Bekanntlich hat das Hochwasser im Juni 2013 mit 8,11 m am Pegel Halle-Trotha neue Wasserstände in der jüngeren Geschichte erreicht. Ganz besonders betroffen in der Stadt Halle (Saale) war u.a. die Talstraße in Halle (Saale). Die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) haben jahrelang immer wieder darauf hingewiesen, dass es dringend erforderlich ist länderübergreifend und nach Flusssystemen geordnet, u.a. wissenschaftlich fundierte Konzeptionen im Umgang mit Hochwasser und den Ursachen seines Entstehen zu erstellen sind. Leider können beide Organisationen noch immer nicht erkennen, dass es derartige Aktivitäten gibt. Das Gleiche trifft für die länderübergreifende behördliche Organisation nach dem Prinzip der einstigen 7 bzw. 5 nach Flusssystemen geordneten Wasserwirtschaftsdirektionen aus Zeiten der DDR zu.

Konkret in der Stadt Halle (Saale) erfolgen stattdessen Planungen und Baumaßnahmen, welche davon zeugen, dass man offenbar zu mindestens aus den Hochwassersituationen seit dem Jahr 1994 nichts gelernt zu haben scheint. An erster Stelle steht der richtigerweise nun erstmal vorläufig vom Verwaltungsgericht Halle gestoppte Neubau eines 1.500 m langen, drei Meter hohen und 30 m breiten Deiches im Bereich des Sandangers und der Halle-Saale-Schleife. Dieser Neubau führt, im Falle seiner Umsetzung, zum Verlust einer Fläche im Umfang von 7,84 ha Aue und Überflutungsraum der Saale.

Jedoch gibt es ebenfalls andere Baumaßnahmen, welche die räumlichen Realitäten nicht erkennen und entgegen jeglicher Logik und Vernunft auch noch dafür öffentliche Unterstützung aus Steuer- und Spendenmitteln erhalten. Dazu zählt unweigerlich der Anbau an die im Jahr 1848 errichtete Kefersteinsche Villa in der Talstraße in Halle-Kröllwitz, welche zurzeit den Kunstverein Talstraße beherbergt. Dabei haben die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) bereits mehrfach öffentlich davor gewarnt einen derartigen Bau mitten in das Hochwassergebiet der Saale zu errichten. Ferner führte der Bau zum Verlust eines wertvollen Baumbestandes und beeinträchtigt die historische Kulisse der Kefersteinschen Villa.

Die Bedenken beider Organisationen fanden klare Bestätigung, als die Baustelle des nunmehr 1,3 Millionen Euro teuren Baus im Hochwasser versank. Jedoch zog man daraus nicht die richtigen Schlussfolgerungen. Nunmehr soll eine ca. 120.000 Euro teure, ca. 40
lange, auf einem ca. 70 cm hohen Fundament ruhende und 1,70 m hohe Flutmauer künftiges Hochwasser abhalten.

Die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) halten es für skandalös, dass a) der Bau mitten im Hochwassereinzugsgebiet entstehen konnte und b) nun noch obengenannte Hochwasserschutzmauer mit Pumpenanlage das Hochwasser auf das nächste Grundstück weiterschaufeln kann. Es ist schon ein Unding, dass Spendenmittel der Johanniter Unfallhilfe und der Diakonie-Katastrophenhilfe so einen Skandalbau mitfinanziert haben. Die Krönung bildet die Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt, welche noch mit Steuermitteln Baumaßnahmen im Hochwassereinzugsgebiet unterstützen. Offenbar ist in der Landesregierung immer noch nicht angekommen, was weitere Verbauungen in Hochwassergebieten zur Folge haben. Das aber auch noch mit Steuermitteln zu unterstützen ist ein Skandal erster Klasse. Nunmehr fordern die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) den Rückbau des Gesamtbaus im Interesse der Allgemeinheit zu prüfen sowie Aufklärung bzw. Offenlegung aller öffentlichen und gemeinnützigen Organisationen, wieviel Spenden- und Steuermittel dafür bereitgestellt worden. Ferner halten es beide Organisationen für erforderlich, dass sich die Rechnungshöfe der EU, des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt, aber auch der Deutsche Bundestag, der Landtag des Landes Sachsen-Anhalt und die zuständige Staatsanwaltschaft der Angelegenheit annehmen. Dazu gehört aber auch die Untersuchung und Prüfung des gesamten Genehmigungsverfahrens seitens der Stadt Halle (Saale), welches dem ursprünglichen Ansinnen des Bebauungsplans Nr. 100 „Talstraße Halle – Kröllwitz“ widerstrebt.

Die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) stellen leider immer wieder fest, dass es viel zu oft in allen gesellschaftlichen Ebenen an notwendiger Lernfähigkeit, Weitsicht, Vernunft und Sinn für das Anliegen der Allgemeinheit fehlt. Das trifft nicht nur im Umgang mit Hochwasser zu. Im Übrigen was möchte man tun, wenn das nächste Saalehochwasser am Unterpegel Halle-Trotha zum Beispiel die Marke von 9,00 m überschreitet?

Darüber hinaus rufen Initiative „Pro Baum“ und AHA weiter interessierte Bürgerinnen und Bürger in der Stadt Halle (Saale) zur aktiven Mitwirkung auf, sich mit einzubringen. Interessenten können folgendermaßen zum AHA Kontakt aufnehmen:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
Internet: http://www.aha-halle.de
Tel.:: 0345 – 2002746