Menschen setzen sich für Bäume ein. Menschen kämpfen um den Erhalt von Bäumen. Es sind Lebewesen. Symbol unserer Existenz selbst. Ehrfurchtgebietende alte Bäume.
Linden der Fiete – Schulze – Straße. Die Studenten sangen früher : “ Halle , alte Lindenstadt, vivat, crescat , floreat “ ( lebe , wachse , blühe ). An einem leuchtenden Sommertag gehen wir , von der verkehrsreichen Delitzscher Straße kommend , an den Linden entlang. Christine fotografiert den verschwenderisch vor uns ausgebreiteten Blattschmuck der schön verzweigten alten Bäume , die in der Sonne golden aufglänzenden Fruchtdolden , den uns in der Sommerhitze umschmeichelnd – linden Schatten. An der Ecke zur Otto – Stomps – Straße ankommend , zurückblickend auf die Lindenallee, zeigen sich uns die Bäume in kraftvoll – vital bewegten Konturen , kompensieren sie durch ihre ruhige Schönheit den Autoverkehr , mildern ihn ab ; breiten ein fast menschliches Lächeln darüber. Wir laufe bis zur alte Diemitzer Kirche. Uns friert an diesem heißen Sommertag. Das Lächeln gefriert. Hier stand bis vor ½ Jahr die andere, ebenso schöne Hälfte der Lindenallee.
Unsachgemäße Bauarbeiten schädigten einige Bäume so sehr , dass sie aus dem Gleichgewicht gerieten. Trotz des heftigen Protestes von Anwohnern und Umweltverbänden , maßgeblich auch des AHA und der Initiative “ Pro Baum “ , wurden in Folge dessen , völlig unnötigerweise, sinnlos, alle dort stehenden Linden , die meisten davon in Saft und Kraft , gefällt. Die Baufirma erlangte dadurch die ersehnte , absolute Baufreiheit. Vor uns nun eine breit versiegelte graue Beton – Ödnis , die den Blick in kalte Trostlosigkeit lenkt. Seelenlose , menschenfeindliche Betonstille. Den Bewohnern der italienischen Mehrfamilienhäuser , die während einer Protestexkursion am Dreikönigstag des Jahres 2012 den Erhalt der Linden gefordert hatten , haben die Verantwortlichen mit einem Federstrich ein Stück Geborgenheit , Wärme , Freundlichkeit , Heimat genommen. Es war ihre Spaziermeile dort zwischen den Linden , an den Linden entlang , von der Diemitzer Kirche bis zur Delitzscher Straße und zurück mit Kind und Kegel und Hund. Jetzt gehen sie ganz schnell durch die betonverwüstete Otto – Stomps- Straße , um dann , an der Schnittstelle zwischen Kälte, Trostlosigkeit und Schönheit , am gelben Eckhaus stehen zu bleiben. Hausbewohner haben dort – als ein Zeichen gegen die Kälte der Otto – Stomps – Straße Sonnenblumen gepflanzt. Von dort aus sehen wir voll Freude die goldflirrenden Schattenspiele der sich im leichten Wind bewegenden Linden der Fiete – Schulze – Straße. Linden besitzen große Widerstands – und Lebenskraft , sind langlebig , verjüngen sich von innen heraus. Dass sie im Alter große Vitalität entwickeln , zeigt sich hier an den dichten Laubmassen , an den von zwitschernden Vögeln besetzten Blattdächern. Das vorliegende Gutachten sagt aus , dass bei gebotener Rücksichtnahme während vertretbarer Baumaßnahmen die Fällungen der herrlichen alten Linden vermeidbar wäre.
Es muss vermieden werden! Niemand braucht eine zweite seelenlose Otto- Stomps – Straße! Die Menschen wollen , dass die Linden am Leben bleiben , dass alles getan wird , um sie zu erhalten. Die Natur , die Bäume , fühlen sich sicher. Voll Vertrauen in die Menschen zeigen sie ihre Schönheit , ihren Blattschmuck , ihre Früchte, spenden uns Schatten, filtern Schadstoffe , geben uns Luft zum Atmen. Alles für uns. Geben wir der Natur , den Bäumen , den Linden , die leben , noch lange leben können , etwas zurück : das Kostbarste : lassen wir sie leben zu unserer aller Freude!
Wir appellieren an die Verantwortlichen der Stadt Halle / S. , die Lindenallee in der Fiete – Schulze – Straße am Leben zu erhalten !!
Gisela Döring – Geschäftsführerin/Pressesprecherin
Kleine Änderung. Gisela Döring ist unter anderem auch Geschäftsführerin.