Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) hat mit großem Interesse und gleichermaßen großer Sorge die Studie des Umweltbundesamtes (UBA) mit der Überschrift „Quantifizierung der landwirtschaftlich verursachten Kosten zur Sicherung der Trinkwasserbereitstellung“ zur Kenntnis genommen. In der Zusammenfassung schreibt das UBA mit Stand vom 6. Juni 2017, Zitat:
„Wieviel zahlen Trinkwasserkunden für die Überdüngung?
Ergebnisse der UBA-Studie „Landwirtschaftlich verursachte Kosten zur Sicherung der Trinkwasserbereitstellung“ erstellt von MOcons (Prof. Oelmann/Mühlheim an der Ruhr) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe für regionale Struktur-und Umweltforschung (ARSU), dem IWW Zentrum Wasser und drei Wasserversorgern (Oldenburgisch-ostfriesischer Wasserverband – OOWV, RheinEnergie, Rheinisch Westfälische Wasserwerksgesellschaft – RWW).
1. Nitratbelastung in Deutschlands Grundwasser
In Deutschland weisen ca. 18 Prozent der Messstellen des repräsentativen EUAGrundwassermessnetzes (Messnetz für die Berichterstattung an die Europäische Umweltagentur) Nitratgehalte über dem Grenzwert von 50 mg/l auf. An Messstellen, in deren Einzugsgebiet viel landwirtschaftliche Nutzungen vorkommt(Ackerflächen, Grünland und Sonderkulturen wie Obst- und Gemüseanbau), überschreiten ca. 28 Prozent der Messstellen den Grenzwert. Zu hohe Nitratbelastungen des Grundwassers finden sich unter anderem in Gebieten mit viel Tierhaltung oder hohen Anteilen an Sonderkulturen sowie in Gebieten mit wenig Niederschlag. Auch bei der Bewertung des chemischen Grundwasserzustands nach EU- Wasserrahmenrichtlinie überschreiten 27,1 % der Grundwasserkörper die Qualitätsnorm von 50 mg/l für Nitrat (s. Abb. 1).
Einige Regionen in Deutschland weisen trotz hoher Viehdichte keine erhöhten Nitratgehalte auf. Grund dafür können einerseits hohe Niederschläge und anderseits natürliche Denitrifikationsprozesse sein. Bei diesen Prozessen werden allerdings bestimmte Chemikalien, mit denen das Nitrat reagiert und dadurch „unschädlich“ gemacht wird (sog. Reaktionspartner), verbraucht. Im Laufe der Zeit verringert sich also das Nitratabbaupotential immer weiter. Das kann so weit gehen, dass es innerhalb kurzer Zeit zu einem sprunghaften Anstieg der Nitratbelastung kommt (Nitratdurchbruch).,
Zitat Ende
Der AHA möchte an der Stelle beispielhaft auf die Angaben des Statistischen Bundesamtes mit Stand November 2016 in der Kurzanalyse mit folgenden Zahlen zum Schweinebestand in Deutschland hinweisen, Zitat:
„Schweinebestand leicht gestiegen, deutlich mehr Mastschweine
Zum Stichtag 3. November 2016 wurden in Deutschland rund 27,4 Millionen Schweine gehalten. Nach endgültigen Ergebnissen der halbjährlich durchgeführten Viehbestandserhebung ist der Bestand gegenüber Mai 2016 leicht um 0,8 % oder rund 229 700 Tiere gestiegen.
Damit ist der seit November 2014 andauernde Rückgang der Schweinebestände vorerst gestoppt.
Der leichte Anstieg des Schweinebestandes ist auf den starken Zuwachs von 4,2 % bei den Mastschweinen zurückzuführen. Der Bestand an Mastschweinen nahm im letzten halben Jahr von rund 11,8 Millionen auf 12,3 Millionen Tiere (+ 488 400) zu. Dabei entfielen gut 36 % dieses Zuwachses (177 800 Tiere) auf Mastschweine mit 110 Kilogramm oder mehr Lebendgewicht.“, Zitat Ende
Das bedeutet bei einer Gesamtbevölkerungszahl in Deutschland im Umfang vom 82,2 Millionen Einwohnern 3 Einwohner pro Schwein.
Nach Auffassung des AHA existieren in Deutschland umfassende Schweinebestände, welche keiner Steigerung bedürfen.
Dabei besteht nicht nur das Problem einer tierfreundlichen Haltung, sondern auch der Anfall von Gülle.
Laut Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen fallen bei der Ferkelaufzucht 0,6 m³/pro Tier/Jahr und bei der Schweinemast 1,5 m³/pro Tier/Jahr an. Das bedeutet beispielsweise bei 4.000 Ferkeln ein Gülleaufkommen pro Jahr im Umfang von 2.400 m³. Bei einer Schweinemast mit ebenfalls 4.000 Tieren ist dann mit einem jährlichen Gülleaufkommen von 6.000 m³ zu rechnen. Daraus errechnet sich eine Erhöhung des jährlichen Gülleaufkommens um 2.000 m³ bzw. 50 %.
Der AHA weist darauf hin, dass laut Umweltbundesamt in Deutschland in der Landwirtschaft nach wie vor Überschüsse an Phosphor im Umfang von 10 kg/ha Landwirtschaftlicher Fläche und bei Stickstoff im Umfang von 20 kg/ha Landwirtschaftlicher Fläche existieren.
Diese Überschüsse lassen sich nur durch Reduzierung der Düngergaben, Verbesserung der Fruchtfolge, Erhöhung der Vielfalt an Ackerkulturen und nicht zuletzt durch die Reduzierung des Ausbringens von Gülle senken.
Ferner ist die Umstellung der Landwirtschaft auf biologisch-alternative oder biologisch-dynamische Produktionsformen dringend erforderlich.
Der AHA sieht zudem die Notwendigkeit die Gewässerschonstreifen entlang der Fließgewässer auf ein Mindestmaß von 10 m festzulegen.
Die neue Studie des UBA lässt deutlich erkennen, dass die Bundesrepublik Deutschland noch weit entfernt ist von einer ordnungsgemäßen und vollständigen Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie der EU sowie der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.
Die Umsetzung einer alternativen Landwirtschaft im Kontext des Schutzes von Umwelt, Natur, Landschaft, Boden, Luft und Wasser trägt zur Wiederherstellung, zum Erhalt und Weiterentwicklung einer arten- und strukturreichen Agrar- und Waldlandschaft, zur Gewährleistung von sauberen(r) und gesunden(r) Boden, Wasser und Luft sowie letztendlich zu einer sehr hohen Lebensqualität von Menschen, Tieren und Pflanzen bei. Dazu gehört eben auch die Bereitstellung von qualitativ erstklassigem Trinkwasser.
Dies zu sichern ist Aufgabe der Politik und der Verwaltungen in EU, Bund, Ländern und Kommunen. Eine Umsetzung ist durch eine angepasste Förderungspolitik und die konsequente Durchsetzung von Maßnahmen zum Schutz, Erhalt und Entwicklung von Umwelt, Natur, Landschaft, Boden, Luft und Wasser zu gewährleisten.
Gefordert sind aber auch Landwirte, landwirtschaftliche Betriebe, Wald- und Feldeigentümer, Forstleute sowie die Nutzer von Wald, Feld und Flur. Ebenso trägt die Bevölkerung hier Verantwortung, indem sie ihren Beitrag zur Senkung der Einträge von Nitrat und anderer Stickstoffverbindung leistet und dabei wesentlich verantwortungsvoller bei der Nutzung u.a. von Kraftfahrzeugen, Motorbooten und Flugzeugen herangeht.
Der AHA ist bereit im Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten bereit daran mitzuwirken. Daher ruft der AHA Interessenten auf daran mitzuarbeiten. Wer Interesse hat in seiner ehrenamtlichen Arbeitsgruppe Feldökologie mitzuwirken wende sich bitte an folgende zentrale Anschrift:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 – 2002746
E-Mail: aha_halle@yahoo.de
Internet: http://www.aha-halle.de
Quellen und Anhang
factsheet_kosten_nitrat_trinkwasser06.06.2017
Schreibe einen Kommentar