Autor: aha-dietmar (Seite 13 von 73)

AHA führt Fahrradexkursion zum NSG Saalberghau und zum NSG Untere Mulde durch

AHA fordert weiterhin und verstärkt Unterschutzstellung des Steinbruches Holzberg als Schutzgebiet!

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – verfolgt fortgesetzt mit großem Unverständnis die Weigerung der unteren Naturschutzbehörde im Landkreis Leipzig das Gebiet des Steinbruches Holzberg unter Schutz zu stellen. Dabei hat der damalige Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft des Freistaates Sachsen Thomas Schmidt mit Antwortschreiben vom 11.06.2019 an den Präsidenten des Landtages Dr. Matthias Rößler auf die „Kleine Anfrage des Abgeordneten Wolfram Günther (Bündnis 90/DlE GRUNEN), Drs.-Nr.: 6117618, Thema: Arten-, Biotop- und Landschaftsschutz im Steinbruch Holzberg, Thallwitz OT Böhlitz, Landkreis Leipzig“ mit der beigefügten von Dr. Martin Seils – Büro für Landschaftsplanung, Boden- und Umweltforschung erstellten Erfassungsstudie „Faunistische Sonderuntersuchungen Steinbruch Holzberg`“ vom 26.10.2018 eine hervorragende Basis für die Darstellung der Schutzwürdigkeit des Gebietes vorgelegt. Im Fazit der Studie ist verständlicherweise u.a. folgendes festgehalten, Zitat:
Der Steinbruch Holzberg bietet mit seiner Strukturvielfalt und seinem vielfältigen Mosaik unterschiedlichster Biotope auf kleinem Raum für viele Artengruppen einen Hotspot in der Region. Im Rahmen der Sonderuntersuchung wurden 10 Fledermausarten, je 5 Amphibien- und Reptilienarten, 47 Vogelarten und 21 Tagfalterarten nachgewiesen.
Für die Artengruppe der Fledermäuse ist der Standort vor allem als wichtiges Jagdhabitat sowie als Schwärm- und Quartierstandort hervorzuheben. Der benachbarte Steinbruch kann diese Funktion aufgrund des Fehlens von Feuchtgrünland und dem damit verbundenen Nahrungsangebot sowie des geringeren Quartierpotentials nicht für alle nachgewiesenen Arten übernehmen. Auch das wahrscheinliche Vorkommen des sachsen- als auch bundesweit stark gefährdeten Grauen Langohres weist dem Standort eine besondere Bedeutung zu. Aus diesen Gründen ist der Steinbruch von überregionaler Bedeutung für Fledermäuse zu werten.
Bezüglich der Avifauna bietet der Steinbruch nicht nur für durchziehende Wasservögel gute Rastplatzbedingungen und für Greife und Eulen Jagdmöglichkeiten. Aufgrund seiner in der weiteren Umgebung einzigartigen, kleinräumig mosaikartigen Habitatstruktur aus Röhrichtzonen und Wasserflächen besitzt er insbesondere für röhrichtgebundene Arten eine wesentliche Bedeutung als Bruthabitat.
Neben zwei weiteren streng geschützten Reptilienarten, stellt insbesondere das Vorkommen der in Sachsen stark gefährdeten Schlingnatter einen wichtigen Trittstein der Verbreitung dieser Art in der agrargeprägten Landschaft um Böhlitz dar.
Hinsichtlich der Artengruppe der Amphibien ist besonders das individuenstarke Vorkommen der Knoblauchkröte hervorzuheben.“, Zitat Ende
Alleine die vorliegenden faunistischen Erfassungen bestätigt die besondere Schutzwürdigkeit des Gebietes. Korrekterweise hat das Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag in ihren Antrag vom 24. Juni 2022 zum „Thema: Holzberg bei Böhlitz als Hotspot der Natur- und Artenvielfalt vor der Zerstörung bewahren und schnellstens rechtlich schützen!“ in ihrer Begründung Zu II.1. den aktuelleren Stand folgendermaßen zusammengefasst, Zitat:
Der Holzberg gehört nach Gutachtenlage zu den artenreichsten Lebensräumen Sachsens.
Seine außergewöhnliche Strukturvielfalt bildet ein vielfältiges Mosaik unterschiedlichster Biotope auf kleinem Raum, der für viele Artengruppen einen Hotspot in der Region darstellt.
Seine zwingende Unterschutzstellung ist daher konsequentes Bekenntnis zur Nationalen Strategie der Bundesregierung zum Erhalt der Biologischen Vielfalt. Das Ökosystem der Holzbergregion beherbergt mehr als 300 wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Die Beobachtungen erstrecken sich inzwischen auf über 100 Vogelarten, 10 Fledermausarten, 6 Amphibienarten, 5 Reptilienarten und 27 Tagfalterarten, sowie zahlreiche Insektenspezies, die hier wertvollen Lebensraum finden.“, Zitat Ende.
Für den Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) ergibt sich neben der Standortbedeutung als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten die Bedeutung als Bestandteil eines umfassenden Biotop- und Grünverbundraumes zwischen den Fluss- und Auenlandschaften von Elbe und Mulde mit eingebetteter Dahlener Heide, weiterer Wald- und Feldgebiete sowie anderer Alttagebau- und Altsteinbruchstandorte. Hier gilt es ohnehin über ein zusammenhängendes Schutzgebiet nachzudenken.
Somit besteht bereits jetzt die Möglichkeit und auch die Pflicht das Schutzverfahren nach nationalem und europäischem Recht einzuleiten. Zudem muss das Oberbergamt die KAFRIL Unternehmensgruppe auffordern, einen Betriebsabschlussplan zu erstellen und vorzulegen. Dabei können durchaus beide Verfahren sinnvoll ineinandergreifen und sich gegenseitig ergänzen.
Nunmehr hat der Petitionsausschuss des Sächsischen Landtages die mit 37.236 Unterstützenden versehende, am 20. September 2023 im Sächsischen Landtag übergebene Petition „Holzberg Biotop-Rettung jetzt!“ zurückgewiesen. Für den Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) ist das eine unverantwortliche Entscheidung, welche sich im Allgemeinen gegen den Schutz und Erhalt von Umwelt, Natur und Landschaft sowie im Speziellen gegen den Schutz und Erhalt des Gebietes des Steinbruches Holzberg richtet. Nunmehr ist der Petitionsausschuss des Sächsischen Landtages schnellstmöglich öffentlich eine schriftliche Begründung zu seiner Entscheidung abzugeben.
Ferner ist nunmehr der zuständige Landkreis Leipzig verstärkt gefordert nun endlich unter Schutz zu stellen.

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) ist im Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten bereit daran mitzuwirken und bietet sich für Interessierte als Plattform einer umfassenden Mitarbeit an.
Wer daran Interesse hat, wende sich bitte sich an folgende Anschriften:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – AHA

Große Klausstraße 11

06108 Halle (Saale)

Tel.: 0345 – 200 27 46
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – AHA
Regionalgruppe Leipzig und Umland

Otto-Adam-Straße 14

04157 Leipzig

E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de

Andreas Liste
Vorsitzender

Halle (Saale), den 23.03.2024

Petition Holzberg Biotop-Rettung jetzt!
Neuigkeiten Petent ist im Dialog mit dem Petitionsempfänger

Bäume pflanzen am Karfreitag!

AHA führt Fahrradexkursion in das FFH Gebiet Gipskarstlandschaft Pölsfeld und Breiter Fleck und entlang der Gonna durch

Feldarbeit zur Erfassung des Arteninventars an Tieren und Pflanzen in ausgewählten Biotopen im Jahr 2024

  • Die Feldarbeiten zur Erfassung der einheimischen Fauna finden grundsätzlich bei jedem Wetter statt. Deshalb sind wetterfeste Kleidung und entsprechend angemessenes Schuhwerk angebracht. Ferner empfiehlt es sich Rucksackverpflegung – Essen und Trinken – mitzunehmen.
  • Bitte bringen Sie ihr eigenes Fernglas mit. Leider können wir Ihnen keine Ferngläser zur Verfügung stel­len. Das betrifft auch Klemmbretter.
  • Die Teilnahme an den Feldarbeiten zur Erfassung der einheimischen Fauna erfolgt auf eigene Gefahr. Zudem ist das Verlassen der Veranstaltungen zu jeder Zeit und an jedem Ort möglich.
  • Feldarbeiten zur Erfassung der einheimischen Fauna finden nur nach telefonischer Voranmeldung statt. Diese muss jeweils bis spätestens 22.00 Uhr des jeweiligen Vortages unter folgender Telefonnummer erfolgen: 0176 – 56879631

AHA hält einen Schutz der Ilm und ihrer Aue dringend erforderlich!

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – führte planmäßig am Samstag, dem 16.03.2024, eine ca. siebenstündige Fahrradexkursion entlang der Ilm bis zur Mündung in die Saale in Großheringen durch.
Die Fahrradexkursion bildet die Fortsetzung des ehrenamtlichen Engagements des AHA für den Schutz, den Erhalt und die Entwicklung des 128,7 km langen Flusses Ilm, welcher nach Saale, Werra und Unstrut der viertlängste Fluss Thüringens und viertlängste Nebenfluss der Saale ist. Es gilt die Ilm und ihre Aue als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, Überflutungsraum sowie Biotopverbund- und Naherholungsraum zu schützen, zu erhalten und womöglich umfassend zu erweitern. Dies erfordert einen umfassenden gesamtgesellschaftlichen Einsatz und eine Einbindung in die Schutzaktivitäten in der Saaleaue.
Die Fahrradexkursion begann in der Stadt Apolda führte durch ihre Stadtteile Oberroßla und Zottelstedt, die Ortsteile Niederroßla und Mattstedt der Landgemeinde Ilmtal-Weinstraße, den Stadtteil Wickerstedt der Stadt Bad Sulza, die Gemeinde Eberstedt, die Gemeinde Niedertrebra, Ortsteil Darnstedt sowie durch die Stadt Bad Sulza und endete in deren Stadtteil Großheringen. Auf der gesamten Strecke des Ilmradwanderweges ist der Weg weitgehend asphaltiert oder verläuft z.B. zwischen Wickerstedt und Eberstedt über eine alte landwirtschaftliche Strecke bestehend aus Betonplatten. Das erhöht zwar die Fahrqualität, bildet aber eine nahezu unüberwindbare Barriere für Klein- und Kleinsttiere, erhöht den Versiegelungsgrad sowie stört das Landschaftsbild. Hier gilt es nach Meinung der Exkursionsteilnehmer eine erneute Überprüfung geben.
Der Beginn der Fahrradexkursion an der Ecke Schieringstraße & Rathenaustraße war von der erschreckenden Erkenntnis geprägt, dass auf einem Wohngrundstück die komplette Zerstörung eines prägenden Gehölzbestandes, u.a. bestehend aus zwei stattlichen Sommerlinden sowie prägenden Sträuchern der Art Blutroter Hartriegel stattgefunden hat. Damit einher geht nicht nur die negative Prägung des Stadtbildes in den Bereich, sondern ebenfalls die Zerstörung von Lebens- und Rückzugsräumen für Tiere und Pilze sowie von Spendern für Sauerstoff, Frischluft und Schatten. Offensichtlich haben die Verantwortlichen für dieses Gehölzmassaker nicht die katastrophalen Folgen für Umwelt, Natur, Landschaft sowie Klima und somit die Folgen für die Allgemeinheit erkannt.
In Fortsetzung der Fahrradexkursion nahmen die Teilnehmenden den Kreuzungsbereich des Herressener Weges in Augenschein. Dabei fiel auf, dass ein- bzw. zweireihige Baumreihen fehlen. Im Zuge eigener Vermessungen und Berechnungen haben sich daraus folgende Vorschläge zur Pflanzung von beispielsweise Obstbäumen wie Birnen, Äpfel, Süßkirschen und Pflaumen ergeben:

► Herressener Weg in Richtung Südwesten:
Eine Reihe mit einer Länge von 217,21 m und einem Pflanzabstand 10,00 m ergibt folgende Berechnung: 217,21 m : 10,00 m/Baum = 21,72 Bäume rund 22 Bäume

► Herressener Weg in Richtung Schieringstraße:
Eine Reihe mit einer Länge von 202,49 m und einem Pflanzabstand 10,00 m ergibt folgende Berechnung: 202,49 m : 10,00 m/Baum = 20,25 Bäume rund 20 Bäume

► Herressener Weg in Richtung Leipziger Straße:

● Eine Reihe, westlich des Weges mit einer Länge von 33,77 m und einem Pflanzabstand 10,00 m ergibt folgende Berechnung: 33,77 m : 10,00 m/Baum = 3,38 Bäume rund 3 Bäume

● Eine Reihe, östlich des Weges mit einer Länge von 122,41 m und einem Pflanzabstand 10,00 m ergibt folgende Berechnung: 122,41 m : 10,00 m/Baum = 12,24 Bäume rund 12 Bäume

Somit besteht die Möglichkeit das betreffende Gebiet entlang der obengenannten Wegbereiche mit insgesamt 57 Obstbäumen unterschiedlicher Arten und Sorten aufzuwerten. Nicht nur die Aufwertung des Landschafts- und Stadtbildes sind als Vorteil anzusehen. In der Blütenphase haben zahlreiche Insekten Nahrung, bei den Früchten kommen noch Nahrungsnutzen für Mensch und Tier hinzu. Zudem dienen, insbesondere ältere Bäume, als Lebens- und Rückzugsraum zahlreicher Tiere.
Die Pflanzung und Pflege gilt es in Form der Beteiligung der Bevölkerung durchzuführen. Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – ist bereit im Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten die Durchführung entsprechender Arbeitseinsätze sowie in eine entsprechende Arbeitsgruppe münden zu lassen. Bedingung ist jedoch, dass sich Politik und Verwaltung der Stadt Apolda dazu bekennen und dazu sachliche und finanzielle Mittel zur Verfügung stellt, massiv Öffentlichkeit betreibt sowie Räumlichkeiten zur Unterbringung von Werkzeugen und Geräten bereithält.
Im Bereich von Oberroßla trafen die Teilnehmenden an der Exkursion in Höhe einer Wasserkraftanlage auf die Ilm. An diesem Bauwerk war keine Möglichkeit für ungehindertes Wandern von Fischen erkennbar. Offenbar hatte man eine Stauanlage aus der DDR-Zeit unverändert übernommen und nur im notwendigsten Umfang baulich umgestaltet. Der weitere Verlauf der Ilm bis Niederroßla gestaltet sich weitgehend naturnah und ist von einer Vielfalt von Hang- und Auenwäldern und Wiesen eingerahmt. Erfreulicherweise haben die Waldgebiete die Möglichkeit sich sukzessiv zu verjüngen. Nach Auffassung der Exkursionsteilnehmer gilt es wissenschaftlich fundiert zu prüfen, inwieweit eine Einbeziehung zweier alter Ilmmäander nördlich des derzeitigen Ilmverlaufs hydrologisch und ökologisch möglich und sinnvoll erscheint.
Im Bereich der Gemeinde Ilmtal-Weinstraße, Ortsteil Niederroßla im Park an der Wasserburg Niederroßla zeigt sich der Ilmbereich durchaus vom Ansatz her naturnaher entwickelt, was sich am Exkursionstag mit besonderer Fließstärke besonders zeigt. Es ist erfreulich gewesen, nach Jahren der Trockenheit und Wasserarmut, wieder stärkere Fließgeschwindigkeiten und mehr Wasser feststellen zu können. Jedoch ist die erneute Gefahr von Niederschlagsarmut, Trockenheit und Sommerhitze nicht gebannt. Dann besteht die fortgesetzte Gefahr, dass womöglich durch die niedrigeren Wasserstände wieder Verschärfungen eintreten. Daher waren sich die Exkursionsteilnehmer schnell einig, dass dadurch eine Ablagerung von Sedimenten eine Beschleunigung erfährt und zudem zu wenig Sauerstoffeintrag in das Flusssystem zu erwarten ist. Gepaart mit sehr hohen Wassertemperaturen ist mit Sauerstoffarmut und einer eng damit verbundenen der Gefahr von Fischsterben zu rechnen. Zudem sorgen Bootsanlegeanlagen für naturfernere Elemente. Der Park selbst gilt es mehr naturnaher entwickeln zu lassen. Dazu zählen der Schutz sukzessiver Auenwaldverjüngungen und die Umgestaltung der Rasen in Wiesen mit unregelmäßiger Mahd. Der Frühlingsblüherbestand – zum Beispiel aus Goldsternchen sowie Buschwindröschen und Gelbes Windröschen bestehend – zeigen auf, dass die Entwicklung einer Blühwiese mit den positiven Folgen für die Tier-, Pflanzen- und Pilzwelt sowie das menschliche Auge möglich ist. Die Pflanzung von standortfremden Gehölzen wie Rhododendron gilt es durch Umpflanzungen wieder rückgängig zu gestalten.
In Zottelstedt führte der Weg der Ilm durch ein einseitiges Korsett aus Mauern, was deutlich als naturfern einzustufen ist. Die Exkursionsteilnehmer waren sich schnell einig, dass hier so schnell wie möglich ein wissenschaftlich fundiertes Konzept die Basis für alternative Entwicklungsmaßnahmen bilden muss. Das gleiche Bild ergab sich für die Exkursionsteilnehmer in Eberstedt und nicht zuletzt in Bad Sulza.
Ebenfalls in Zottelstedt entdeckten die Exkursionsteilnehmer entlang des Ilmabschnittes entlang Zum Mühlhof Fraßspuren von Bibern an Silberweiden.
Das Ilmtal mit dem Flussverlauf zwischen An der Poche in Mattstedt und Wickerstedt schätzten die Exkursionsteilnehmer als bedeutsamen, naturnaheren Abschnitt des Fließgewässers ein. Wie bereits zwischen Oberroßla und Niederroßla festgestellt, prägen auch hier Hang- und Auenwäldern und Wiesen das Gebiet. An der Ilm entdeckten die Exkursionsteilnehmer mehrere umfassende Fraßstellen von Bibern an großen Hybridpappeln. Ergänzungen ergeben sich aus Resten einer vorrangig durch Äpfel geprägte Streuobstwiese am 174,00 m hohen Schachtberg nach Westen ausgerichteten Südosthang des Ilm-Radwanderweges. Neben den deutlich erkennbaren Schädigungen durch das Befahren mit Mountainbikes im Hangwaldbereich, ist der Zustand der Streuobstwiese als sehr besorgniserregend anzusehen. Große Fehlstellen, deutlich geschädigte und ungepflegte Obstbäume lassen bei fortgesetzter ausbleibender Betreuung und Pflege einen baldigen Totalverlust des Streuobstwiesenstandortes erwarten. Dabei bieten Hangausrichtung und akzeptable Erreichbarkeit gute Möglichkeiten die Streuobstwiese mit ihren Obstgehölzen sowie Blumen wie z.B. Himmelschlüsselchen zu schützen, zu erhalten und wieder aufleben zu lassen. Der AHA ist durchaus bereit im Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten die Betreuung der Streuobstwiese zu übernehmen. Dies erfordert jedoch eine Klärung der Eigentums- und möglichen Pachtverhältnisse, das Vorhandensein möglicher Schutz- und Entwicklungskonzeptionen mit Arten- und Sortenlisten, mögliche Finanz- und Sachmittelunterstützungen bis hin zu Unterstellmöglichkeiten für Geräte, Werkzeuge und Materialien. Ebenso entscheidend ist aber auch die Gewinnung Interessierter vor Ort, welche bereit und willens sind daran mitzuwirken.

Ebenfalls besorgniserregend ist der Zustand des Streuobstwiesenbestandes im südöstlichen Anschluss des Ilm-Radweges zwischen Schachtberg und Bergstraße in der Stadt Bad Sulza, Stadtteil Wickerstedt bzw. nordwestlich und nördlich des Sportplatzes Wickerstedt. Die Bestände an Pflaumen und Süßkirschen sind in einem bedrohlichen Zustand und bedürfen der umfassenden Pflege. Zahlreiche Obstbäume sind bereits vertrocknet. Unter Beibehaltung dieser nunmehr Trockengehölze als Unterschlupf und Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pilzarten sowie Jagdansitz für Vogelarten gilt es umfassende Nachpflanzungen vorzunehmen.
Eine ähnliche Situation stellt sich an einem Südhang zwischen Wickerstedt und Eberstedt dar. Hier sind die großflächigen Auflösungserscheinungen der Streuobstwiese sehr deutlich zu erkennen bzw. sehr weit vorangeschritten. Diese Streuobstwiese westlich eines Hangwaldes bedarf ähnlicher Maßnahmen wie bei zuvor genannter Streuobstwiese. Auch hier wäre der AHA unter obengenannten Voraussetzungen bereit die Betreuung zu übernehmen.
Mit großem Unverständnis gestaltet sich der Ortseingang in die Gemeinde Eberstedt, wo eine ziemlich heruntergekommene Agraranlage als Abfalllager für verschlissene Autoreifen dient und vermutlich alte Güllegruben halbherzig abgesichert und randvoll gefüllt das Landschaftsbild in dem breiten Tal der Ilm prägen. Hier bedarf es aus Gründen des Umwelt-, Natur-, Landschafts- und Unfallschutzes einer unverzüglichen Abhilfe.
In Bad Sulza nahmen die Exkursionsteilnehmer nicht nur den direkten, viel zu häufig ausgebauten Verlauf der Ilm in Augenschein, sondern auch eine ziemlich ungeschützte Lößwand nordwestlich des Gradierwerkes „Louise“. Offenbar gab es verschiedene Ansiedlungsversuche von Vogel- und Insektenarten, welche offenbar durch Störungen vielfältiger Art bisher unterblieben. Als Störung dient garantiert auch das Abgraben mit dem Spaten. Dabei kann eine derartige Lößwand beispielsweise dem Bienenfresser, Uferseeschwalben und Wildbienen als Lebensraum dienen. Das erfordert jedoch Maßnahmen zur Abschirmung, wozu u.a. ein Zaun dienen kann.
Im Stadtgebiet von Bad Sulza verläuft die Ilm in unterschiedlich ökologisch qualitativen Räumen. Während zwischen Darnstedt und Bad Sulza bzw. Kurpark und nach dem Kurpark durchaus naturnähere Entwicklungen erkennbar sind, ist der Verlauf im Kurpark von Naturferne und Uferverbau geprägt. Hier gilt es nach Ansicht der Exkursionsteilnehmer wissenschaftlich fundierte Untersuchungen und Konzeptionen vorzunehmen bzw. zu erstellen. Dies erhöht die ökologische und hydrologische Bedeutung der Ilm im Stadtgebiet von Bad Sulza. Welche Bedeutung ein freies fließendes Gewässer für die Fauna darstellt, zeigte ein sehr aktives Wasseramselpärchen östlich des Kurparkes Bad Sulza.
Der Ilm-Abschnitt zwischen Bad Sulza und Großheringen war in der Vergangenheit durch massive Mäandrierungen mit der dafür typischen Wechselwirkung von Prall- und Gleithängen, Schnell- und Langsamfließstrecken sowie einer sehr vielfältigen Struktur an begleitenden Pflanzen geprägt. Das Umsortieren der Sedimente, was das Eintiefen ausschließt und die Schaffung von Schotter- und Kiesflächen ermöglicht, bietet ebenfalls zahlreichen Tierarten Lebensraum. Abrechende Uferkanten befördern diesen Prozess. Ein längerer Flusslauf, welcher mehr Wasser aufnehmen kann und die Freihaltung der Aue von baulichen Einschränkungen, schaffen ferner mehr Ausbreitungsräume für Hochwasser. Außerdem binden diese natürlichen Fließprozesse im Rahmen der Mäandrierung Wasserkraft.
Mit fortgesetztem Unverständnis und Entsetzen nahmen die die Exkursionsteilnehmer die noch erkennbaren Folgen massiver baulicher Eingriffe aus dem Jahr 2017 in Augenschein, welche offensichtlich die unnatürliche Behinderung bzw. Einstellung der Mäandrierung zum Ziel haben. Neben massiven Baumfällungen und Schotterungen sollen dazu Uferabbaggerungen und Verschotterungen in den Prallhangbereichen beitragen. Anpflanzungen, welche der Gefahr unterliegen bei einem Hochwasser eine Abspülung zu erfahren, sollen entweder ein „grünes Alibi“ darstellen oder die Uferbefestigungen biologisch verfestigen.
Nach Auffassung der Exkursionsteilnehmer stellen die Arbeiten entlang der Ilm, wo man selbst Bauschutt zur Verschotterung verwendete, einen massiven und unverantwortlichen Eingriff in die Fluss- und Auenlandschaft der Ilm dar und gilt es nicht nur zu stoppen, sondern wieder baulich rückgängig zu machen. Zudem stellen sie einen klaren Verstoß gegen die Wasserrahmenrichtlinie der EU (WRRL) dar. Ferner gehen die Exkursionsteilnehmer von Zusammenhängen zur baulichen Ausweitung des seit 1992 in Großheringen angesiedelten Zweigs des Familienunternehmens Viega mit seinem Seminarcenter und Werk in die Ilmaue aus. Die lobenswerte Schaffung von zahlreichen Arbeitsplätzen und Zahlungen von Gewerbesteuern rechtfertigen jedoch nicht derartige bauliche Aktivitäten.
Weiter stellten die Exkursionsteilnehmer fest, dass man auf dem Sportgelände in der Ilmaue entlang der Straße In der Aue den umfassenden Funktionalbau fertiggestellt und in Betrieb genommen hat. Einige Meter weiter weist im Bereich der Einmündung der Ilm in die Saale eine große, nicht übersehbare Tafel auf den Hochwasserpegel am 01.06.2013 hin. Danach muss man einschätzen, dass der Neubaustandort im Hochwasser steht. Insofern ist es unverantwortlich und skandalös einen derartigen Bau im Hochwassereinzugsgebiet vorzunehmen. Daher halten die Exkursionsteilnehmer einen vollständigen und ersatzlosem Rückbau für dringend erforderlich.
Ebenfalls mit Entsetzen haben die Exkursionsteilnehmer in der Straße In der Aue den Neubau einer offensichtlichen Wendeschleife in einer Grünanlage mit Bäumen in der Ilmaue zur Kenntnis genommen. Die Stadt Bad Sulza und ihre Mitgliedsgemeinde Großheringen scheinen somit fortgesetzt aufzuzeigen, dass sie wenig vom Schutz und Erhalt von Natur. Umwelt und Landschaften halten. Eine verheerende Entwicklung, welche es nicht zur stoppen, sondern auch mit massiven Rückbaumaßnahmen zu begegnen gilt.
Im Bereich der Einmündung der Ilm in die Saale in Großheringen, welche auch ein Teil des Verlaufes der Grenze zwischen dem Freistaat Thüringen und dem Land Sachsen-Anhalt bildet, fiel den Exkursionsteilnehmern der erfreuliche Wasserreichtum sowie die Umstrukturierungen an der Saale in Folge der Hochwasser vom Jahreswechsel 2023/2024 und Februar 2024 auf, was sich in neuen Schotterbänken zeigt.
Die Exkursionsteilnehmer äußerten die Hoffnung, dass sich in diesem Jahr wieder Mehlschwalbenbestände einfinden.
Die ca. siebenstündige Fahrradexkursion fand im Bereich der Bootsanlegestelle Großheringen an der Saale ihr Ende. Dabei schauten sie in östlicher Richtung auf die Baustelle für eine 1.226,00 m lange und maximal bis ca. 60,00 m hohen Saaletalbrücke im Zuge des ca. 13,60 km langen Neubaus B87 Ortsumgehung Bad Kösen. Diese Baustelle besteht seit Anfang März 2022.

https://www.bvwp-projekte.de/strasse/B87-G20-ST-T2/B87-G20-ST-T2.html

https://strasse-hat-zukunft.de/ausstellung-der-laender-beim-dsvk2022/sachsen-anhalt/sachsen-anhalt-richtungsweisende-bauprojekte/im-bau-b-87n/

https://www.naumburg.de/de/neue-seite-1635848931.html

https://www.kuk.de/aktuelles/artikel/baubeginn-der-saaletalquerung-bei-bad-koesen

Dieser gigantische Neubau ist ein weiteres, typisches und deutliches Beispiel eines durch den Steuerzahler im konkreten Fall im Umfang von ca. 159 Mio. Euro – finanzierten Versagens von Bund, Ländern und Kommunen in der Verkehrs- und Umweltpolitik. Anstatt endlich Verkehrsvermeidung sowie den ernsthaften Umstieg auf den Öffentlichen Nah-, Fern- und Güterverkehr zum Beispiel mit der Bahn voranzutreiben, setzt man weiter auf Erweiterung des Verkehrs von straßengebundenen Kraftfahrzeugen aller Art. Dabei nehmen Verantwortliche und Politik die weitere Zerstörung bzw. Störung und Zerschneidung wertvoller Naturbestandteile und Landschaftsteile sowie die Beeinträchtigungen und Schäden durch Abgase, Lärm und Feinstaub in Kauf. Eine Zerstörung des geschlossenen Landschaftsbildes des Saaletales in der Grenzregion von Sachsen-Anhalt und Thüringen scheinen diese Einrichtungen und Personen ebenfalls nicht zu beeindrucken.
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) zur aktuellen täglichen Neuausweisung von Siedlungs- und Verkehrsflächen in der Bundesrepublik Deutschland folgendes angibt, Zitat: „Täglich werden in Deutschland rund 55 Hektar als Siedlungsflächen und Verkehrsflächen neu ausgewiesen. Dies entspricht einer Flächenneuinanspruchnahme – kurz Flächenverbrauch – von circa 78 Fußballfeldern.“, Zitat Ende
Ferner ist folgendes ausgeführt, Zitat:
Bis zum Jahr 2030 will die Bundesregierung den Flächenverbrauch auf unter 30 Hektar pro Tag verringern. Diese gegenüber der Nachhaltigkeitsstrategie von 2002 verschärfte Festlegung wurde vom Bundeskabinett bereits im Januar 2017 in der „Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie – Neuauflage 2016“ festgelegt. Seit dem Klimaschutzplan vom November 2016, der die Leitplanken für ein grundsätzliches Umsteuern in Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Weg zu einem treibhausgasneutralen Deutschland beschreibt, strebt die Bundesregierung bis 2050 sogar das Flächenverbrauchsziel Netto-Null (Flächenkreislaufwirtschaft) an, womit sie eine Zielsetzung der Europäischen Kommission aufgegriffen hatte. Diese Zielsetzung hat während der deutschen Ratspräsidentschaft 2020 Eingang in die Erwägungen für eine EU-Biodiversitätsstrategie gefunden und wurde im März 2021 nun auch in die weiterentwickelte Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie aufgenommen.“, Zitat Ende

https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/nachhaltigkeit/strategie-und-umsetzung/flaechenverbrauch-worum-geht-es

Das ergibt im Jahr einen Flächenverbrauch im Umfang von 20.075 ha. Im Vergleich dazu hat die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt Magdeburg eine Fläche von 20.103 ha = 201,03 km².

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1233769/umfrage/flaeche-der-grossstaedte-deutschlands/

Ein dringend erforderliches Umsteuern beim Denken und Handeln scheint es nicht zu geben, obwohl es bekannterweise dringend geboten erscheint.
Ferner ließen die Exkursionsteilnehmer die ca. siebenstündige Fahrradexkursion entlang der Ilm bis zur Einmündung in die Saale zusammenfassend Revue passieren.
Dabei würdigten sie den weitläufigen naturnaheren Verlauf der Ilm mit den angrenzenden vielfältigen, strukturreichen Begleitlandschaften und -biotopen. Jedoch gibt es z.B. in Zottelstedt, Eberstedt und Bad Sulza auch stark verbaute Flussabschnitte. Besonders erschütternd sind die massiven baulichen Eingriffe im Ilmabschnitt zwischen Bad Sulza und des Stadtteiles Großheringen zu werten. Ferner ist eine deutliche Verarmung der Agrarstruktur zu erkennen. Wenn man sich vor Augen führt, dass zu DDR-Zeiten etwa 25 Anbaukulturen auf die Felder kamen, kann man heute von etwa maximal 7 Kulturen ausgehen. Hier bedarf es einer unverzüglichen Veränderung, welcher mit einer Förderung der Entstehung und Schaffung von Feldgehölzstreifen und -inseln einhergehen muss. Neben der Erhöhung der Arten- und Strukturvielfalt sowie der Verbesserung von Biotop- und Grünverbundsystemen dient das auch einer Verringerung von Bodenerosion durch Wind und Wasser. Insbesondere Letzteres, verbunden mit dem Erhalt und Rückgabe von Auen an den Fluss Ilm reduzieren die Wahrscheinlichkeit von plötzlichen, starken und langanhaltenden Hochwassern. Nur so lassen sich die Erinnerungen an das Hochwasser der Ilm am 01.06.2013 an der Mündung in die Saale und am Bahnhof mit ökologischen Konsequenzen verbinden.
Der AHA ist jedenfalls im Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten, bereit an dem Schutz, den Erhalt und Entwicklung der Ilm, ihrer Aue, ihrer Nebengewässer sowie angrenzender Natur- und Landschaftsbestandteile mitzuwirken.
Dazu gehören die Überlegungen zur in Bildung befindlichen ehrenamtlichen Regionalgruppe Weimar & Weimarer Land sowie die Bildung einer Arbeitsgruppe für die Ilm sowie von Ortsgruppen in Apolda und Bad Sulza.
Wer Interesse hat sich noch mehr über die Aktivitäten des AHA zu erfahren bzw. gar in einer der geplanten Gruppen mitzuarbeiten, kann sich an folgende Anschriften wenden:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – AHA

Große Klausstraße 11

06108 Halle (Saale)

Tel.: 0345 – 200 27 46
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – AHA
Regionalgruppe Merseburg-Leuna-Bad Dürrenberg
Umweltbibliothek Merseburg „Jürgen Bernt-Bärtl“ – UBM

Weiße Mauer 33

06217 Merseburg

Tel.: 03461-821 98 25 oder
Tel.: 0157-835 427 90
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
E-Mail UBM: ubm2021@yahoo.com

Andreas Liste
Vorsitzender

Halle (Saale), den 17.03.2024

Fotos & Videos: Andreas Liste

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