Zum Tages des Baumes führten der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. und die Initiative „Pro Baum“ am Samstag, den 25.04.2015 eine ca. fünfstündige Exkursion ab Peißnitzinsel durch das NSG Peißnitznordspitze, entlang von Teilen des Gimritzer Dammes und der Heideallee sowie des Saugrabens bis zum Landschaftsschutzgebiet „Dölauer Heide“ in Halle (Saale) durch.
Das Ziel der Exkursion war die Bedeutung und Schutzwürdigkeit der gehölzreichsten Regionen in der Stadt Halle (Saale) darzulegen. Als erste Station nahmen die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer die Peißnitzinsel in Augenschein.
Die ca. 60 ha große Saaleinsel Peißnitz gehört zu den bedeutsamsten Bestandteilen der halleschen Saaleaue und befindet sich im ca. 2.300 ha Landschaftsschutzgebiet Saaletal. Der Name Peißnitz rührt vom sorbischen Namen Pusteniza (Einöde, Findling) her und drückt aus, welche Rolle die Peißnitz vor Jahrhunderten spielte.

Besonders schützenswert sind auf der ca. 2.000 m langen und ca. 200 bis 300 m breiten Peißnitzinsel ein ca. 10 ha großes Naturschutzgebiet (NSG) im Norden und ein etwa 3 ha großen Geschützten Park im Süden sowie große Teile am Saaleufer und angrenzend an die Schutzgebiete ausgedehnte Auenwald- und Wiesenbereiche anzusehen.
Der Gutspark Gimritz im Süden war schon zu slawischer Zeit Siedlungsgebiet. Die Bewohner des Dorfes gingen dem Fischfang und der Viehhaltung nach. Aus Letzterem leitet sich auch die älteste Namensform „Gumnisti“ ab, was übersetzt „Platz, wo die Rinder Getreide treten“ lautet. Der Amtsrat und Großgrundbesitzer Bartels, welcher die Peißnitzinsel 1821 für 22.530 Taler von der Stadt Halle (Saale) kaufte, gestaltete große Teile der Insel um. So auch den Südteil der Insel, wo nun ein Gutspark mit dendrologischen Besonderheiten entstand.

Bereits die am 29.05.1983 gegründete Peißnitzgruppe des Arbeitskreises Umweltschutz (AKUS) Halle in der Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU) im Kulturbund (KB) der DDR schlug vor, diesen besonderen Baumbestand zu erhalten und zu erweitern, den Auenwald in unmittelbarer Umgrenzung sukzessiv entwickeln zu lassen, die Wiesen unregelmäßig zu mähen sowie die Schaffung eines besonderen Teils im Rahmen des in gemeinsamer Arbeit vom Rat der Stadt Halle (Saale) und KB im Jahre 1976 geschaffenen Naturlehrpfad „Hallesches Saaletal“.

Angesichts der realen Hochwassersituationen im Januar 2011 und Juni 2013 hält es der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) für dringend geboten, dass im Jahr 2008 vom Stadtrat der Stadt Halle (Saale) beschlossene sogenannte Leitbild zur Peißnitz komplett zu überarbeiten sowie tiefgründiger und auf einer breiteren Basis zu diskutieren. Das bisher vorgelegte Leitbild der Stadt Halle (Saale) zeugt nach Auffassung des AHA davon, dass es der komplexen ökologischen, hydrologischen, kulturellen und touristischen Bedeutung der Peißnitzinsel nicht im erforderlichen Umfang gerecht wird. Die angedachten Brückenneupläne und Holzungsmaßnahmen im Ufergehölzbestand haben im Falle einer Umsetzung, massive Störungen bzw. Zerstörungen zur Folge. Dabei hat sich der Auengehölzbestand an den Saaleufern in einem Zeitraum von 30 Jahren erfreulicherweise sukzessiv naturnaher und standortgerechter entwickelt. Diese Entwicklung gilt es aus ökologischen, aber auch aus finanziell-materiellen Gründen nicht durch massive menschliche Eingriffe zu behindern bzw. zu stören. Darüber hinaus gilt es die Versiegelungen im unmittelbaren Hochwassereinzugsgebiet zu verringern und den Kfz.-Verkehr weiter auf den Liefer- bzw. Versorgungsverkehr zu beschränken. Andere Entwicklungen widersprechen auch dem mehrheitlichen Willen von 6.000 befragten Hallensern im Rahmen einer Studie des Institutes für Soziologie aus dem Jahre 2006.

In dem Zusammenhang verweist der AHA nochmals auf eigene konzeptionelle Vorschläge, wozu die sukzessive Entwicklung eines Auenwaldes auf dem Gelände der früheren Ausstellungshallen, in der früheren Gartenanlage nördlich des Gutes Gimritz, die Wiederherstellung eines wechselfeuchten Gebietes im Nordteil der Peißnitz, die umfassende Entsiegelung der asphaltierten Flächen im zentralen Teil der Insel, unweit des Peißnitzhauses sowie die Stellungnahmen zum Entwurf des Leitbildes zur Umgestaltung der Peißnitz“ vom 08.09.2008 und 08.12.2013 zählen.

Deshalb betont der AHA nochmals, dass es dringend erforderlich ist, dass ein öffentlich diskutiertes Leitbild angemessen Natur-, Umwelt- und Landschaftsschutz, Kultur und Naherholung in Einklang bringen muss. Dazu gehört neben dem Schutz, Erhalt und der Erweiterung naturnaherer Bereiche und der Eindämmung des Autoverkehrs auf notwendige Lieferfahrten u.a. auch die Einrichtung eines alters- und interessenübergreifenden Bürgerhauses im früheren Pionierhaus, ein fundierter Naturerkenntnispfad und umwelt- und naturfreundliche Kulturveranstaltungen im Bühnenbereich. Der AHA warnt davor, Aktivitäten anzugehen, welche der Bedeutung der Peißnitz als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, Hochwasserausbreitungsraum sowie ihrer Funktion als naturbezogener Erholungsraum für die Hallenser und Hallenserinnen und ihren Gästen entgegensteht. Im Anschluss an der Begehung der Peißnitzinsel, führte der Weg zur Saaleaue westlich der Wilden Saale bis zum Gimritzer Damm.

Hier drückten die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer ihre Unterstützung für das immer wieder mit großer Sorge von der Initiative „Pro Baum“ und dem Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) vorgetragene Unverständnis aus, dass das Landesverwaltungsamt des Landes Sachsen-Anhalt den Bau der gesamten 1.500 m langen, drei Meter hohen und 30 m breiten Deiches im Bereich des Sandangers und der Halle-Saale-Schleife genehmigt hat. Diese Entscheidung ist eine skandalöse Fortsetzung der mit Bescheid vom 26.09.2014 vom Landesverwaltungsamt des Landes Sachsen-Anhalt genehmigten vorzeitigen Baubeginn für einen Abschnitt von 400 m hat. Somit beabsichtigt das Land Sachsen-Anhalt das einst am 12.07.2013 vom halleschen Oberbürgermeister widerrechtlich, auf Kosten des Steuerzahlers baulich begonnene Vorhaben zur Errichtung eines 1.500 m langen, drei Meter hohen und 30 m breiten Deiches im Bereich des Sandangers und der Halle-Saale-Schleife in unmittelbarer Nähe der Saale rechtlich zu legitimieren.
Daher nahmen die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer genauso wie die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes Halle zum Eilantrag auf Baustopp zum auf.

Diese Entscheidung stoppt erst einmal die skandalöse Fortsetzung der mit Bescheid vom 26.09.2014 vom Landesverwaltungsamt des Landes Sachsen-Anhalt genehmigten vorzeitigen Baubeginn für einen Abschnitt von 400 m hat. Somit hat das Verwaltungsgericht Halle dem vom Land Sachsen-Anhalt nachträglich legitimierten illegal und widerrechtlich vom halleschen Oberbürgermeister einst am 12.07.2013 auf Kosten des Steuerzahlers baulich begonnenen Vorhaben zur Errichtung eines 1.500 m langen, drei Meter hohen und 30 m breiten Deiches im Bereich des Sandangers und der Halle-Saale-Schleife in unmittelbarer Nähe der Saale ein Stoppzeichen gesetzt.
Nach Auffassung beider Organisationen beruhen die nunmehr seit einiger Zeit laufenden Bauarbeiten für den skandalösen Deich, auf Grundlage falscher Messungen, Berechnungen und Planungsunterlagen. Wie Initiative „Pro Baum“ und AHA bereits immer wieder betont haben, bedarf der angedachte Verlust von 7,84 ha Aue und Überflutungsraum der Saale einer umfassenden Umweltverträglichkeitsprüfung. Der Argumentation ist das Verwaltungsgericht Halle verständlicher- und richtigerweise in seiner Stattgabe zu dem Eilantrag gefolgt.
Nach Auffassung von Initiative „Pro Baum“ und AHA gilt es alles zu stoppen, was entgegen jeglicher fachlichen und moralischen Vernunft an Retentionsflächen weiter einschränkt und so zur Verstärkung der Bedrohung der Altstadt östlich und nordöstlich der Saale führt.
Aller Voraussicht nach ist nämlich davon auszugehen, dass das Hochwasser zum einen in dem eingeengten Raum zurückgestaut und zum anderen in andere Bereiche hinübergedrängt wird. Der AHA und die Initiative „Pro Baum“ gehen davon aus, dass insbesondere verstärkt die hallesche Altstadt, die Peißnitzinsel, Giebichenstein, aber auch Kröllwitz mit der Talstraße davon betroffen sein könnten.

Ferner hat das Land Sachsen-Anhalt bisher zum Ausdruck gebracht, dass es nicht gewillt ist, eine nachhaltige, zukunftsfähige, landesweite und länderübergreifende nach Fließgewässern orientierte Konzeption zum Umgang mit Hochwasser anzugehen.
Stattdessen verbaut das Land Sachsen-Anhalt Steuergelder aus Bund und Land im bisher angegebenen Umfang von 4,9 Millionen Euro für einen unverantwortlichen Umwelt- und Naturfrevel. Es ist nach Auffassung von Initiative „Pro Baum“ und des AHA Zeit, dass sich nunmehr der Bundestag, der Landtag, der Bundesrechnungshof und der Landesrechnungshof, aber auch die Staatsanwaltschaft Halle der Verschwendung von Steuergeldern annehmen und dafür Sorge tragen, dass das Bauvorhaben endlich seinen endgültigen Stopp und Ende erfährt.
Die gegenwärtige Landesregierung Sachsen-Anhalts und das nachgeordnete Landesverwaltungsamt sind entgegen jeglicher Vernunft, offenkundig von sich aus dazu nicht in der Lage.

Beide Organisationen fordern daher wiederholt und mit Nachdruck endlich die Erstellung einer nachhaltigen, zukunftsfähigen, landesweiten und länderübergreifende nach Fließgewässern orientierte Konzeption zum Umgang mit Hochwasser ein, welche u.a. die Erweiterung von Retentionsflächen und die Verringerung von Versiegelungsflächen beinhalten sollte und es auf breiter Basis öffentlich zu diskutieren gilt. Die jüngste Entscheidung des Verwaltungsgerichtes Halle bietet dazu eine weitere, sehr wichtige Basis.

In dem Zusammenhang drücken die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer ihren dringenden Wunsch, Hoffnung und Appell aus, dass das Oberverwaltungsgericht des Landes Sachsen-Anhalt in Magdeburg die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes Halle bestätigt.

Im Anschluss daran führte der Weg zur Heideallee. Dabei erhielten die Exkursionsteilnehmerrinnen und Exkursionsteilnehmer Informationen zu den geplanten Massenfällungen in der Heideallee, welcher letztendlich 63 Bäume zum Opfer fielen. Damit verbunden waren die Erinnerungen und Erläuterungen zu der Begehung am 21.06.2006 sowie zu den Protestaktionen am 10.10.2006, 11.10.2006, 12.10.2006 und am 19.10.2006. Das damalige Vorgehen der Stadtverwaltungen hätte fast den kompletten Verlust einer vierreihigen sowie stadtprägenden und damit sehr wertvollen vierreihigen Platanenallee bedeutet. Auf Grund dessen drückten die Exkursionsteilnehmerrinnen und Exkursionsteilnehmer ihre Sorge aus, dass es noch immer Planungen zur Errichtung eines Kreisverkehrs im Kreuzungsbereich Heideallee, Weinbergweg und Walter-Hülse-Straße gibt, welche u.a. mit der Fällung von 9 Platanen einhergehen sollen. Derartige Planungen gilt es unbedingt zu stoppen.

Der Weg führt im Anschluss daran zum Tal des ca. 5 km langen nördlichen Kolonistengrabens, welcher umgangssprachlich den Namen Saugraben trägt, der einst in Nietleben-Granau entsprang und einen großen Teil durch den Aufschluss der Grube „Neuglück“ als Braunkohletagebau. Dieser Tagebau betrieben bis zum Jahr 1875, fand bis zum Jahr 1931 seine Fortsetzung als Untertagebau. Der nunmehr geflutete Tagebau ist nun allgemein als Heidesee bekannt.
Das Tal des Saugrabens war u.a. Bestandteil des von 1934 bis 1945 als Heeres- und Luftnachrichtenschule und vom Sommer 1945 bis 1991 von der Sowjetarmee bzw. von Truppen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) genutzten Garnisonsgelände.
Während der militärischen Nutzung war der Saugraben weitgehend verrohrt und er durchfloss ein u.a. durch Treibstoffe, Öle und Munitionsreste verseuchten Boden. Folgen, welche noch heute nachwirken.

Bereits im Juli 1991 beschloss die hallesche Stadtverordnetenversammlung die Aufstellung eines Bebauungsplanes 32 Heide-Süd, welche die Nachnutzung und die Revitalisierung des Gebietes zum Ziel hatte. Die zwischenzeitlichen Kaufverhandlungen mit der Bundesrepublik Deutschland führte zum Ankauf einer 135 ha großen Teilfläche der Garnison durch die Stadt Halle (Saale). Der hallesche Stadtrat beschloss im April 1995 Entwicklungssatzung Heide-Süd eine Entwicklungsmaßnahme Heide-Süd auf einer Fläche von 210 ha. Nach zum Teil heftigen kontroversen und zähen Beratungen und Diskussionen blieb das Tal des Saugrabens von flächendeckender Verbauung verschont. Es erfolgte eine flächendeckende Beräumung des Gebietes von Altlasten, Unrat und Müll aller Art. Dabei befreite man den Saugraben von Verrohrungen. Eine Vertiefung des Gewässers und Verschotterung des Gewässerbettes zerstörte jedoch den sukzessiv entstandenen Gehölz- und Röhrichtbestand. Das Gleiche geschah wieder im Winter 2015. Die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer halten es daher für dringend geboten, derartige Arbeiten künftig zu unterlassen.

Der AHA erläuterte zudem seine in der Stellungnahme zum Planfeststellungsverfahren „Sanierung Tagebaurestloch Heidesee in Halle (Saale)“ 06.08.2001 nachfolgend zitierten Vorschläge zur wissenschaftlichen Bearbeitung zur Entwicklung des Saugrabens,

Zitat:
„Die Überlegung den Anstieg des Grundwassers des Heidesees durch Ableitung des Wassers über den Saugraben abzuleiten wird eindeutig unterstützt. Jedoch erfordert diese Möglichkeit eine intensive Untersuchung des gesamten Laufes des Saugrabens nach folgenden Gesichtspunkten:

  • Auswertung vorhandener und Durchführung neuer Erfassungen von Fauna und Flora
  • Untersuchung der Boden- und Wasserqualität
  • Einschätzung des gegenwärtigen Zustandes und des daraus resultierenden Entwicklungspotenzials
  • Bewertung des Biotopverbundes
  • Bewertung des Umganges mit nicht standortgerechten Pflanzen
  • Bewertung der angrenzenden Gebiete
  • Analyse und Vorschläge zur Abwendung von Gefährdungen für den Saugraben und seiner Aue
  • Vorschläge zur Pflege und Entwicklung unter Einbeziehung vorhandener Fauna und Flora und der einheimischen Bevölkerung sowie der Auswirkungen auf die Umwelt
  • Untersuchung der Möglichkeiten der Wiederherstellung eines offenen Gewässerbettes und Beräumung des bestehenden Gewässerverlaufes von Schlamm und Unrat unter weit gehendem Erhalt des gewässerbegleitenden Pflanzenbestandes
  • Prüfung der Möglichkeiten des Erhaltes bzw. der Wiederherstellung von gewässerbegleitenden Feuchtbiotopen
  • Prüfung der Nutzung für Bildung, Lehre und Wissenschaft
  • Feststellung von Abwassereinleitungen
  • • Prüfung der Möglichkeit der Schaffung eines Landschaftsschutzgebietes (LSG) „Saugraben“ und vereinzelter Naturdenkmale, flächenhafter Naturdenkmale (FND) bzw. Geschützter Landschaftsbestandteile (GLB) mit Grenzziehung und inhaltlichen Schwerpunkten“

, Zitat Ende

Ferner veranlassten die obengenannten Arbeiten am Saugraben den AHA zu einem Schreiben vom 19.08.2006 an die damalige hallesche Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler. Hierzu sei folgender Auszug Inhalt zitiert:

  • Ab der Kurve Lise-Meitner-Straße, wo ein Weg zum Wohngebiet Heide-Süd über eine Brücke über den Saugraben verläuft, haben sich umfassende gewässerbegleitende Röhricht- und Sukzessionsbereiche gebildet, welche es unbedingt zu erhalten gilt und somit einer baulichen Bearbeitung zu entziehen sind. Das Gleiche trifft für den Bereich der Brücke Begonienstraße zu.
  • Die Ufer- und Sohlbereiche dürfen keinesfalls befestigt werden, sondern gilt einer naturnaheren Gewässerentwicklung zu überlassen. Ggf. erscheint es sinnvoll zu sein den unmittelbaren Gewässerbereich weiter und tiefer zu fassen, um Grund- bzw. Schichtwasserbereiche als natürliche Gewässeranbindung zu erreichen. Der Raum ist existent und sollte dann einer sukzessiven Entwicklung überlassen werden.
  • Eng damit verbunden gilt es die Wiesen extensiver zu bearbeiten und nur unregelmäßig partiell zu mähen. So ließe sich eine größere Artenvielfalt entwickeln. Ferner können Pflanzen länger blühen und böten somit Insekten Nahrung und verbesserten das Landschaftsbild. Darüber hinaus müssen diese Pflanzen Zeit und Raum zur Samenbildung und Aussaat haben. Nur so lassen sich arten- und strukturreiche Wiesen entwickeln, was auch den Erholungswert für die BesucherInnen des Gebietes erhöht
  • Perspektivisch möchte der AHA einen Naturerkenntnispfad anregen bzw. initiieren, welcher sich an die vorhandenen Pfade am Graebsee, in der Dölauer Heide und im Saaletal anbinden könnte. Der Pfad an der Saale sollte auf den im Jahre 1976, also vor 30 Jahren, geschaffenen und nunmehr nicht mehr zu erkennenden Naturlehrpfad „Hallesches Saaletal“ aufbauen. Auch der bestehende Naturlehrpfad „Dölauer Heide“ könnte entsprechend erweitert werden.

,Zitat Ende

Bisher kommt die Hauptwasserzufuhr durch Zuleitung aus dem Graebsee. Die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer begrüßten diese Stellungnahmen und halten eine Umsetzung der Anliegen für dringend geboten.
Allen Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer war bewusst, dass das Tal des Saugrabens ein sehr bedeutsamer, mit zahlreichen Feuchtgebieten, Wiesen- und Gehölzflächen durchzogenes Gebiet, dem Biotop- und Grünverbund zwischen Saale, Graebsee und Dölauer Heide sowie als Kaltluftentstehungsgebiet und –bahn dient. Daraus abgeleitet halten es die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer für dringend geboten alles zu tun, um das Gebiet nachhaltig zu schützen und zu erhalten sowie mehr Räume für naturnahere bzw. naturnahe Entwicklungsmöglichkeiten zu lassen. Dazu gehören sukzessive Entwicklungen von Gehölzflächen und –bereichen, aller Wiesenflächen sowie der Feuchtgebiete. Ferner gilt es den gegenwärtigen Standort der Hundewiese an einem Weiher im Nordteil zu überdenken und die Ausweitung von Streuobstwiesen zu prüfen.

Das Saugrabental, was im Unterlauf schon immer Bestandteil der Saaleaue war, dient als sehr wichtiger Überflutungsraum der Saale. Im Rahmen des Sommerhochwassers 2013 war das deutlich zu erkennen.
Somit lassen sich der Arten- und Strukturreichtum und damit die Optimierung als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten umsetzen. Nur eine attraktive Natur und Landschaft besitzt zudem eine hohe Beliebtheit als Naherholungsraum der Bevölkerung.
Den Abschluss bildete schließlich die Dölauer Heide. Bekanntlich ist das 740 große Landschaftsschutzgebiet „Dölauer Heide“ eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in der näheren Umgebung der Stadt Halle (Saale). Zusammen mit der Saaleaue stellt die Dölauer Heide ein wichtiges Vernetzungswerk für die Entwicklung von Biotop-Verbundsystemen dar. Sie erfüllt vielfältige ökologische Funktionen, zum Beispiel die Lufthygiene, und schafft günstige Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Dies drückt sich u.a. auch in dem 62 ha großem Naturschutzgebiet Bischofswiese und in dem an die Dölauer Heide angrenzenden 16 ha großem Naturschutzgebiet Lintbusch aus. Ferner ist die Dölauer Heide ein sehr bedeutsames Naherholungsgebiet für die Menschen der Region.

Vor dem menschlichen Eingriff hatte die Heide einen winterlindenreichen Traubeneichen-Hainbuchenwald-Bestand, welcher typisch ist für einen Standort auf wasserdurchlässigem Lockergestein mit vereinzelten tonigen, wasserundurchlässigen Schichten (z.B. Herthateich und Rehteich) im Regenschatten des Harzes. Davon sind jedoch nur noch Restbestände erhalten. Heute überwiegen zu 60 Prozent Kiefern und Eichen (28 Prozent). Auf Buche, Birke, Linde, Ahorn und Esche verteilt sich der Rest. Zwei Drittel des Baumbestands sind älter als 80 Jahre. Diese Entwicklung war einer jahrzehntelangen intensiven, schnellen und umfassenden Holzgewinnung seit etwa 1850 geschuldet. Dieser Prozess scheint erneut Oberhand zu gewinnen.

Nach Auffassung der Initiative „Pro Baum“ und des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sollte die Vegetation der Dölauer Heide eine naturnahere Entwicklung in Richtung eines standorttypischen winterlindenreichen Traubeneichen-Hainbuchenwaldes erfahren. Dies ist möglich, wenn die Dölauer Heide immer mehr einer sukzessiven Entwicklung überlassen wird und Bewirtschaftungsmaßnahmen sich immer mehr auf die Freihaltung von Wegen und Plätzen sowie der damit verbundenen Gefahrenabwehr beschränken.

Der AHA hält daher weiterhin die fortgesetzten und massiven flächendeckenden und punktuell größeren Abholzungen in der Dölauer Heide für vollkommen ungeeignet, um eine Umwandlung des Waldes herbeizuführen. So haben beispielsweise Abholzungen im Bereich des Harzklubstiegs zu massiven Störungen des Gehölzbestandes, Beeinträchtigungen der Wege sowie zu Vernichtungen wichtiger Lebensräume von Tieren geführt. In diesem Bereich kommt noch u.a. hinzu, dass hier der nach Anhang II und IV der europäischen Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie besonders geschützte Eremit (Osmoderma eremita) – auch Juchtenkäfer genannt – siedelt. Wegen der geringen Ausbreitungsfähigkeit des Käfers ist ein ständiges Angebot weiterer nachwachsender Brutbäume unterschiedlichen Alters in der Umgebung für eine nachhaltige Sicherung des Vorkommens zwingend notwendig. Diese Notwendigkeit scheint offensichtlich im Gebiet zwischen dem Südrand der Dölauer Heide und dem Harzklubstieg nicht die ausreichende und erforderliche Beachtung zu finden.

Darüber hinaus stellten AHA-Mitglieder fest, dass u.a. zahlreiche Stämme in aufgestapelten Holzhaufen Hohlräume aufweisen, welche nunmehr als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tierarten verlorengegangen sind. Mit großer Sorge betrachtet der AHA nunmehr u.a. umfassende Vorbereitungen zu offenbar flächendeckenden und massiven Abholzungen im Bereich ab Südwesten in Angrenzung an das Naturschutz- und FFH-Gebiet Lintbusch stattfinden. Neben der Vernichtung von wertvollem Lebens- und Rückzugsraum sowie umfassenden Störungen der Waldstrukturen, behindern diese Arbeiten den sukzessiven standortgerechten Jungaufwuchs. Gerade unter dem Dach größerer lichter Gehölze, wie der Waldkiefer und der Pappel, ist oft eine Junggehölzentwicklung sehr gut möglich. Insbesondere Stiel- und Traubeneichen mögen im Jungstadium einen derartigen halbschattigen Zustand.

Daher sollte nach Meinung des AHA der wirtschaftliche Nutzen der Dölauer Heide sich weg von einer intensiver betriebenen Waldwirtschaft mit Beteiligung an Holzauktionen, hin zu einem sach- und fachkundigen, umwelt- und naturverträglichen sanften Tourismus entwickeln. Daher hat der AHA u.a. der Stadt Halle (Saale) umfassende Vorschläge für eine Neustrukturierung des 1932 entstandenen Naturlehrpfades vorgelegt und zudem angeregt ein neues Wegekonzept zu entwickeln. Der AHA fordert, endlich gemeinsam mit der Bevölkerung der Stadt Halle (Saale) sowie der direkt angrenzenden Saalekreisgemeinde Salzatal und ihren Vereinen, Verbänden und Initiativen die Basis für eine Entwicklung eines naturnaheren, arten- und strukturreichen Wald mit einem natur- und umweltschonenden Tourismus zu schaffen. Dazu gehören zuerst der sofortige und unverzügliche Stopp aller Abholzungen sowie die Erstellung einer aktuellen, fachlichwissenschaftlichen und zusammenfassenden Schutz- und Entwicklungskonzeption für die Dölauer Heide.

Die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer begrüßten einhellig die Überlegungen von Initiative „Pro Baum“ und AHA.
Im Ergebnis der Exkursion rufen daher die Initiative „Pro Baum“ und der AHA zur aktiven Mitwirkung zum Schutz von Natur und Landschaft auf. Wer dazu z.B. in den ehrenamtlichen AHA-Arbeitsgruppen Peißnitz und Dölauer Heide/Lintbusch mitwirken möchte, wende sich bitte an folgende Anschrift:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)

Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 – 2002746
Fax.: 01805-684 308 363
E-Mail: aha_halle@yahoo.de

Oder über das Kontaktformular unter Kontakt.

Fotos Dietmar Hörner