflanzungen vorzunehmen. Andernfalls droht der schleichende Verlust der Streuobstwiese.
Im Bereich zwischen dem ca. 20,6 ha großen Naturschutzgebietes „Lindbusch“, dem 0,84 ha großen flächenhaften Naturdenkmal „Lößhohlweg bei Granau“, dem 1,5 ha großen flächenhaften Naturdenkmal „Feldgehölz südöstlich des Lindbusches“ und der Dölauer Heide gilt es verstärkt auf extensivere Landschaftsformen mit der Möglichkeit der Entwicklung von sukzessiven Gehölzbrücken zwischen den vier Schutzgebieten zu orientieren. Erste Ansätze sind bereits im Umfeld des NSG „Lindbusch“ zu erkennen, wo u.a. Bestände von Sonnenblumen und Luzerne wachsen.
Die angrenzenden Wege zwischen Dölauer Heide, Lindbusch, Bennstedt, dem Zorges und Lieskau bieten sich zur Pflanzung von gesamt 600 verschiedenartigen Obstbäumen als Alleen an. Extensiv bewirtschaftete Obstalleen zählen zu den arten- und strukturreichsten Kulturlandschaften, die es gilt nicht nur zu erhalten, sondern auch wieder verstärkt zu verbreiten. Zudem sind Obstalleen zusammen mit Streuobstwiesen das Genreservoir alter Regionalsorten. Ferner tragen sie zum Grün- und Biotoverbund bei, dienen zahlreichen Tieren als Unterschlupf und Nahrung sowie beleben das Landschaftsbild. Somit lassen sich ökologische, landschaftspflegerische, umweltbildende und kulturhistorische Aspekte vielfältig und sinnvoll miteinander verknüpfen. Dazu legte der AHA mit Beschluss vom 06.10.2014 dem Landkreis Saalekreis und der Gemeinde Salzatal „Konzeptionelle Vorschläge zur Entwicklung von mehreren zweireihigen Obstgehölzalleen entlang der Wege zwischen der Ortslage Bennstedt und dem Naturschutzgebiet „Lintbusch“ sowie entlang des nordöstlichen Abzweiges entlang des Ostzipfels des Zorges bis zum Verbindungsweg zwischen Köllme und Lieskau, Gemeinde Salzatal, Landkreis Saalekreis“ vor. Leider haben sich weder der Landkreis Saalekreis, noch die Gemeinde Salzatal zu den Vorschlägen geäußert. Somit fordert der AHA beide kommunalen Einrichtungen auf sich nach bald sechs Jahren, endlich dazu zu äußern!
Beim Befahren des Gebietes zwischen Lieskau, Zorges und Zappendorf/Köllme diskutierten die Exkursionsteilnehmer die Notwendigkeit und die Folgen der geplanten BAB 143. Der AHA legte dazu dar, dass ein Beibehalten der bisherigen Trassenführung unweigerlich zur Schädigung bzw. Vernichtung von großen Teilen ökologisch bedeutsamen und schützenswerten Natur- und Landschaftsbestandteilen führt. An dieser Stelle sei ebenfalls noch einmal darauf hingewiesen, dass der betroffene Raum sich in einem erdgeschichtlich sehr langen Zeitraum entwickelt hat. Heute manifestiert sich dieser langwierige Prozess in einem ökologisch und landschaftlich arten- und strukturreichen Raum. In dem Zusammenhang sei noch einmal erwähnt, dass sich im unmittelbaren Umfeld im 2 km Umkreis 2 Landschaftsschutzgebiete, 5 Naturschutzgebiete, 23 flächenhafte Naturdenkmale und 4 geschützte Landschaftsbestandteile befinden, 2 Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiete, ein Naturschutzgebiet, 1 flächenhaftes Naturdenkmal, 2 Geschützte Landschaftsbestandteile und 2 Landschaftsschutzgebiete durchschnitten werden würden. Namentlich seien z.B. als betroffene Schwerpunkte das FFH-Gebiet Muschelkalkhänge westlich Halle zwischen Lieskau, Zappendorf/Köllme und Bennstedt, die Saaleauenlandschaft zwischen Brachwitz und Salzmünde, das Salzatal sowie das FFH-Gebiet Porphyrkuppenlandschaft nordwestlich Halle zwischen Gimritz, Brachwitz und Döblitz genannt.
Umweltverbände und -vereine haben immer wieder auf verkehrstechnische Alternativen hingewiesen. Verkehrstechnisch gesehen bieten im Westen die B86/B 180 und die B 180 im Raum Sangerhausen bzw. Eisleben zusammen mit den geplanten und bereits gebauten Ortsumgehungen eine Verbindung zwischen der BAB 38 und der BAB 14. Während im Süden und Osten die BAB 9 über die Anschlussstelle Peißen eine Umgehung der Stadt Halle (Saale) darstellt. Zudem führen erst derartige Autobahnen zu einer Vermehrung von Autoverkehr im regionalen und überregionalen Blickfeld gesehen. Selbst die ursprünglich veranschlagten Baukosten von 38 Millionen Euro allein für das Bauprojekt im Raum Salzmünde wären für den Erhalt des Schienennetzes der Bahn und den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs besser aufgehoben. Das sahen die Exkursionsteilnehmer ebenso.
In Zappendorf/Köllme nahmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrradexkursion den Mündungsbereich des Würdebaches in die Salza in Augenschein. Während dieser Bereich weitgehend strukturell vielfältig geprägt ist, zeugt der sonstige ca. 16 km lange Verlauf des Würdebachs oft von Einengung und Verbau. Insbesondere in Teutschenthal bedarf es umfassende Veränderungen. Um den zusammenhängend den Schutz, Erhalt und Entwicklung der ca. 10,8 km langen Salza, der ca. 14,48 km langen Laweke und des etwa 16 km langen Würdebach legte der AHA bereits im April 2002 einen „Rahmenplan zur Erstellung einer Pflege- und Entwicklungskonzeption für die Salza, die Laweke und den Würdebach“ vor, welche zu einer wissenschaftlichen Bearbeitung durch die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und bzw. oder Fachhochschule Anhalt in Bernburg führen soll. Hier bildet das ca. 117 ha große Naturschutzgebiet (NSG) „Salzatal bei Langenbogen“ im ca. 852 ha großen Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Salzatal“ ebenso einen sehr wichtigen Schwerpunkt, wie die Mündungsgebiete von Wellbach, Würdebach und Laweke sowie das Mündungsgebiet der Salza in die Saale in Salzmünde. Das „Salzatal bei Langenbogen“ ist ebenso wie das 518 ha umfassende Gebiet des Salzigen Sees zum 650 ha großen EU-Vogelschutzgebiet Special Protected Areas (SPA) = Spezielle Schutzgebiete Salziger See und Salzatal. Zu diesem Schutzgebiet gehören laut § 1 Absatz 4 der ANLAGE NR. 3.18 GEBIETSBEZOGENE ANLAGE FÜR DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET “SALZIGER SEE UND SALZATAL“ (EU-CODE: DE 4536-401, LANDESCODE: SPA0020), Zitat: „Das Gebiet umfasst das FFH-Gebiet „Salziger See nördlichen Röblingen am See“ (FFH0165), überschneidet sich mit dem FFH-Gebiet „Salzatal bei Langenbogen“ (FFH0124), umfasst das Naturschutzgebiet „Salziger See“ (NSG0147) und überschneidet sich mit dem Naturschutzgebiet „Salzatal zwischen Langenbogen und Köllme“ (NSG0366), die Landschaftsschutzgebiete „Süßer See und Salziger See“ (LSG0038ML) und „Salzatal“ (LSG0066SK) sowie den Naturpark „Unteres Saaletal“ (NUP0006LSA), umfasst die Flächennaturdenkmale „Igelsumpf“ (FND0022ML), „Tausendsee“ (FND0020ML), „Grottenteich“ (FND0021ML), „Salz- und Trockenrasen-Vegetation bei Langenbogen“ (FND0002SK), „Erdfall am Bindersee“ (FND0026ML) und das flächenhafte Naturdenkmal „Erdfall Teufelsspitze“ (NDF0005ML).“, Zitat Ende
Mit großem Unverständnis haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrradexkursion die intensive Rindernutzung im Bereich der Grenze der Gemarkungen Köllme und Langenbogen in Augenschein genommen. Die gesamte nitrophile Hochstaudenfläche war abgefressen oder niedergetreten. Innerhalb eines Naturschutzgebietes ist eine derartige Entwicklung vollkommen inakzeptabel und bedarf daher einer unverzüglichen Änderung. Wiesen, Hochstaudenkulturen und Weidewirtschaft müssen keinen Widerspruch darstellen, aber im konkreten Fall offenbar schon.
Hinsichtlich des Wellbaches stellten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrradexkursion fest, dass große Teile im Sohl- und Uferbereich vollkommen verbaut sind. Hier bedarf es schon alleine in der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie der EU eine umfassende Änderung. Dazu gilt es alsbald konzeptionelle Vorschläge zu erstellen.
Ebenso erforderlich sind wissenschaftlich fundierte konzeptionelle Vorstellungen für die Fläche des früheren Salzigen Sees. Darin gilt es die Fragen einer möglichen Flutung, die Einbindung von Weida und Zellgrundbach, des Abflusses zur Salza, die Einbindung von Kerner See und Bindersee sowie nicht zuletzt die mit Düngestoffen und Pestiziden belasteten Böden im intensiv landwirtschaftlich genutzten Grund des einstigen Sees und der verkehrstechnischen Lösungen des Verlaufs der B 80 und der Verbindungsstraße zwischen Aseleben und Röblingen am See zu untersuchen. Bei der Durchquerung des Gebietes des 518 ha umfassenden Gebietes des Salzigen Sees, wozu auch das ca. 448 ha große Naturschutzgebiet „Salziger See“ gehört, stellten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrradexkursion fest, dass sich ein großer Teil des früheren Seengebietes, besonders im Bereich des Mittelgrabens, zu einem sehr arten- und strukturreichen Feuchtgebiet als Lebens- und Rückzugsraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten entwickelt hat. Jedoch beeinträchtigen große Flächen mit intensiver Landwirtschaft die flächendeckende Ausweitung der Schutzwürdigkeit. Dabei zeugen insbesondere der Mündungsbereich der stark begradigten, aber potentiell sehr entwicklungsfähigen Weida in den Mittelgraben mit seinen ausgeprägten Feuchtgebieten, der gut ausgeprägten Weichholzaue bestehend u.a. aus Silberweide sowie nitrophilen Hochstaudenflächen, wie eine potentielle Entwicklung des Seengebietes aussehen kann. Ergänzung erhält die Entwicklungsvielfalt in dem Seengebiet im Bereich der L 176 – Große Seestraße zwischen Röblingen am See und Aseleben.
Einer umfassenden wissenschaftlichen Betrachtung bedarf auch der Süsse See, welcher mit starken Nährstoffeinträgen aus dem Umland zu kämpfen hat. Insbesondere der Eintrag von Phosphaten und Nitraten führen zu einem verstärkten Algenwuchs, welcher das Wasser grün „aufblühen“ lässt. Verstärkte Verbrauch von Sauerstoff und stark eingeschränkter Lichteintrag führen zu Schädigungen an Fauna und Flora sowie befördert durch Absinken organischen Materials die Verlandung des Sees. Besorgniserregend ist zudem, dass etwa 25 % der Ufer des Süßen Sees, insbesondere im Bereich von Seeburg und Aseleben, durch z.B. Anlagen für Tourismus verbaut sind. Von daher halten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrradexkursion eine alternative Planung für dringend geboten, welche auf jeden Fall den Schutz, Erhalt und Ausweitung naturnaherer Uferbereiche beinhalten muss.
Der Verlauf von Böser Sieben zwischen Lüttchendorf und Einmündung in den Süßen See zeugen von wasserbaulichen Begradigungs- und Ausbaumaßnahmen. Hier halten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrradexkursion die Schaffung von Möglichkeiten der Mäandrierungen sowie den Rückbau der Verbauungen im gemeinsamen Mündungsbereich von Böser Sieben und Salzgraben für unabdingbar.
Der Aufenthalt im Laweketal, was zum ca. 1.357 ha großen LSG „Laweketal“ gehört, zeigte auf, dass der Bach und seine Aue ein umfassendes Entwicklungspotenzial besitzt. Dazu ist es aber erforderlich, dass die Aue der Laweke insbesondere z.B. zwischen Schochwitz und Wils eine Extensivierung erfährt.
Ferner stellte der AHA den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fahrradexkursion seine am 07.10.2013 beschlossene und unmittelbar danach dem Landkreis Saalekreis, der Gemeinde Salzatal und dem Unterhaltungsverband „Untere Saale“ vorgelegte „Konzeption zur naturnahen Gestaltung und Entwicklung der Laweke im Mündungsbereich in die Salza in der Gemeinde Salzatal, Ortsteil Zappendorf (Landkreis Saalekreis)“ vor. Die Konzeption und deren praktische Umsetzung sollen einen Beitrag zur Verbesserung der Struktur der Laweke und zur Umweltbildung leisten. Mit dem Einbringen der Störsteine und -hölzer sowie der Schwellen ist erst der praktische Beginn dieses Prozesses zu sehen. Nachfolgende Beobachtungen, Datenerfassungen und eventuell notwendige Korrekturarbeiten lassen daraus ein dauerhaftes Projekt entstehen, welches anderswo ebenfalls Umsetzung finden könnte. Nunmehr hat man in offenbarer Unkenntnis der obengenannten, nunmehr fast drei Jahre alten Konzeption 13 Schwarzerlen an das Nordufer der Laweke kurz vor der Einmündung in die Salza gepflanzt. Eine Maßnahme, welche an dem Standort vollkommen unnötig erscheint und den in der AHA-Konzeption vorgeschlagenen Entwicklungsprozess behindert.
Hinsichtlich des Mündungsbereiches der Salza in die Saale in Salzmünde verwies der AHA auf die am 05.12.2005 beschlossenen Konzeptionellen Vorschläge zur Entwicklung des Saale-Salza-Auenwaldes direkt im Mündungsbereich der Salza in die Saale, Gemeinde Salzmünde (Landkreis Saalkreis), welche u.a. auf einem „Rahmenplan zur Erstellung einer Konzeption zum Schutz, Erhalt und Pflege des Auenwaldes im Winkel Saale/Salzamündung in der Gemeinde Salzmünde im Landkreis Saalkreis“ vom 03.06.1998 beruht. Beide Konzeptionen beinhalten die dringende Notwendigkeit, dazu beizutragen, einen teilweise stark beeinträchtigten Auenwald im Mündungsbereich der Salza in die Saale wieder verstärkt die Möglichkeit zu geben sich naturnaher bzw. naturnah und standortgerecht entwickeln zu können. Dazu gehören zum Beispiel das verstärkte Aufwachsen der Stieleiche (Quercus robur L.) sowie die Beendigung und Beseitigung von Trampelpfaden. Eine damit verbundene Umweltbildungsarbeit ließe sich sehr gut mit praktischen Arbeiten vor Ort koppeln. Die Prüfung einer Unterschutzstellung als flächenhaftes Naturdenkmal gilt es als rechtliche Begleitung des Prozesses zu verstehen. Mit großer Besorgnis nahmen die Exkursionsteilnehmer die zunehmenden baulichen Veränderungen für den Pferdesport in der Aue im Mündungsgebiet der Salza in die Saale auf. Die dabei zum Teil sehr massiven erdbaulichen Eingriffe tragen immer zur Zerstörung des auentypischen Landschaftsbildes im Hochwasserraum von Saale und Salza. Besonders bedenklich erscheint für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrradexkursion eine massive Erdverwallung im Ostteil des Gebietes. Diese baulichen Veränderungen sind nach Auffassung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrradexkursion fest nicht akzeptabel und bedürfen eines schnellstmöglichen Rückbaus.
Im Bereich der Saaleaue bei Brachwitz erläuterte der AHA noch einmal seine Positionen zu in den Jahren 2000 und 2005 errichteten Steganlagen in Salzmünde und in Brachwitz. Einst illegal, mit nachträglicher Genehmigung errichtet, wirken sich derartige Anlagen nachteilig auf das Landschaftsbild und den Entwicklungsraum der Fließgewässer aus sowie bilden Hindernisse bei Hochwasserereignissen. Eng damit verbunden zeigt sich besorgniserregend die Zunahme des Motorbootverkehrs auf der Saale, welche neben der Uferverbauungen zu verstärkter Belastung mit Abgasen, Lärm und Wellenschlag sowie eine Zunahme des illegalen Campierens am Ufer der Saale führt. Häufig bleibt zudem eine Unzahl von Müll zurück. Infolgedessen sind deutliche Beeinträchtigungen der Ufervegetation erkennbar, welche u.a. auch als Brutrevier und Rückzugsgebiet für Wasservögel dient. Hier fordern die Exkursionsteilnehmer eine massive Veränderung. Zudem man waren sich die Exkursionsteilnehmer einig, dass die Errichtung des Saaleseitenkanals und die Forstsetzung des Baus des Saale-Elster-Kanals diesen Prozess nur verschärfen kann.
Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sieht in den Landschafts-und Naturräumen in Halles Nordwesten sowie in Fortsetzung in der Stadt Wettin-Löbejün und der Gemeinde Salzatal eine sehr schützenswerte Region, welche sich sehr vielfältig darstellt. Als Kernstückt fungiert das Saaletal, welches von den Lunzbergen und den Brachwitzer Alpen sowie dem Waldgebiet in den Hanglagen von Neuragoczy eingerahmt ist. Die Lunzberge sind als ca. 64 ha großes Naturschutzgebiet „Lunzberge“ ausgewiesen, während die nördlich gegenüberliegenden Brachwitzer Alpen den Status eines ca. 152 ha großen Naturschutzgebietes „Porphyrlandschaft bei Brachwitz“ besitzen. Beide Naturschutzgebiete sind insbesondere von Trocken- und Halbtrockenrasengesellschaften, Hangwäldern, Gehölzgruppen und temporären Feuchtgebieten geprägt.
Entlang der Saale besteht am Fuße der Lunzberge und des Waldgebietes in den Hanglagen von Neuragoczy eine ca. 125 ha große Aue, welche den Namen Roitzschwerder im Landkreis Saalekreis trägt und im Stadtgebiet von Halle (Saale) die Bezeichnung „Die Aue“ führt. Hier hält der AHA die Erstellung einer wissenschaftlich fundierten Schutz- und Entwicklungskonzeption für dringend geboten. Dieser Teil der Saaleaue, welcher momentan einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung unterliegt und im Ostteil großräumig sehr lange als Kleingartenanlage diente, war einst mit Saalealtarmen durchzogen und bis zur Abholzung Anfang des 19. Jahrhunderts waldbewachsen. In engster Bindung zur Saale sowie in Anknüpfung zum NSG Lunzberge und mit wechselseitiger Wirkung zum NSG Porphyrlandschaft bei Brachwitz, bedarf es einer massiven Veränderung, dieses Teils der Saaleaue, wozu eine streckenweise Sukzession eines Auenwaldes, extensive landwirtschaftliche Nutzung und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten gehören könnten.
Die nunmehr erfolgte Beräumung der bisherigen, im Jahre 1932 gegründeten Anlage des Kleingartenvereins „Saaletal Lettin“ e.V. in der Uferstraße in Halle-Lettin mit Mitteln aus dem Fluthilfe-Fond im Umfang von insgesamt 4,2 Millionen Euro fand immer grundsätzlich die Zustimmung des AHA. Jedoch hatte der AHA immer wieder bekräftigt die Nachnutzung der 173 Gärten mit einer Fläche von 86.224 m² = 8,6 ha einer differenzierten Betrachtung zu unterziehen. So könnte sich der AHA vorstellen, dass z.B. die Obstbäume und Wiesen gemeinsam oder in Angrenzung zueinander die Basis einer neuen und umfassenden Streuobstwiese bilden könnte. So erscheint es notwendig und sinnvoll zu sein die Finanzen für eine vollständige Beseitigung der Bauten, Versorgungsleitungen, Verkehrstrassen und anderen Bauten zu nutzen sowie für die Einrichtung und Erhalt ebengenannter Streuobstwiese, standortgerechter Gehölzflächen und von Auenwiesen zu verwenden. Jedoch bedarf der Abriss der Bauten einer umfassenden Vorabuntersuchung, ob z.B. Fledermäuse und verschiedene Vogelarten hier Unterschlupf gefunden haben.
Für die weitere Entwicklung der Flächen des bisherigen Kleingartenvereins „Saaletal Lettin“ e.V. schlägt der AHA noch immer auch hier die Erstellung einer wissenschaftlich fundierten Schutz- und Entwicklungskonzeption vor, welche eine Abstimmung zu einer Gesamtentwicklung der Saaleaue Roitzschwerder/Die Aue in Einbettung zu den Naturschutzgebieten „Lunzberge“ und ”Porphyrlandschaft bei Brachwitz“ enthalten sollte.
In dem Zusammenhang betont der AHA das Erfordernis eines sorgsamen Umgangs mit der bestehenden Naturausstattung nicht nur in den Naturschutzgebieten, sondern auch mit allen angrenzenden Gebieten mit ihren sehr wichtigen Funktionen als Lebens-, Nahrungs- und Rückzugsraum.
Dazu zählt ganz besonders ebenfalls das Waldgebiet in den Hanglagen von Neuragoczy. Der vielfältige Gehölzbestand mit seinen mehr oder minder stark ausgeprägten Unterholzbestand aus Sträuchern und Jungbäumen bietet zahlreichen Tierarten Unterschlupf und Nahrung. Eine losgelöste Betrachtung von den beiden Naturschutzgebieten und der Saaleaue ist somit nicht möglich.
Die nunmehr angedachte Nutzung der Flächen für den Ausbilder für Pferd und Reiter Christian Schurig ist aus Sicht des AHA ungeeignet, um eine nachhaltige Entwicklung dieses Teils der Saaleaue zuzulassen.
Die in Folge des Orkans von Anfang Juli 2015 praktizierten Abholzungen im Waldgebiet in den Hanglagen von Neuragoczy haben unverantwortlicher Weise zu größeren und kleineren Kahlschlägen geführt. Somit erleidet der Gehölzbestand vorrangig durch die ebengenannten Abholzungen umfassenden Schaden. Dabei hätte es genügt Gehölze zu entfernen, welche sich direkt an Wegen, Straßen und Gebäuden befinden, um Schaden von den Menschen abzuhalten.
Jedoch mit großer Sorge betrachtet der AHA die gegenwärtige Art und Weise des Ausbaus des Saaleradwanderweges zwischen Halle-Lettin und Neuragoczy zu einer Asphaltstraße. Dabei haben beispielsweise die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung entgegen jeglicher ökologischer Vernunft eine Fortsetzung der flächendeckenden Zerschneidung wertvoller Landschaften im unteren Saaletal mit Asphalttrassen zu verantworten.
Derartige als Radwanderwegbau deklarierte steuerfinanzierte Vorhaben tragen weiter dazu bei einst unversiegelten Boden komplett zu versiegeln. Somit entstanden weitere fast unüberwindbare Hindernisse für Klein- und Kleinstlebewesen, welche sich im Sommer aufheizen und keine Tarnung gegenüber Fraßfeinden bieten. Darüber hinaus haben Beispiele mit derartigen Kleinstraßen gezeigt, dass verstärkt Motorräder und Mopeds die Wege nutzen. Solche Missbräuche gefährden nicht nur Fuß- und Radwanderer, sondern beeinträchtigen Landschaft, Umwelt und Natur. Dabei schreckt man noch nicht einmal vor Naturschutzgebieten zurück.
In dem Zusammenhang machten sich ausgiebige Bepollerungen der Wege notwendig, um das ungehinderte Befahren mit Kraftfahrzeugen aller Art zu verhindern, aber die Nutzung durch landwirtschaftliche Fahrzeuge, Maschinen und Geräte zu ermöglichen. Nur so konnte auch die Gefahr für die Fahrradfahrer und Fußwanderer gesenkt werden.
Der AHA weist darauf hin, dass derartige Baumaßnahmen zur weiteren Zerschneidung von Landschaft und Natur sowie Aufheizung der offenen Landschaft beitragen. Dabei tragen im zunehmenden Maße nicht nur Politik und Verwaltungen die Verantwortung, sondern auch die Befürworter einer Beförderung des Fahrradverkehrs mit umwelt- und naturfeindlichen Mitteln und Methoden. Somit haben diese Kräfte vereint, auf Kosten der Steuerzahler, den Fahrradtourismus im Widerspruch zum Schutz von Umwelt, Natur und Landschaft gesetzt. Eine sehr verhängnisvolle Entwicklung, welche es schnell, konsequent und unverzüglich zu stoppen gilt.
Am Hechtgraben am Südrand von Heide-Nord erläuterte der AHA seine zwischen den Jahren 2000 und 2001 vorgelegten drei konzeptionellen Vorschläge. Im Interesse der ökologisch positiven Gesamtentwicklung des Gewässers als Biotop- und Grünverbundraum zwischen der Dölauer Heide und der Saale bzw. zu den Lunzbergen sowie den Wohngebieten in Heide-Nord und Dölau sind umfassende Maßnahmen erforderlich. Die bereits vorliegenden Unterlagen der MLU und von TRIOPS bilden dazu bereits fundierte Grundlagen. Ebenso die bereits angelaufenen Planungen seitens der Stadt Halle (Saale). Der AHA möchte diese Aktivitäten fachlich und schöpferisch-kritisch begleiten und unterstützen. Auf Grund des notwendigen schnellen Handlungsbedarfes ist eine alsbaldige Erstellung einer Pflege- und Entwicklungskonzeption unter Einbeziehung des Schachtgrabens und des Haßgrabens erforderlich. Mit Hilfe von Wissenschaftlern, Studenten, Schülern und interessierten Bürgern soll dies erfolgen, wobei neue Bestandserfassungen an vorhandenen Erfassungsdaten in biologischer, chemischer und physikalischer Hinsicht und deren Auswertung anknüpfen müssen. Als wichtigen Nebeneffekt sieht der AHA die schnelle und umfassende Sensibilisierung und Einbeziehung der Bevölkerung vor Ort. Das Interesse besteht, hat die Veranstaltung am 27.02.1999 deutlich und viel versprechend gezeigt. Darauf gilt es nunmehr entsprechend aufzubauen.
Dazu gehört aktuell auch den Raum des Hechtgrabens im Abschnitt der früheren Lettiner Kaserne räumlich auszuweiten.
Hinsichtlich der Straßenbahnendhaltestelle Kröllwitz erinnert der AHA immer wieder daran, dass trotz deutlich und klar aufgeführter Bedenken die Vernichtung eines Teils eines Bruchwaldes und eine weitgehender Abfluss des Wassers nach Norden stattfand. Darüber hinaus erfolgte ein massiver Eingriff in den Waldrand des 740 großen Landschaftsschutzgebiet „Dölauer Heide“, welches eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in der näheren Umgebung der Stadt Halle (Saale) darstellt.
Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) weist immer wieder darauf hin, dass der Bruchwald im Bereich der Straßenbahnendhaltestelle Kröllwitz, das 740 große Landschaftsschutzgebiet „Dölauer Heide“, welches eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in der näheren Umgebung der Stadt Halle (Saale) darstellt, das Naturschutzgebiet „Brandberge“ sowie der Hechtgraben und seine Aue eines umfassenden Schutzes bedürfen. Bereits jetzt beeinträchtigen Dölauer Straße, Brandbergweg, Nordstraße und Waldstraße einen dringenden und ungehinderten Biotop- und Grünverbund der obengenannten Gebiete untereinander und mit der Saaleaue.
Jedoch führt eine Ausweitung der Nordstraße für eine Straßenbahnstrecke nach Halle-Lettin zu weiteren massiven Schädigungen des Bruchwaldes im Bereich der Straßenbahnendhaltestelle Kröllwitz, des Landschaftsschutzgebietes „Dölauer Heide“, des Naturschutzgebietes „Brandberge“ sowie des Hechtgrabens und seiner Aue.
Daher hält der AHA die gegenwärtigen Planungen für die Straßenbahn für sehr problematisch. Bereits jetzt zeigen die Markierungen an Bäumen in den Saumstreifen des NSG Brandberge und des LSG Dölauer Heide entlang der Nordstraße zwischen den Abzweigen zu Dölauer Straße und Waldstraße den bedrohlichen Umfang der angedachten Bauarbeiten auf, welche u.a. wieder einmal auf Massenfällungen hindeuten. Derartige Aktivitäten bedeuten unverantwortliche Eingriffe in Waldsaumstreifen sowie in ein NSG und Schutzgebiet nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie. Ebenso gilt es endlich den Hechtgraben und seine Aue von Bebauungen freizuhalten und von negativen Eingriffen aller Art zu verschonen. Hier gilt es der sukzessiven Entwicklung den absoluten Vorrang einzuräumen.
Zum Abschluss der Fahrradexkursion bekräftigte der AHA die Notwendigkeit sich verstärkt für den Schutz, Erhalt und Entwicklung von Natur, Landschaft und Umwelt einzusetzen. Wer Interesse hat daran mitzuwirken, kann sich dazu an folgende Anschrift des AHA wenden:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
E-Mail: aha_halle@yahoo.de
Andreas Liste
Vorsitzender
Halle (Saale), den 30.08.2020
Fotos: Andreas Liste, Isabell Schneider und Dietmar Hörner