Als Hoffnungsträger für den Klimaschutz gilt derzeit vor allem Solarstrom. Neue und zum Teil mehrere Hundert Hektar große Solarkraftwerke nehmen nicht nur fruchtbaren Ackerboden in Anspruch. Wie Recherchen von CORRECTIV und RBB zeigen, stehen in Folge fragwürdiger Investmentprojekte auch wichtige Biotope vor der Vernichtung.
In der Brandenburgischen Gemeinde Bad Freienwalde, Landkreis Märkisch-Oderland, will die niedersächsische Lindhorst-Gruppe mehr als 350 Hektar Wald roden lassen. Geplant sind ein 250 Hektar großes Solarkraftwerk und zusätzlich ein 120 Hektar umfassender Gewerbe- und Industriepark. Laut einer Präsentation des beauftragten Planungsbüros sollen sich dort vor allem Betriebe ansiedeln, die einen „sehr hohen Bedarf an Elektroenergie“ haben. Die Investoren zielen auf ein Rechenzentrum und Wasserstoff-Firmen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat Anfang April im Kabinett ein Gesetzespaket eingebracht, das den Ausbau beschleunigen soll. Tatsächlich will die Bundesregierung die Naturschutzvorgaben lockern, und damit öffnet sich ein lukratives Geschäftsfeld für Großinvestoren. Die Lindhorst-Gruppe zum Beispiel, ein Agrar- und Pflegeheimkonglomerat mit Sitz in Winsen (Aller), versucht, vom Ausbau der Photovoltaik zu profitieren: Die Unternehmenstochter Visiolar plant neue Solarparks auf einer Fläche von 2000 Hektar, viele auf landwirtschaftlichen Flächen. Das entspricht von der Gesamtleistung her in etwa einem Atomkraftwerk. Aber die Nutzung von Ackerland ist umstritten, weil dabei Flächen für den Anbau von Lebensmitteln verloren gehen.
Martin Krüger, Vorsitzender des Bundes deutscher Forstleute Brandenburg, warnt vor gravierenden Folgen für die Umwelt: „Eigentlich müssten wir Biosysteme aufbauen, die Kohlenstoff binden“, sagt er. „Jetzt roden wir Wälder, um Industrieanlagen zu bauen.“ In dem Wald dominierten zwar Kiefern, aber die Bestände seien zum Teil sehr alt; zudem diene das Gebiet als Rückzugsgebiet für geschützte Arten wie Uhu und Schwarzstorch. Ein Verlust des Waldes wäre daher verheerend: „Die angrenzenden Bestände werden leiden, das lokale Klima würde sich ändern und man würde die Wanderwege vieler Tierarten zerschneiden.“
Nach Informationen von CORRECTIV und dem RBB soll ein offenbar unerlaubter Kahlschlag auf Teilen des Areals begonnen haben. Die zuständige Landesforstbehörde hat Anzeige erstattet. Auch zu diesem Vorwurf äußerte sich die Lindhorst-Gruppe nicht.
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