Bekanntlich verlieren der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) und der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) immer mehr an Attraktivität, da ständig Erhöhungen der Nutzungsgebühren bei ständiger Ausdünnung in der Fläche und im Takt stattfinden. Somit verteilen sich die Kosten immer mehr auf einen kleineren Nutzerkreis. Dabei lässt sich schon seit Jahren deutlich erkennen, dass man sich in einem entsprechenden Teufelskreis befindet, was den Geschäftsführer des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) Steffen Lehmann offenbar dazu veranlasste u.a. im Jahr 2014 in Medien in den Städten Halle (Saale) und Leipzig Vorstellungen zu einem Bürgerticket darzulegen.
Der Gedanke der fahrscheinlosen Nutzung des ÖPNV ist nicht neu und fand z.B. im Zeitraum von 1997 bis 2012 in der belgischen Stadt Hasselt Anwendung. Erst ein im Ergebnis der Kommunalwahl erfolgter Rechtsruck beendete dort das Vorhaben. Die estnische Hauptstadt Tallin mit 416.434 Einwohnern (Stand: 01.03.2012) hat im Ergebnis einer Volksabstimmung mit einer Mehrheit von 75,5 Prozent, im Jahre 2013 die fahrscheinlose Nutzung des ÖPNV eingeführt. Für Erfurt gibt es ähnliche Diskussionen. Dort geht man momentan von einer Bürgerumlage in Höhe von monatlich 20,00 Euro aus. Ferner können z.B. Umlagen bei Eintrittskarten für Konzerte und Rabattkarten im Einzelhandel zur Mitfinanzierung beitragen. Die Möglichkeit der finanziellen Einbindung bei kulturellen Veranstaltungen ist nicht neu.
Nach Meinung der Initiative „Pro Baum“ und des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) ist hier eine Ausweitung anzugehen. Der Einzelhandel gibt zurzeit häufig Rabatte für Kunden und Autofahrer zur Erstattung der Parkgebühren, welche ihre Autos in Tief- oder Hochgaragen geparkt haben. Warum soll so etwas nicht auch für die Nutzung von ÖPNV und SPNV möglich sein ?
Stattdessen drohte die Hallesche Verkehrs Aktiengesellschaft (HAVAG) eine massive Ausdünnung auf der mit 31 km europalängsten Überlangstrecke zwischen den Städten Halle (Saale) und Bad Dürrenberg, an welcher ebenfalls die Gemeinde Schkopau sowie die Städte Merseburg und Leuna angebunden sind. Dabei soll eine Reduzierung von 34 auf 20 Straßenbahnen erfolgen, was eine Reduzierung um 40,1 % auf 59,9 % bedeutet. Eine derartige Reduzierung des Straßenbahnverkehrs greift inakzeptabel und massiv in den Berufs- und Freizeitverkehr ein und setzt in Sachen Verkehrspolitik vollkommen die falschen Signale und Ansätze.
Neben der ordnungsgemäßen Finanzierung des Straßenbahnverkehrs durch das Land Sachsen-Anhalt, die Stadt Halle (Saale) und den Landkreis Saalekreis, gilt es andere Wege des Erhaltes der Zahlungsfähigkeit des Straßenbahnverkehrs in optimaler Qualität und Quantität abzusichern. Dazu ist es erforderlich alles zu unternehmen, um Autofahrer von der Straße auf die Schiene zu bringen. In dem Blickfeld betrachtet ist nun endlich die Prüfung der Einführung eines fahrscheinlosen Öffentlichen Personennahverkehrs zu prüfen und voranzutreiben, um so die finanziellen Lasten breiter verteilen zu können. Darüber hinaus hat die ortsansässige Bevölkerung die Möglichkeit, auch ohne Auto, alternativ Orte und Ziele in den jeweiligen Regionen zu erreichen.
Dies erfordert jedoch, dass die politisch Verantwortlichen in Bund. Ländern und Kommunen alle Ressourcen eher für umweltfreundlichere öffentliche Verkehrsmittel, als für Autobahnen, Straßen und Kanäle einzusetzen, welche zu weiteren Zerstörungen und Zerschneidungen von Landschaften und Natur sowie Beeinträchtigungen von Umwelt und Klima führen.
Ein fortgesetzter Ausstieg aus dem flächendeckenden Netz der Bahnen und Straßenbahnen ist somit der falsche Weg. Stattdessen gilt es eher über Wiederbelebungen von Strecken und die allgemeine Erhöhung der Attraktivität des ÖPNV und SPNV nachzudenken und entsprechende Entscheidungen zu treffen und Beschlüsse zu fällen.
Dies erfordert jedoch ein u.a. vom AHA immer wieder angemahntes tiefgründiges Umdenken in der Verkehrspolitik in der EU, im Bund, in den Ländern und in den Kommunen
In dem Blickwinkel setzt nach Ansicht des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) und der Initiative „Pro Baum“ die Stadt Halle (Saale) ein weiteres Parkhaus mit 175 Stellplätzen an der Halleschen Oper für bis zu 2,89 Millionen Euro aus Steuermitteln zu finanzieren. Beide Organisationen sehen hier ein vollkommen falsches Signal in Sachen Umwelt- und Naturschutz. Dieses steuerfinanzierte Vorhaben kann zu verstärkten Verkehrsströmen im Bereich der Straßen Universitätsring, Joliot-Curie-Platz, Große Steinstraße, Weidenplan und August-Bebelstraße führen. Das bedeutet eine weitere Verstärkung des innerstädtischen führt zu verstärkten Motorisierten Individualverkehrs (MIV) sowie die Vernichtung einer sukzessiven Gehölzfläche.
Die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) fordern MDV und Stadt Halle (Saale) endlich stattdessen das Vorhaben Bürgerticket ernsthaft und unverzüglich voranzutreiben, um so wirklich zur Verbesserung der Umwelt beizutragen, indem durch eine unkomplizierte Nutzung die Attraktivität von ÖPNV und SPNV steigen, eine Reduzierung des Motorisierten Individualverkehrs (MIV) mit den Folgen wie Lärm, Abgas- und Feinstaubbelastung und Platzverbrauch stattfindet sowie somit eine diesbezügliche gesellschaftliche Gesamtverantwortung deutlicher in Erscheinung tritt.
Ein weiteres Parkhaus in Halles Innenstadt ist daher der falsche Weg und gilt somit planerisch nicht weiter zu verfolgen.
Aus den Gründen heraus rufen Initiative „Pro Baum“ und AHA weiter interessierte Bürgerinnen und Bürger in der Stadt Halle (Saale) zur aktiven Mitwirkung auf, sich für eine alternative Verkehrspolitik einzubringen. Interessenten können folgendermaßen zum AHA Kontakt aufnehmen:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
Internet: http://www.aha-halle.de
Tel.:: 0345 – 2002746
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