Bekanntlich bilden Fluss- und Auenlandschaften eine wichtige Einheit. Beide stehen in einer engen und sehr vielfältigen Wechselbeziehung zueinander. Die Auenlandschaften dienen den Flüssen als Ausbreitungsraum für Hochwasser und versorgen sie somit mit Wasser, Sedimenten und z.B. als Schwemmgut herangetragenes neues genetisches Material aus Tieren und Pflanzen. Im Umkehrschluss fungieren die Auenlandschaften als „Reinigungskraft“ für die Flüsse, indem beispielsweise Auenwälder das abgebremste Wasser von Sedimenten „befreien“ sowie Schwemmgut „herauskämmt“.
Diese langzeitige Wechselbeziehung hat somit eine der arten- und strukturreichsten Naturlandschaften der gemäßigten Zonen hervorgebracht, welche zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Lebens- und Rückzugsraum bietet. Darüber hinaus trägt diese intensive Wechselbeziehung zur Verbesserung des Landschafts- und Ortsbildes urbaner Gebiete bei und sorgt als Kalt- und Frischluftentstehungsgebiet und –korridor für eine nachhaltige Verbesserung des Klimas.

Verständlicherweise haben daher Fluss- und Auenlandschaften ebenfalls eine magische Anziehungskraft für die stressgeplagte Bevölkerung um die Natur zu genießen und sich in ihr ausgiebig zu erholen.

Das Gleiche trifft auch für das Flusssystem und die Aue der Holtemme zu.

Der 47 km lange Nebenfluss der Bode im Einzugsgebiet der Elbe mit einem Einzugsgebiet im Umfang von 277,8 km², im Naturpark Harz im Landkreis Harz zwischen Renneckenberg und Hohnekamm entspringt, beeinflusst den nordöstlichen Raum des Harzes bis in das nördliche Harzvorland hinein. Das Quellgebiet liegt in räumlicher Nähe zu den Ursprüngen von Kalter Bode, Ilse und seines Nebengewässers Zillierbach. Ferner durchfließt der zu großen Teilen sehr stark begradigte Fluss die Landkreise Harz und Börde, bevor sie bei der zu Gröningen gehörenden Kuckucksmühle in die Bode mündet. Auf dem Weg dorthin tangiert der, laut Pierer’s Universal-Lexikon, auch als „Holzemme“ bezeichnete Fluss die beiden bekannten Städte Wernigerode und Halberstadt. Besonders schützenswert ist dabei der Weg durch die als flächenhaftes Naturdenkmal ausgewiesene Schlucht Steinerne Renne.

Auf dem Weg zur Bode nimmt die Holtemme 20 Fließgewässer auf. Der Landesanglerverband Sachsen-Anhalts spricht in seinem Beitrag auf Seite 19 in der Zeitschrift „Angler und Fischer in Sachsen-Anhalt“, „Die Holtemme Allgemeine Angaben zum Flussgebiet“ von der Aufnahme von „nahezu 70 kleine Bäche und Rinnsale“.

Für den Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) spielt die Holtemme mit ihrem sehr großen ökologischen Potential eine sehr große Rolle im Biotop- und Grünverbund zwischen den Flüssen Kalte Bode/Bode, Ilse, Großer Graben und Selke. Ferner gehören der Großraum Harz, der Huy nördlich von Halberstadt sowie Am Großen Bruch an der Grenze zwischen den Ländern Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.

Dieses Potenzial als Biotop- und Grünverbund, Lebens- und Rückzugsraum für Tier- und Pflanzenarten, Frischluftentstehungsgebiet und –korridor sowie Hochwasserausbreitungsraum bedarf jedoch umfassender Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen. Dazu gehören die Initiierung der Wiederherstellung der Mäandrierung, Beseitigung von Sohl- und Uferbefestigungen, Beräumung von Querbauwerken, Deichrückverlegungen sowie die Einrichtung von mindestens 10 m Gewässerschonstreifen entlang der beidseitigen Uferoberkanten. Nach Auffassung bedarf es dazu jedoch einer umfassenden, wissenschaftlich fundierten Schutz- und Entwicklungskonzeption für den Gesamtverlauf der Holtemme und ihrer Nebengewässer. Als ein durchaus gutes Beispiel kann das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in einem mehr als zwei Jahren, im Projektzeitraum vom 24.07.2000 bis 15.08.2002 geförderte Vorhaben „Schaffung der ökologischen Durchgängigkeit des Zillierbaches in Wernigerode“ dienen.

Im Rahmen einer Exkursion am 16.12.2017 entlang der Holtemme im Stadtgebiet von Halberstadt, stellten AHA-Mitglieder alleine im Bereich des Nordteils der Stadt umfassenden Handlungsbedarf fest.

Dazu zählt die voranschreitende Verbauung der Holtemmeaue zwischen den Brücken Sternstraße und Am Burchardianger Mühlenweg durch einen Betreiber eines Autohauses. Ferner gilt es Deichrückverlegungen im Bereich des Grundstückes Braunschweiger Straße 01 zu untersuchen. Darüber hinaus erscheint es sinnvoll zu sein mit dem Eigentümer des Grundstückes Braunschweiger Straße 01 den besorgniserregenden und pflegebedürftigen Zustand der ausgedehnten nitrophil geprägten Streuobstwiese zu beraten und womöglich gemeinsam Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen zu beraten und zu erarbeiten. Darüber hinaus regt der AHA die Prüfung von Möglichkeiten der Wiederherstellung des Flussraumes im Bereich des Mühlenweges und einhergehender Beseitigungen der massiven Uferbefestigungen in dem Bereich und nordöstlich der Brücke Braunschweiger Straße angrenzenden Gewässerabschnitten an. Wie bereits erwähnt, bedarf das jedoch einer umfassenden wissenschaftlichen Untersuchung, Prüfung, Auswertung und Erarbeitung von Vorschlägen. Dabei bieten sich zum Beispiel die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und die Hochschule Anhalt als Partner an.

Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) Stadt Halberstadt, Bericht Stand Juli 2013 beinhaltet leider zu wenig Angaben zu Umwelt-, Landschafts- und Naturschutz und dazu ganz besonders zu den Gewässern in der 143 km² großen Stadt Halberstadt mit 40.440 Einwohnern auf der Basis Stand 31.12.2014. Dabei existieren laut Angaben aus dem Projekt „Deutschland123“ der Erhardt & Kellner GmbH in Berlin im Stadtgebiet von Halberstadt u.a. 12 Standgewässer, 4 Flüsse und 7 Bäche.

Lediglich auf Seite 10 erscheint die Holtemme als Vorranggebiet „Hochwasserschutz“. Ferner beinhaltet der Punkt „H. Grünstrukturen und Freiraum“, Seiten 87 – 89 auf Seite 88 unter der Überschrift „Ziele vorhandener Planungen“ u.a. folgende Angaben, Zitat:

  • Entwicklung und Rekonstruktion des historischen Gewässernetzes Halberstadts
  • Erhaltung und Weiterentwicklung eines Spielflächensystems für Kinder
  • Sicherung und Entwicklung des Grünringes als Kernstück der innerstädtischen Grünflächen – Erhaltung bzw. Weiterentwicklung des strahlenartig vom Grünring ausgehenden Systems von Grünachsen zur besseren Anbindung des Kernbereiches an die Naherholungsbereiche Spiegelsberge und Halberstädter See, insbesondere in Form von gut ausgebauten Rad- und Fußwegen
  • Vermeidung von Bebauungen und beeinträchtigenden Nutzungen im Talraum der Fließgewässer als Leitlinie des Biotopverbundes und als Leitraum der Erholung
  • Gestaltung der Übergangszone zwischen dem bebauten Ortsrand und dem Außenbereich durch Schaffung geeigneter Strukturen wie Hecken, Feldgehölze, Obstanlagen und extensiv genutzte Grünlandbereiche“, Zitat Ende

Die durchaus ansatzweise richtigen Zielstellungen bedürfen jedoch umfassender, wissenschaftlich – fundierter Betrachtungen und Vorschläge. Dies setzt zum einen eine umfassende breitangelegte Vorbereitung sowie zum anderen eine nachfolgende ebenso aufgestellte Auswertung und Vorbereitung von Maßnahmen voraus.

Der AHA ist bereit im Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten daran mitzuwirken.
Ferner möchte der AHA Interessenten eine Plattform für Engagement für Umwelt-, Landschafts- und Naturschutz bieten.
Wer dazu Interesse hat, wende sich bitte an folgende zentrale Anschrift:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)

Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 – 2002746
E-Mail: aha_halle@yahoo.de
Internet: http://www.aha-halle.de