Es war im Frühjahr des Jahres 1980 als 3 Ornithologen begannen den ca. 10 ha großen Restauenwald Peißnitznordspitze ornithologisch und botanisch neu zu kartieren. Diese Erfassungen verdeutlichten den Arten- und Strukturreichtum des Saaleauenwaldes inmitten der Stadt Halle (Saale), aber auch die Notwendigkeit sich verstärkt für den Schutz, den Erhalt und Betreuung dieses bedeutsamen Stückes Natur einzusetzen. So beeinträchtigten u.a. unsachgemäße Holzungen des damaligen VEB Garten- und Landschaftsgestaltung Halle, die Nutzung als Startplatz für Wasserski während des Laternenfestes, herumfahrende Pionierpanzerautos und freiherumlaufende Hunde das Gebiet. So schrieb man Eingaben und Beschwerden, erstattete Anzeigen bei der Volkspolizei sowie nahm an einer Beratung einer Schiedskommission teil. Zwischenzeitlich hatte sich am 16.01.1983 der Arbeitskreis Umweltschutz Halle (AKUS) in der Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU) im Kulturbund der DDR in Halle-Büschdorf unter Leitung von Jürgen Bernt-Bärtl gegründet. Als erste territoriale Gruppe bildete sich am 29.05.1983 die Peißnitzgruppe des AKUS. In ihr wirkten zeitweise bis zu 20, zumeist jüngere Leute mit, welche zum Einem aus den GNU-Fachgruppen Ornithologie, Entomologie und Feldherpetologie kamen sowie zum anderen sich ohne „fachliche Vorbelastung“ dazugesellten. Wichtige Meilensteine waren die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft „Landeskultur“ im Haus der Jungen Pioniere am 01.09.1983, die Stellung mehrerer Anträge auf Unterschutzstellung des Restauenwaldes Peißnitznordspitze als Naturschutzgebiet in den Jahren 1983 und 1990 sowie die Planung und Umsetzung des Amphibienlaichgewässerprojektes in den Jahren 1984 bis 1992. In Folge der Auflösung des AKUS im Januar 1990 und nach einer kurzen Phase als Arbeitskreis Auenwald Peißnitz beim Kulturbund e.V. ab März 1990, gründete sich aus dieser Gruppe am 23.02.1991 der heutige Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) heraus.
Die ca. 2.000 m lange und ca. 200 bis 300 m breite Peißnitzinsel mit dem ca. 10 ha großen Naturschutzgebiet (NSG) Peißnitznordspitze, welches in enger Korrelation mit dem Naturschutzgebiet ”Forstwerder“ zusammen das FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ bildet, gehört auch weiterhin zu einem wichtigen Wirkungsbereich des nunmehrigen AHA. Insbesondere Abholzungen, Asphaltierungen der Wege und nicht zuletzt die umgesetzte Öffnung der Wilden Saale für den Bootsverkehr ab dem 08.06.2018 zeugen davon, dass den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung wenig an einem nachhaltigen Schutz und Erhalt von Umwelt, Natur und Landschaft gelegen ist.
In dem Blickwinkel betrachtet führte der AHA am Mittwoch, dem 29.05.2019, eine ca. zweistündige Exkursion durch das Naturschutzgebiet „Nordspitze Peißnitz“ anlässlich des 36. Jahrestag der Bildung der Peißnitzgruppe des AKUS durch.
Zu Beginn der Exkursion erläuterte der AHA die eingangs geschilderte Geschichte der Peißnitzgruppe des AKUS. Ferner schilderte der AHA, dass er im Jahr 2002 zur Gründung eines Fördervereins Peißnitzhaus aufgerufen hatte, die Gründungsvorbereitungen federführend begleitete und schließlich die Gründung im Jahr 2003 initiierte.
Darüber hinaus bekräftigte der AHA gegenüber den teilnehmenden Nichtmitgliedern den dringenden Wunsch, dass eine umfassende Reduzierung von Flächenversiegelungen auf der Saaleaueninsel und eine Umsetzung seiner „Konzeption zur naturnahen, auentypischen und standortgerechten Entwicklung des Geländes der Ausstellungshallen auf der Peißnitzinsel in der Stadt Halle (Saale)“ vom 21.03.2003 erfolgt. Diese Konzeption beinhaltet u.a. folgenden Vorschlag, Zitat:
„Nach der Beräumung aller ebengenannten Flächen empfiehlt es sich im Rahmen einer Sukzession den bestehenden Restauenwald zwischen Weg hinter den Ausstellungshallen bis zum Uferweg in West-Ost-Richtung gesehen naturnah, auentypisch und standortgerecht weiter in westlicher Richtung entwickeln zu lassen. Auf Grund des direkten Anschlusses an den Restauenwald mit seinem Bestand an Stieleichen, Gemeinen Eschen, Feld- und Flatterulmen, Feldahorn, Blutrotem Hartriegel, Europäischen Pfaffenhütchen, Schwarzen Holunder und Frühjahrsblühern (z.B. Scharbockskraut, Gelben Windröschen und Goldstern) sowie dem vorhandenen Reichtum an Tierarten, insbesondere Avifauna und Kleinsäuger, ist von einer verhältnismäßig schnellen Besiedlung mit ortsbürtigen und auentypischen Pflanzen in einem Zeitraum von etwa 5 bis 7 Jahren zu rechnen. Derartige Bestände entwickeln sich stabil und bedürfen keiner Pflege und damit verbundener Kosten. Ebenfalls entfällt eine kostenaufwändige, zumeist nicht ortsbürtige Bepflanzung. Zudem besteht die Möglichkeit im Rahmen der Umweltbildung die Bevölkerung gezielt an einer sukzessiven Entwicklung in dem Teil der Saaleaue teilhaben zu lassen. Dies kann durch Hinweisschilder, Veröffentlichungen und Teilnahme an möglichen Arbeitseinsätzen erfolgen.„, Zitat Ende
Am Standort des nunmehr beräumten Raumflugplanetariums erläuterte der AHA die Ergebnisse der öffentlichen Begehung am Freitag, dem 07.10.2016, wo u.a. anwesende Vertreter des halleschen Umweltamtes sowie die teilnehmenden Mitglieder des AHA und der Initiative „Pro Baum“ über die Zukunft des Raumflugplanetariums auf der Peißnitzinsel diskutierten. Der AHA und die Initiative „Pro Baum“ vertreten schon länger die Auffassung, dass eine Beräumung des Gebäudes aus dem Hochwassergebiet dringend erforderlich gewesen ist. Bereits zu DDR-Zeiten war der Standort sehr umstritten gewesen. Nunmehr besteht die Möglichkeit eine Veränderung vorzunehmen und die Chance mit dem nunmehr begonnenen grundhaften Abriss des Gebäudes Maßnahmen der Renaturierung zu verbinden. Im Zuge der Begehung am 07.10.2016 verständigte man sich auf den Vorschlag an der Stelle eine ausgebaggerte Senke zu schaffen, welche als temporäres Feuchtgebiet Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bilden kann. Somit erfährt die Saaleaue auf der Peißnitzinsel eine Bereicherung an Arten- und Strukturvielfalt und kann zudem Teil umfassender Umweltbildung sein. Die anwesenden Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer begrüßten diese Vorschläge und riefen zur unverzüglichen Umsetzung des Anliegens auf.
Im Bereich des nunmehrigen Amphibienlaichgewässers südlich des Naturschutzgebietes Peißnitznordspitze erläuterte der AHA die Entstehungsgeschichte, welche im Jahr 1984 begann, in den Jahren 1987 bis 1989 die Erstellung einer Konzeption zur Folge hatte, im Sommer/Frühherbst 1990 zum Grobaushub durch die Sowjetarmee und damit verbundene Arbeitseinsätzen in den Jahren 1990 bis 1992 führte. Nach Ansicht des AHA ist nunmehr eine Beräumung des Gebietes von Müll, Unrat sowie von Biomasse erforderlich, um ein Verlanden des Amphibienlaichgewässers zu verhindern. Dies soll in künftigen Arbeitseinsätzen erfolgen.
Die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer konnten noch immer die Folgen der umfassenden Ringelungen von Bäumen in unmittelbarer Nähe des Naturschutzgebietes „Nordspitze Peißnitz“ in Augenschein nehmen. Dabei beschädigte man mehrere Bäume des Eschenahorns und eine Stieleiche. Der AHA und die Initiative „Pro Baum“ hatten immer darauf hingewiesen, dass diese Ringelungsmaßnahmen zudem überhaupt keinen Sinn machen, da der Eschenahorn in der Lage ist die Schnittstellen zu überbrücken und zudem zu erwarten ist, dass die Art ihre Vermehrung verstärkt. Zudem scheint man auch immer wieder andere Arten zu ringeln, wozu Stieleiche, Feldulme, Bergahorn und Gemeine Esche zählen. Der AHA und die Initiative „Pro Baum“ fordern daher die immer wieder alle Holzungs- und Ringelungsaktionen sofort einzustellen. Diesem Anliegen schlossen sich die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer an.
Hinsichtlich der Wiesen und der Pappelallee berieten die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer über das weitere Vorgehen. Der AHA erläuterte sein Anliegen, dass es der voranschreitende auentypische sukzessive Unterbau der Pyramidenpappeln z.B. mit Stieleiche, Feld- und Flatterulme sowie Gemeiner Esche zu schützen bzw. zu forcieren sowie umstürzende Pappeln vor Ort zu belassen gilt. Dabei verwies der AHA auf letztendlich mit der Stadt Halle (Saale) abgestimmten Planungen aus den Jahren 1992/1993 das eine Aufgabe des Weges entlang der Pappeln erfolgt und im Rahmen einer auentypischen Sukzession eine Wiederausweitung des Auenwaldes Realisierung findet.
In dem Zusammenhang erläuterte der AHA den anwesenden Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmern seine Vorstellung, dass eine naturnahe Entwicklung der Wiesen im Nordteil der Peißnitz vonstattengeht. Dies lässt sich durch parzellierte, unregelmäßige Mahden umsetzen. Der AHA ist durchaus bereit im Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten die Betreuung und Pflege zu übernehmen. Dazu sei auf folgenden Antrag an die Stadt Halle (Saale) vom 10.08.2007 erinnert, welcher folgenden Inhalt hat, Zitat:
„Betreff: Nordteil der Peißnitzinsel
hier:
1.) Wiesenbereiche
2.) Potenzielles Feuchtgebiet
Sehr geehrte Frau Szabados,
der heutige Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. hat schon seit über 27 Jahren sich Gedanken zum Schutz, Erhalt und Entwicklung der Peißnitzinsel gemacht. Dabei legte man ein besonderes Augenmerk auf den Nordteil der Peißnitzinsel. Neben dem Naturschutzgebiet „Nordspitze Peißnitz“ und dem Amphibienlaichgewässer sind dabei u.a. die Wiesenbereiche jenseits der Schwarzpappelallee mit zwei Silber-pappeleinzelbäumen, welche bereits zum größten Teil sukzessiv zum Beispiel mit Stiel-eichen, Gemeinen Eschen, Flatter- und Feldulmen sowie Weißdornarten unterwachsen sind. Beide Wiesen werden gegenwärtig mindestens einmal vollständig abgemäht. Der AHA hält es aber jedoch für wesentlich günstiger partielle, unregelmäßige Mahden vorzunehmen. Dazu erscheint es sinnvoll zu sein, beide Wiesen in jeweils 3 Parzellen aufzuteilen und dementsprechend zu mähen. Dieses Vorhaben ist erklärtes Ziel des AHA, welcher nunmehr anstrebt die Pflegschaft für beide Wiesen zu übernehmen. Dazu hat er u.a. auch engen Kontakt mit dem Förderverein Peißnitzhaus e.V. aufgenommen, um mit entsprechender Öffentlichkeitsarbeit interessierte Personen zu finden, welche an der Durchführung bzw. Umsetzung der Mahdmaßnahmen teilnehmen könnten. Perspektivisch möchte der AHA die partiellen Mahdarbeiten in die monatlichen Arbeitseinsätze einbinden und ein damit verbundenes Aufzeichnungs-, Kartierungs- und Nachweissystem entwickeln.
Ein weiterer Punkt ist der ausgekofferte einst geschotterte Fußballplatz auf dem früheren Sportplatz im Südteil der Wiese. Laut eines städtischen Planes aus dem Jahre 1992 sollte hier ein wechselfeuchtes Gebiet entstehen. Jedoch erfolgte ein zu flachgründiger Aushub, so dass zwar eine Senke entstand, aber nicht ausreichend für ein temporäres Feuchtgebiet. Nunmehr möchte der AHA Partner finden, welche die Senke im Sohl- und Uferbereich so gestalten, dass die Entstehung bzw. Entwicklung eines temporären Feuchtgebietes ermöglicht wird und somit die Umsetzung des im Jahre 1992 mit der Stadt Halle (Saale) erfolgt. Wir gehen von einer Eintiefung um etwa weitere 50 bis 80 cm aus.
Zu beiden Vorhaben bitten wir Sie daher um Ihren Standpunkt und grundsätzliche Genehmigung.
Für eine Antwort wären wir Ihnen dankbar.“, Zitat Ende
Der AHA steht weiterhin zu dem bald 12jährigen Antrag bzw. Vorschlag.
Die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmern erfuhren im Rahmen der Exkursion, dass im Ergebnis der öffentlichen Begehung am Freitag, dem 07.10.2016, die damals teilnehmenden Mitglieder des AHA und der Initiative „Pro Baum“ u.a. gegenüber der anwesenden Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt Prof. Dr. Claudia Dalbert bekräftigten, dass die asphaltierten Neustraßen auf der Peißnitz unverzüglich zurückzubauen, Planungen zu Wegeausbaumaßnahmen im Naturschutzgebiet „Nordspitze Peißnitz“ sowie FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ sofort einzustellen sind.
Diese Forderungen stehen weiterhin und finden seitens der Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer die volle Zustimmung.
Im Rahmen der Exkursion konnten die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer noch immer die vom Wasser- und Schifffahrtsamt des Bundes im Auftrag der Stadt Halle (Saale) erfolgten Aus- und Abholzungen in der Wilden Saale in Augenschein nehmen. Nach weiter gültigen Ansicht des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) verletzen somit Wasser- und Schifffahrtsamt des Bundes und Stadt Halle (Saale) mit diesen Eingriffen mitten in der Brutzeit in und am ca. 10 ha großen Naturschutzgebiet (NSG) Peißnitznordspitze, welches in enger Korrelation mit dem Naturschutzgebiet ”Forstwerder“ zusammen das FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ bildet, gegen geltendes Naturschutzrecht der EU, der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Sachsen-Anhalt. Diese Eingriffe führen zu unzulässigen Verschlechterungen im und am NSG und FFH-Gebiet.
In dem Zusammenhang fordert der AHA diese rechtswidrigen Handlungen sofort zu beenden! Darüber hinaus hält der AHA ein sofortiges Eingreifen von EU-Kommission und der Staatsanwaltschaft Halle für dringend geboten. Es ist ungeheuerlich, dass zwei öffentliche, vom Steuerzahler finanzierte Einrichtungen derartige Rechtsbrüche begehen und somit sich anmaßen über Recht und Ordnung stehen zu können. Daher sieht der AHA ebenfalls unverzügliche personelle Konsequenzen für erforderlich!
Wie zahlreichen Medienmeldungen seit dem März 2015 zu entnehmen sind, hat die Stadt Halle (Saale) ein Wassertourismuskonzept erarbeitet. Offenbar eingebettet in das im Dezember 2014 vorgelegte Tourismuswirtschaftliche Gesamtkonzept für die Gewässerlandschaft im Mitteldeutschen, fehlt komplett die Berücksichtigung der Bedeutsamkeit des Planungsraumes als vielfältiger Natur- und Landschaftsraum, welcher Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bietet. Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sieht in dem Planungspapier die klare und deutliche Zielrichtung, Umwelt, Landschaft und Natur den Bedürfnissen des Tourismus unterzuordnen. Derweil ist es erforderlich den Tourismus in die Schutzbedürfnisse dieser sehr bedeutsamen, arten- und strukturreichen Natur- und Landschaftsräume einzuordnen.
Nicht unerwähnt bleiben sollten auch beispielhaft nachfolgend einseitig festgelegte und realisierte Baumaßnahmen im Namen des Tourismus an und in der Saale: Der Neubau der Brücke vom Böllberger Weg zum Naturschutzgebiet Rabeninsel, Biwak- und Zeltplatz für Wasserwandernde auf der Jungfernwiese mit Anlegesteg , eine Umtragemöglichkeit Elisabethsaale am Pulverweidenwehr, Die Anlegestegs unterhalb der Burg Giebichenstein, der asphaltierte Radweg zwischen Holzplatz und Jungfernwiese, die neue Brücke zwischen Salinehalbinsel und Sophienhafen sowie die massenhaften Abholzungen an und in den Klausbergen. Nicht zu vergessen zum Beispiel die verheerenden Pläne des Neubaus von Brücken zwischen Jungfernwiese und Gimritzer Park sowie zwischen Salinehalbinsel und Klausvorstadt.
Dabei ist es den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung der Stadt Halle (Saale) vollkommen egal, ob Naturschutzgebiete oder Schutzgebiete der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) davon betroffen sind.
Wenn man sich diese und weiteren öffentlich vorgestellten Pläne anschaut, dann ist nach Auffassung des AHA berechtigte Skepsis angebracht. Da ist z.B. ebenfalls zu lesen, dass neue Anlegestegs und Stellplätze entstehen sollen, der intensive Wunsch nach Mehrung des Motorbootverkehrs besteht und die Verlegung von garantiert asphaltierten Saaleradwanderwegen an die Saale zwischen Wörmlitz und Böllberg. Die Wiedereröffnung der Wilde Saale für die Nutzung durch manuelle Paddler erfolgte ab 08.06.2018. Jegliche massive Bedenken ignorierend, hatten insbesondere der hallesche Oberbürgermeister und die grüne Fraktion im halleschen Stadtrat diesen Umwelt- und Naturfrevel vorangetrieben.
Schon daraus lässt sich ein Umkehrprozess ableiten, indem man Natur und Landschaft dem Wassertourismus unterordnen zu beabsichtigen denkt. Was jahrzehntelange Verschmutzung von Luft und Wasser nicht geschafft haben, scheint so nun greifbar nah zu sein und zwar drohende nachhaltige Schädigungen in der Saaleaue.
So ist es aus Sicht des AHA unverantwortlich, den von seiner Vorgängerorganisation Arbeitskreis Umweltschutz Halle in der Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR im Jahr 1983 massiv mit erwirktem Verbot des Befahrens der Wilden Saale wieder zu kippen. Die Wilde Saale hat sich im Rahmen der Schutzmaßnahmen seit dem Jahr 1983 zu einem sehr wichtigen, arten- und strukturreichen Lebens- und Rückzugsraum entwickelt. Hier brüten z.B. Eisvögel, vereinzelt auch Beutelmeise und überwintern Gänsesäger und zahlreiche Entenarten. In letzter Zeit taucht auch der besonders geschützte Biber auf und lebt bekanntlich der Eremit. Ferner tangiert die fast unverbaut gebliebene und sich streckenweise sehr naturnah entwickelte Wilde Saale das ca. 10 ha große Naturschutzgebiet (NSG) Peißnitznordspitze, welches in enger Korrelation mit dem Naturschutzgebiet ”Forstwerder“ zusammen das FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ ergeben sowie mit dem geschützten Landschaftsbestandteil Amselgrund und Kreuzer Teichen, dem geschützten Landschaftsbestandteil Amtsgarten und dem flächenhaften Naturdenkmal Klausberge im Grün- und Biotopverbund steht. Außerdem bildet die Wilde Saale den Verbindungsraum zum Sandanger, zu den Hangwäldern an den Weinbergen sowie zum Saugrabental bis hin zur Dölauer Heide.
Alles Gründe, welche die Öffnung der Wilden Saale für Bootsverkehr aller Art, somit auch für Paddler, ausschließen muss, wenn man sich fachlich korrekt verhält und zudem nach Recht und Gesetz handelt!
Die bereits durchgeführten Asphaltierungen von Wegen bis an das NSG Peißnitznordspitze und durchgeführten Holzungsarbeiten an den Ufern der gesamten Peißnitzinsel lassen erahnen, was einer Freigabe der Wilden Saale für den Bootsverkehr, vorangehen könnte. Dazu zählt neben massiven Holzungen die Beseitigung einer sehr wichtigen Kies- und Sandbank in Höhe des Gimritzer Parks und des Sandangers. Diese Maßnahmen fänden dann jedes Jahr Neuauflage, um die Wilde Saale schiffbar zu halten. Dann ist es nur die Frage der Zeit, wann das erste Motorboot den Flussteil befährt.
Nach Auffassung des AHA sieht das Ganze ferner danach aus, die Paddler in die Nebenarme „abzuschieben“, um den schnellen und langsamen Motorbooten auf den Saalehauptarmen den freien Raum zu überlassen. Die gegenwärtigen Abgas- und Lärmbelästigungen, einhergehend mit massivem Wellenschlag, tragen schon jetzt zu massiven Störungen im Landschaftsschutzgebiet und an den NSG bei.
Alles zusammen genommen führt unweigerlich zu massiven Störungen bis Zerstörungen von wertvollen Natur- und Landschaftsräumen. Darüber hinaus haben sie massive Beeinträchtigungen des Landschafts- und Stadtbildes zur Folge.
Daher fordert der AHA eine wissenschaftlich fundierte Tourismuskonzeption in und für Halle (Saale), welche Naherholung und Tourismus dem Schutz und Erhalt von Natur, Landschaft und Umwelt unterordnet. Was nützt es uns Natur und Landschaft für Naherholung und Tourismus zu nutzen, wenn diese massiv geschädigt oder gar Zerstörung erfahren soll und somit ihre Arten- und Strukturvielfalt verliert, welche aber u.a. die anziehende Wirkung für die Bevölkerung ausmacht. Daher gilt es die Flusslandschaft der Saale in Halle nicht zu „vermarkten“, sondern zu schützen, zu erhalten und zu bewahren, damit sich auch künftige Generationen in ihr erholen und entspannen können.
Ferner hatte der AHA bereits die Presseerklärung vom 15.10.2017 als Anzeige gegen die Verantwortlichen der Stadt Halle (Saale) in Politik und Verwaltung gegenüber der EU-Kommission und der zuständigen Staatsanwaltschaft betrachtet, da die bisherigen Asphaltierungen und der zu erwartenden massiven Zerstörungen im Gehölz- und Flussbereich der Wilden Saale in und am FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ im Zuge der geplanten Schiffbarmachung ab dem Jahr 2018 zu flächendeckenden und umfassenden Beeinträchtigungen und Verschlechterungen des Schutzgebietes führten bzw. führen. Bisher haben die Verantwortlichen der Stadt Halle (Saale) in Politik und Verwaltung auf die massiven öffentlichen Mahnungen des AHA mit kompletter Ignoranz reagiert. Von daher gilt es unverzüglich dem frevelhaften Agieren in der Stadt Halle (Saale) Einhalt zu gebieten! Dazu gehört auch der vollständige Rückbau der Asphaltierungen auf den Wegen der Peißnitzinsel und Stopp weiterer Wegeausbaumaßnahmen in den Naturschutzgebieten Rabeninsel und Peißnitznordspitze und somit auch im FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“.
Angesichts der nunmehr begonnenen Aus- und Abholzungen in und an der Wilden Saale – also mitten in der Brutzeit – und der angedachten Eröffnung für den Bootsverkehr ab 08.06.2018 fordert der AHA die EU-Kommission, den Bund, das Land Sachsen-Anhalt und auch die Staatsanwaltschaft Halle auf, endlich diesen Frevel von Politik und Verwaltung der Stadt Halle (Saale) zu stoppen sowie die strafrechtliche Relevanz dieser Handlungen zu prüfen.
Zum Abschluss der Exkursion waren sich die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer einig, dass es noch massiven Handlungsbedarf zum Schutz und Entwicklung der Peißnitzinsel als Bestandteil der halleschen Saaleaue bedarf. In dem Blickwinkel betrachtet, nahmen sie mit Unverständnis zur Kenntnis, dass keine/kein Vertreterin bzw. Vertreter von Politik und Verwaltung des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Halle (Saale) an der lange angekündigten Exkursion teilgenommen hatten. Das zeugt offenbar von fehlendem Interesse an alternativen Gedanken und Ideen sowie eigenartigem Verständnis von Demokratie. Dies bleibt nicht ohne Einfluss auf die Wahlen zur/zum Oberbürgermeisterin bzw. Oberbürgermeister im Jahr 2019.
Ferner ruft der AHA die Bevölkerung auf, sich für eine natur-, landschafts- und umweltverträgliche Entwicklung der Peißnitzinsel einzusetzen und dabei in seiner ehrenamtlichen Peißnitzgruppe mitzuwirken.
Wer dazu Interesse hat, wende sich bitte an folgende Anschrift:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 – 2002746
E-Mail: aha_halle@yahoo.de
Andreas Liste
Vorsitzender
Halle (Saale), den 30.05.2019
Fotos: Dietmar Hörner