I. Kurzfassung

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – erneuert und formuliert wichtige Anliegen. Basis ist u.a. eine aktuelle Exkursion durchgeführt am 21.08.2024.

  • Entlassung des Steinbruches Holzberg aus dem Bergrecht
  • Ausweisung der Altsteinbrüche Holzberg und Köppelscher Berg als Schutzgebiet und damit verbunden Aufnahme in das Schutzgebietskonzept 2022 – 2030 des Landkreises Leipzig
  • Aufnahme der Altsteinbrüche Holzberg und Köppelscher Berg in das Biotop- und Grünverbundnetz mit den Fluss- und Auenlandschaften von Elbe und Mulde
  • Veröffentlichung der Erfassungsstudie „Faunistische Sonderuntersuchungen Steinbruch Holzberg`“ vom 26.10.2018
II. Ausführliche Darstellung

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – verfolgt fortgesetzt mit großem Unverständnis die fortbestehende Weigerung den einstigen Steinbruch Holzberg in Böhlitz, Gemeinde Thallwitz sofort, vollumfänglich und unwiderruflich aus dem Bergrecht zu entlassen und so der unteren Naturschutzbehörde im Landkreis Leipzig die Möglichkeit zu eröffnen, das Gebiet unter Schutz zu stellen. Dabei hat der damalige Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft des Freistaates Sachsen Thomas Schmidt bereits mit Antwortschreiben vom 11.06.2019 an den Präsidenten des Landtages Dr. Matthias Rößler auf die „Kleine Anfrage des Abgeordneten Wolfram Günther (Bündnis 90/DlE GRUNEN), Drs.-Nr.: 6117618, Thema: Arten-, Biotop- und Landschaftsschutz im Steinbruch Holzberg, Thallwitz OT Böhlitz, Landkreis Leipzig“ mit der beigefügten von Dr. Martin Seils-Büro für Landschaftsplanung, Boden- und Umweltforschung erstellten Erfassungsstudie ‚Faunistische Sonderuntersuchungen Steinbruch Holzberg’“ vom 26.10.2018 eine hervorragende Basis für die Darstellung der Schutzwürdigkeit des Gebietes vorgelegt. Im Fazit der Studie ist sehr verständlich dargestellt u.a. folgendes festgehalten, Zitat:
Der Steinbruch Holzberg bietet mit seiner Strukturvielfalt und seinem vielfältigen Mosaik unterschiedlichster Biotope auf kleinem Raum für viele Artengruppen einen Hotspot in der Region. Im Rahmen der Sonderuntersuchung wurden 10 Fledermausarten, je 5 Amphibien- und Reptilienarten, 47 Vogelarten und 21 Tagfalterarten nachgewiesen.
Für die Artengruppe der Fledermäuse ist der Standort vor allem als wichtiges Jagdhabitat sowie als Schwärm- und Quartierstandort hervorzuheben. Der benachbarte Steinbruch kann diese Funktion aufgrund des Fehlens von Feuchtgrünland und dem damit verbundenen Nahrungsangebot sowie des geringeren Quartierpotentials nicht für alle nachgewiesenen Arten übernehmen. Auch das wahrscheinliche Vorkommen des sachsen- als auch bundesweit stark gefährdeten Grauen Langohres weist dem Standort eine besondere Bedeutung zu. Aus diesen Gründen ist der Steinbruch von überregionaler Bedeutung für Fledermäuse zu werten.
Bezüglich der Avifauna bietet der Steinbruch nicht nur für durchziehende Wasservögel gute Rastplatzbedingungen und für Greife und Eulen Jagdmöglichkeiten. Aufgrund seiner in der weiteren Umgebung einzigartigen, kleinräumig mosaikartigen Habitatstruktur aus Röhrichtzonen und Wasserflächen besitzt er insbesondere für röhrichtgebundene Arten eine wesentliche Bedeutung als Bruthabitat.
Neben zwei weiteren streng geschützten Reptilienarten, stellt insbesondere das Vorkommen der in Sachsen stark gefährdeten Schlingnatter einen wichtigen Trittstein der Verbreitung dieser Art in der agrargeprägten Landschaft um Böhlitz dar.
Hinsichtlich der Artengruppe der Amphibien ist besonders das individuenstarke Vorkommen der Knoblauchkröte hervorzuheben.“, Zitat Ende
Alleine die vorliegenden faunistischen Erfassungen bestätigt die besondere Schutzwürdigkeit des Gebietes. Korrekterweise hat das die Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag in ihren Antrag vom 24. Juni 2022 zum „Thema: Holzberg bei Böhlitz als Hotspot der Natur- und Artenvielfalt vor der Zerstörung bewahren und schnellstens rechtlich schützen!“ in ihrer Begründung Zu II.1. den aktuelleren Stand folgendermaßen zusammengefasst, Zitat:
Der Holzberg gehört nach Gutachtenlage zu den artenreichsten Lebensräumen Sachsens.
Seine außergewöhnliche Strukturvielfalt bildet ein vielfältiges Mosaik unterschiedlichster Biotope auf kleinem Raum, der für viele Artengruppen einen Hotspot in der Region darstellt.
Seine zwingende Unterschutzstellung ist daher konsequentes Bekenntnis zur Nationalen Strategie der Bundesregierung zum Erhalt der Biologischen Vielfalt. Das Ökosystem der Holzbergregion beherbergt mehr als 300 wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Die Beobachtungen erstrecken sich inzwischen auf über 100 Vogelarten, 10 Fledermausarten, 6 Amphibienarten, 5 Reptilienarten und 27 Tagfalterarten, sowie zahlreiche Insektenspezies, die hier wertvollen Lebensraum finden.“, Zitat Ende.

https://www.linksfraktionsachsen.de/fileadmin/lfsachsen/upload/Antrag_Linksfraktion_Holzberg.pdf

Für den Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – ergibt sich neben der Standortbedeutung als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten die Bedeutung als Bestandteil eines umfassenden Biotop- und Grünverbundraumes zwischen den Fluss- und Auenlandschaften von Elbe und Mulde mit eingebetteter Dahlener Heide und angrenzender Dübener Heide, weiterer Wald- und Feldgebiete sowie anderer Alttagebau- und Altsteinbruchstandorte. Hier gilt es ohnehin über ein zusammenhängendes Schutzgebiet nachzudenken.
Somit besteht bereits jetzt die Möglichkeit und auch die Pflicht das Schutzverfahren nach nationalem und europäischem Recht einzuleiten. Zudem muss das Oberbergamt die KAFRIL Unternehmensgruppe auffordern, einen Betriebsabschlussplan zu erstellen und vorzulegen. Dabei können durchaus beide Verfahren sinnvoll ineinandergreifen und sich gegenseitig ergänzen.
Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – hält es zudem für dringend geboten, dass von der KAFRIL Unternehmensgruppe in Auftrag gegebene und von Dr. Martin Seils-Büro für Landschaftsplanung, Boden- und Umweltforschung erstellte Erfassungsstudie „Faunistische Sonderuntersuchungen Steinbruch Holzberg“ vom 26.10.2018 der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

https://lbu-planung.de/#buero

Umweltdaten dürfen nicht mehr der Geheimhaltung unterliegen! Abgesehen davon gilt es derartige Erfassungen immer wieder auf aktuellen Stand zu bringen, um der Entwicklung des Gesamtgebietes Rechnung tragen zu können.
Nunmehr hat der Petitionsausschuss des Sächsischen Landtages die mit 37.236 Unterstützenden versehende, am 20. September 2023 im Sächsischen Landtag übergebene Petition „Holzberg Biotop-Rettung jetzt!“ zurückgewiesen. Für den Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – ist das eine unverantwortliche Entscheidung, welche sich im Allgemeinen gegen den Schutz und Erhalt von Umwelt, Natur und Landschaft sowie im Speziellen gegen den Schutz und Erhalt des Gebietes des Steinbruches Holzberg richtet. Der Petitionsausschuss des Sächsischen Landtages ist gebeten schnellstmöglich öffentlich eine schriftliche Begründung zu seiner Entscheidung abzugeben.
Im Rahmen einer gemeinsamen Begehung am 21.08.2024 nahmen Mitglieder der Bürgerinitiative Böhlitz und des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – die Standorte der in der Gemeinde Thallwitz, Ortsteil Böhlitz gelegenen Altsteinbrüche Holzberg und Köppelscher Berg persönlich in Augenschein. Dabei sind schon die schützenswerten Randwälder sehr auffällig. Am Tag der Exkursion fielen zum Beispiel Stiel- und Traubeneiche, Hainbuche, Bergahorn, Besenginster, Gewöhnlicher Tüpfelfarn, Maiglöckchen, Waldveilchen und Sternmiere auf. Die Beobachtung eines Braunen Bären rundete das Bild an dem Standort am Holzberg ab. In den Kies- und Schotterbereichen war u.a. die Beobachtung von Blauflügligen und Rotflügligen Ödlandschrecken möglich.
Alleine auf die von Feuchtgebieten, Wasser- und Schilfflächen, Fels-, Schotter- und Kiesbereichen geprägte Natur und Landschaft des früheren Steinbruches Holzberg in Böhlitz lässt schon die Schutzwürdigkeit erkennen. Eingriffe jeglicher Art, welche zu einer Zerstörung und Vernichtung des arten- und strukturreichen Landschafts- und Naturbestandteiles und Geotops führen kann, sind daher vollkommen auszuschließen.
Daher gilt es eine sofortige und unwiderrufliche Aufhebung des Bergrechtes umzusetzen.
Ferner ist der zuständige Landkreis Leipzig verstärkt gefordert die Unterschutzstellung des Gebietes anzugehen und dies mit einer Schutzausweisung mit dem südöstlich angrenzenden 70,00 m tiefen, in den Jahren 1964 bis 1991 betriebenen Altsteinbruch Köppelschen Berg zu verbinden. So lassen sich diese besonders schützenswerten Altsteinbrüche ebenfalls in das Biotop- und Grünverbundnetz mit den Fluss- und Auenlandschaften von Elbe und Mulde mit eingebetteter Dahlener Heide und angrenzender Dübener Heide, weiterer Wald- und Feldgebiete sowie anderer Alttagebau- und Altsteinbruchstandorte einbinden.
Nach Ansicht des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – ist bereits jetzt eine Aufnahme der Unterschutzstellung von Holzberg und Köppelschen Berg in das Schutzgebietskonzept (2022 – 2030) des Landkreises Leipzig möglich.

https://www.landkreisleipzig.de/f-Download-d-file.html?id=16799

Die vom Umweltbundesamt im Juni 2019 nach § 3 Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz – UmwRG anerkannte Umwelt- und Naturschutzvereinigung Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – ist im Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten bereit daran mitzuwirken und bietet sich für Interessierte als Plattform einer umfassenden Mitarbeit an.
Wer daran Interesse hat, wende sich bitte sich an folgende Anschriften:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – AHA

Große Klausstraße 11

06108 Halle (Saale)

Tel.: 0345 – 200 27 46
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – AHA
Regionalgruppe Leipzig und Umland

Otto-Adam-Straße 14

04157 Leipzig

E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de

Andreas Liste
Vorsitzender

Halle (Saale), den 25.08.2024

Fotos & Videos: Andreas Liste