Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) kann es nicht oft genug erklären, dass der Schutz, der Erhalt, die Betreuung und die Entwicklung von Auenlandschaften eine sehr bedeutsame Erkenntnis beim Planen und Handeln sein muss. Dass die Realität leider oft anders aussieht, muss der AHA oft genug und immer wieder feststellen.
Dies vor Ort in Augenschein zu nehmen, diente eine vom Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) am Dienstag, den 29.12.2015 durchgeführte Winterrundexkursion durch die Saaleauenlandschaft zwischen Merseburg und Leuna mit Aufenthalt in der Fasanerie.
Die Exkursion diente der Darstellung der Schutzwürdigkeit und Bedeutung der Saaleaue zwischen den Städten Merseburg und Leuna sowie der Gefährdungen für das Gebiet. Ferner möchte der AHA im Rahmen der Exkursion seine Vorschläge zum Schutz, Erhalt und Entwicklung dieser Bereiche der Saaleaue erläutern sowie Überlegungen zum Umgang mit Hochwasser beraten.
Als Erstes nahmen die anwesenden AHA-Mitglieder eine gegenwärtig intensiv landwirtschaftlich genutzte, ca. 6,25 ha große dreieckige Fläche, welche sich nördlich der Grenze der Städte Leuna und Merseburg sowie westlich des Radwanderweges befindet und nach Westen und Norden ansteigt, in Augenschein. Hier berieten sie erneut die Überlegungen zur Entstehung einer Streuobstwiese. Diese Fläche befindet sich auf fruchtbarem Boden, in einem unbeschatteten Gebiet und ist gut erreichbar. Alles positive Kriterien zur Errichtung einer Streuobstwiese.
In nordwestlicher Angrenzung zu einem dort befindlichen Weg stellten die anwesenden AHA-Mitglieder eine Ruine eines mutmaßlichen früheren Heizhauses sowie massive Ablagerungen von Bauschutt und Müll fest. Hier erscheint es dringend geboten umfassende Beräumungsaktionen vorzunehmen.
Der südöstlich bis südlich anschließende Graben an der Grenze zwischen den Städten Merseburg und Leuna bedarf unbedingt einer Beräumung der Sohl- und Uferbefestigung, einer darauffolgenden Beförderung der Mäandrierung mit Störhölzern und –steinen sowie der Entwicklung eines mindestens 10 m breiten Schutzstreifens beiderseits der Ufer. Ebenso erscheint es sinnvoll zu sein, den Mündungsbereich wieder komplett zu entsiegeln. Gleiches trifft für das Mündungsgebiet eines Baches in die Saale in der Stadt Leuna im Ortsteil Ockendorf zu.
Die Frage Schutz, Entwicklung, Betreuung und Umgang mit Hochwasser gekoppelt mit massiven Deichrückverlegungsmaßnahmen zwischen den Städten Merseburg, Leuna und Bad Dürrenberg war Thema bei der Begehung der Saaleaue zwischen den Städten Leuna und Merseburg. Schwerpunkte bilden da die Deiche zwischen Leuna und Bad Dürrenberg, zwischen Wölkau und Trebnitz sowie im Bereich der Fasanerie in Merseburg.
Für die ca. 240 ha große Saaleaue zwischen Merseburg und Leuna westlich des Mittelskanals beinhaltet das obengenannte im Jahre 2008 erstellte „Schutz- und Entwicklungskonzept für die Saaleaue zwischen Merseburg und Leuna westlich des Mittelkanals“ zahlreiche Vorschläge zur Entwicklung des Landschafts- und Naturraumes, zur landwirtschaftlichen Nutzung und im Umgang mit dem Hochwasser.
Im ca. 13 ha großen Wald im Waldbad Leuna mussten die anwesenden AHA-Mitglieder feststellen, dass die Abholzungen von Hybridpappeln weiterhin als Schaden ersichtlich sind. Ebenso problematisch zu sehen ist die zunehmende Vermüllung des Gebietes. Die anwesenden AHA-Mitglieder befassten sich dabei mit den am 13.08.2001 verabschiedeten „Vorschlägen zur Pflege, Entwicklung und Betreuung des Kreypauer Holzes und des Waldes am Waldbad Leuna“, welche unbedingt eine naturnahe Entwicklung des Auenwaldes nahe legt.
Die Saaleaue in der Stadt Leuna unterhalb der Stadtteile Rössen und Ockendorf gilt es von jeglicher Bebauung freizuhalten sowie punktuell die sukzessive Entwicklung von Auenwäldern zu ermöglichen. Ferner bedarf die Saale Freiräume, um eine natürliche Dynamik zwischen Prall- und Gleithängen zu ermöglichen. So besteht die Möglichkeit Kräfte im Wasser zu brechen und Sedimente umzuverteilen. Letzteres verhindert zudem die Eintiefung des Flusses, was in trockenen Zeiten eine Austrocknung der Auen zur Folge hat und bei Hochwasser eine Abgabe in die Auen verhindert, da die Ufer dann wie Deiche wirken. Zudem dienen die immer wieder abbrechenden Ufer als Lebens- und Rückzugsräume z.B. für Eisvogel, Uferseeschwalbe und Bienenfresser. Eine Verschotterung behindert die ebengenannten Prozesse und führt zudem zur Verschwendung wertvollen Rohstoffes, wozu Gestein eindeutig dazugehört.
Die Betrachtungen des Mittelkanals in den Abschnitt zwischen Abzweig von der Saale bis zur Brücke an der einst angedachten Schleuse am Werder zeigen auf, dass es sich hier um einen arten- und strukturreichen Entwicklungsraum in der Saaleaue zwischen den Städten Leuna und Merseburg handelt. Dazu zählen ausgedehnte Entwicklungsmöglichkeiten von Weichholzauenwäldern in Form der sukzessiven Ausweitung bestehender Auenwaldreste sowie von Feuchtgebieten nordwestlich der einst angedachten Werderschleuse.
Beim Begehen des bebauten Gebietes „Am Werder“ drängte sich für die anwesenden AHA-Mitglieder der Schluss auf, ernsthaft eine schrittweise Umsiedlung der Bewohnerinnen und Bewohner vorzunehmen. Bereits leerstehende Gebäude gilt es zu entfernen. Ziel muss es sein, dass Hochwassereinzugsgebiet um diese Altaue der Saale wieder zu erweitern.
In der ca. 10 ha großen Fasanerie besprachen die anwesenden AHA-Mitglieder dem vom AHA einst am 10.10.2011 beschlossenen „Rahmenplan zur Erstellung einer Schutz- und Entwicklungskonzeption für die Fasanerie in der Stadt Merseburg, Landkreis Saalekreis“ vom 10.10.2011, in welchem Vorschläge zur wissenschaftlichen Bearbeitung des Anliegens, der Beförderung der sukzessiven Verjüngung und nicht zuletzt die Rückverlegung des Deiches, um eine ungehinderte Korrelation zwischen Saale und Fasanerie wiederherzustellen, niedergeschrieben ist. Nach Auffassung des AHA ist hier sehr schnelles Handeln gefordert, um den Hartholzauenwald der Fasanerie mit seiner arten- und strukturreichen Zusammensetzung mit Altarmen und Kolken besser schützen und erhalten zu können. Im Kontext mit der naturnaheren Entwicklung dieses sehr bedeutsamen Bestandteils der Saaleaue, steht natürlich eine Wiederausweitung von Überflutungsraum der Saale.
Im Bereich des unmittelbaren Vorfeldes des Zusammenflusses von Alter Saale und Mittelkanal, welche von einer umfassenden Entwicklung der Weichholzaue geprägt ist, stellten die anwesenden AHA-Mitglieder eine fortgesetzte umfassende Vermüllung und zunehmende Beschädigung des Gehölzbestandes fest. Hier gilt es neben einer unverzüglichen Beseitigung des vermehrten Unrates und Mülls, durch verstärkte Kontrollen eine weitere Vermüllung und Beschädigung des Gehölzbestandes zu verhindern. Neben der Gefährdung für Mensch und Tier vor Ort, besteht die dringende Gefahr, dass bei Hochwasser eine ungehinderte Weiterverbreitung von Müll und Unrat in der Saaleaue erfolgt. Ferner ist eine fortgesetzte Beschädigung des Auenwaldes vollkommen inakzeptabel.
Im Bereich der Merseburger Brücke an den Amtshäuser über den Mittelkanal nahm mit Genugtuung die fortschreitende sukzessive Entwicklung der Weichholzaue zur Kenntnis. Dagegen betrachtet man mit Sorge den neugebauten Deich, welcher über Werderstraße bis zur Krautstraße führt und zudem auf der Deichkrone mit einer massiven Asphaltstraße versehen ist.
Bereits im November 2013 hatte der AHA gefordert, das privatfinanzierte Deichvorhaben in der Stadt Merseburg in dem Bereich sofort einzustellen und stattdessen im konkreten Fall, die vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt ursprünglich favorisierte Planung die Bundesstraße 181 zu einem Hochwasserschutzdeich umzufunktionieren erneut aufzugreifen und weiter tiefgreifend zu prüfen, sahen es auch die Exkursionsteilnehmer. Ferner gilt es, ggf. finanziert über Flutgelder, die schrittweise Umsiedlung des Wohn- und Kleingartengebiet an Werderstraße und Krautsstraße anzugehen, um diese Überflutungsgebiete der Saale mittel- bis langfristig freizuräumen bzw. zurückzugeben. So sieht nach Auffassung des AHA nun mal nachhaltiger Umgang mit Hochwasser aus, welcher allen Menschen sowie einer hochwasserbeeinflussten Auenlandschaft zu Gute kommt.
Zum Abschluss der Begehung nahmen die anwesenden AHA-Mitglieder in Merseburg im Bereich der Brücke Schulstraße unteren Abschnitt der Klia erörterten die Teilnehmer den naturfernen Verlauf des Fließgewässers, welcher vollkommen unbefriedigend ist und zudem der europäischen Wasserrahmenrichtlinie widerspricht.
In dem Zusammenhang erläuterten die anwesenden AHA-Mitglieder den Zustand des Verlaufes der Klia ab dem in den Jahren 1970 bis 1972 errichteten Wehr am Vorderen Gotthardteich sowie seiner diesbezüglichen Überlegungen zum Schutz und zur Entwicklung der Klia.
Dabei bekräftigte man die Auffassung des AHA, dass Fließgewässer und ihre Auen zu den bedeutsamsten Landschaftsbestandteilen gehören. Sie bieten zahlreichen Tieren und Pflanzen Lebens-, Nahrungs- und Rückzugsraum sowie geben zudem der stressgeplagten Menschheit die Möglichkeit der Entspannung und Erholung. Jedoch ist der Anteil naturnaher oder gar natürlicher Gewässer- und Auenstrukturen immer mehr verloren gegangen. So auch im Stadtgebiet von Merseburg. Während die Geisel auf ihrem 20,8 km langen Weg von der Quelle in Mücheln bis zur Mündung in den Gotthardteich z.B. im Bereich der Mündung des Klyegrabens zwischen der Stadt Merseburg und der Gemeinde Geusa durchaus naturnahe Elemente aufweist sind durch den Ausbau der Klia derartige Strukturen dort gänzlich beseitigt worden. Die Ausbaumaßnahmen in der ca. 3 km langen Klia im Zeitraum von Mai 1969 bis Juni 1977 haben einen vollkommen ausgebauten technischen Kanal hinterlassen. Ein Zustand, welcher mit dem heutigen Erkenntnisstand abzulehnen und womöglich zu ändern ist. Dazu bedarf es wissenschaftlicher und technischer Untersuchungen, welche in eine Konzeption zur Renaturierung, Pflege und Entwicklung münden.
Dazu legte der AHA am 07.01.2002 einen „Rahmenplan zur Erstellung einer Konzeption zur Renaturierung, Pflege und Entwicklung der Klia in der Stadt Merseburg, Landkreis Merseburg-Querfurt“ vor. Dieser Rahmenplan geht davon aus, dass die Klia im gegenwärtigen Zustand hat einen sehr geringen ökologischen Wert besitzt. Jedoch könnte sie ein sehr wertvolles Bindeglied zwischen der Saale- und Geiselaue darstellen. Um das zu erreichen erfordert es eine nachhaltige Umgestaltung der Klia und ihres Umfeldes, was eine fundierte wissenschaftliche und technische Erarbeitung einer Konzeption zur Renaturierung, Pflege und Entwicklung erfordert. Eine Einbeziehung der Bevölkerung von Anfang an schafft bereits in der konzeptionellen Phase eine breite Akzeptanz und befördert ein späteres schöpferisches Mitwirken.
Im weiteren Verlauf der Exkursion legte der AHA seinen Vorschlag dar, welcher die Prüfung und Untersuchung einer Wiederbelebung des alten offenen Abflusses der Geisel beinhaltet.
Zum Abschluss der Exkursion bekräftigten die anwesenden AHA-Mitglieder, dass noch viel Arbeit und Engagement erforderlich ist, um einen ordnungsgemäßen Schutz, Erhalt und Entwicklung der Auenlandschaft zwischen den Städten Merseburg und Leuna zu ermöglichen.
Ferner bekräftigten die anwesenden AHA-Mitglieder, dass zudem das umweltbildende Ziel der Umweltbibliothek „Jürgen Bernt-Bärtl“, die unbedingt fortzusetzende und abzuschließende elektronische Erfassung der vorhandenen Literaturbestände, die künftige Öffentlichkeitsarbeit sowie die Notwendigkeit der Gewinnung weiterer Interessenten für die ehrenamtliche Mitarbeit, unbedingt zu der ehrenamtlichen und gemeinnützigen AHA-Arbeit dazugehören.
Wer Interesse hat an den Zielen des AHA und seiner Umweltbibliothek Merseburg „Jür-gen Bernt-Bärtl“ mitzuwirken, wende sich bitte an folgende Anschrift:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Regionalgruppe Merseburg – Leuna – Bad Dürrenberg/ Umweltbibliothek Merseburg „Jürgen Bernt-Bärtl“
Weiße Mauer 33
06217 Merseburg
Tel.: 0176 – 52562945
Fax.: 0180-5684 308 363 (deutschlandweit zum Ortstarif)
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
E-Mail UBM: ubh2004@yahoo.de
Fotos Andreas Liste
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