Das Saaletal zwischen Halle (Saale) und Rothenburg ist von umfassenden und vielfältigen Auenlandschaften, Saalealtarmen, kleineren Fließgewässern, Feuchtgebieten, Wiesen- und Hochstaudenflächen, Gehölz- und Streuobstwiesenbeständen sowie Trocken- und Halbtrockengesellschaften geprägt. Die landwirtschaftlichen Flächen sind jedoch leider von anbaukultureller Verarmung geprägt. Von einst ca. 25 sind 5 bis 7 Ackerkulturen übriggeblieben, von denen ein Großteil Humuszehrer sind sowie unmögliche Lebensbedingungen z.B. für Feldhasen, Feldhamster und Bodenbrütern sowie Jagdbedingungen für Greifvögel und Eulen bestehen. Eine Umstellung der Landwirtschaft ist dringend erforderlich, was u.a. die Rückkehr zum Anbau von ca. 25 Ackerkulturen mit ordnungsgemäßer Fruchtfolge, Erhöhung des Gehölzanteils auf den Ackerflächen und Einhaltung von mindestens 10 m Gewässerschonstreifen beinhalten muss.
Mit den Naturschutzgebieten ”Saaledurchbruch bei Rothenburg“, „Porphyrlandschaft bei Gimritz“ und ”Porphyrlandschaft bei Brachwitz“ sowie dem Landschaftsschutzgebiet „Saale“ sind sehr wichtige Schutzgebiete entstanden, welche sehr wichtige Lebens- und Rückzugsräume für zahlreiche Tiere und Pflanzen sowie bedeutsame Biotopverbundräume darstellen.
Alleine im Gebiet der Stadt Wettin-Löbejün sind hier zum Beispiel fünf größere Saalealtverläufe Bestandteil der obengenannten Schutzgebiete. Alle besitzen keine direkten Anschlüsse an den nunmehrigen Saaleverlauf, was sich zumeist auch sehr schwierig gestaltet, da mit den baulichen Durchstichen und der darauffolgenden Erhöhung der Fließgeschwindigkeit Eintiefungen des verkürzten Verlaufes stattfanden bzw. stattfinden. Gerade auf Grund der zunehmenden Niederschlagsarmut ist mit einer weiteren Austrocknung der angrenzenden Aue zu rechnen. Bei Hochwassereignissen verzögert sich die dringend notwendige Einflutung in die Aue. Einhergehend damit erhöht sich die Fließgeschwindigkeit und damit die weitere Eintiefung der Saale. Insbesondere in größeren Städten können diese wuchtvollen Wassermassen zu höheren und heftigeren Fluten führen.
Zudem hat häufig eine andere Entwicklung von Fauna und Flora in den Altverläufen stattgefunden, welche sich weiterentwickelt und sich nicht unwesentlich von anderen Teilen der Saaleaue unterscheidet.
Die Saale mit ihrem aktuellen und ihren Altverläufen sowie ihre Nebengewässer grenzen häufig an intensiv genutzte Agrarflächen und weisen zudem meistens geringe oder gar keine Gewässerschonstreifen. Neben dem Fehlen von Entwicklungszonen, Rückzugs- und Lebensräumen für Fauna und Flora gelangen entweder direkt oder durch Wasser- und Winderosion Düngemittel und Pestizide in das Flusssystem. Insbesondere bei stehenden Gewässern und verstärkt durch Hitze führt dies gekoppelt mit Sauerstoffarmut u.a. zu vermehrtem Algenwachstum und Fischsterben. So eben auch im Saalealtverlauf zwischen Wettin und Dobis. Hier gilt es nicht nur eine Wasserbeprobung zur Feststellung der Wasserqualität vorzunehmen, sondern ebenfalls Bodenproben zu nehmen, um frühere und aktuelle Belastungen feststellen zu können. Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – weist darauf hin, dass bis etwa 1991 die Insel zwischen den Neu- und Altverläufen der intensiven Entenhaltung diente und hier keine umfassende Sanierung erfuhr. Flussaufwärts ereilte eine Saaleinsel sowie den angrenzenden Saaleverläufen ein ähnliches Schicksal. Für diese Saaleinsel Mitte der neunziger Jahre erarbeitete konzeptionelle Vorschläge von zwei damaligen Studenten der Hochschule Anhalt in Bernburg fanden leider keine Berücksichtigung.
Die Beseitigung der Algen beseitigt nicht die Ursachen der Verschlechterung der Wasserqualität und des damit verbundenen Fischsterbens. Für den AHA steht fest, der Masseneintrag von Nährstoffen und Pestiziden, das zunehmende Befahren mit Motorbooten aller Art und Größen sowie von Unrat aller Art muss unwiderruflich enden.
Zudem fahren insbesondere Angler verstärkt die Saalealtverläufe mit Kraftfahrzeugen an, welche sie zumeist sehr nah an den Ufern abstellen. Ferner sind immer häufiger starke Verschmutzungen mit Müll und Unrat sowie Zerstörungen in den Uferbereichen festzustellen.
Nach Auffassung des AHA gilt schnellstmöglich eine aktuelle wissenschaftliche Schutz- und Entwicklungskonzeption für das Gesamtgebiet zu erstellen, welche u.a. vollständige Erfassungen von Fauna, Flora und Naturräumen sowie Vorschläge zur Agrarnutzung, Verbesserung der Boden- und Wasserqualität, Erhöhung und Schutz von Fauna und Flora, Nutzung für Naherholung und Tourismus, zum Befischen der Gewässer sowie zum Reduzieren des Kraftfahrzeugverkehrs auf notwendige Fahrten für die Feldbearbeitung, für Anwohner und Notfälle enthält.
Der gemäß 3 des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz (UmwRG) vom Umweltbundesamt anerkannte, gemeinnützige und ehrenamtliche AHA bietet im Rahmen seiner Möglichkeiten seine Mitwirkung an und ruft die Bevölkerung zur Mitwirkung an. Wer Interesse hat daran mitzuwirken, kann sich dazu an folgende zentrale Anschrift des AHA wenden:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – AHA
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
E-Mail: aha_halle@yahoo.de
Andreas Liste
Vorsitzender
Halle (Saale), den 10.09.2023
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