Die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – verfolgen mit Sorge die Entwicklung der Dölauer Heide bishin zum Naturschutzgebiet „Lindbusch“. Dazu zählen Trockenheit, Hitze und Windbruch in Folge vermehrter Stürme sowie Massenabholzungen und zum Beispiel die Nutzung als Austragungsort für Feuerwehrübungen während der Brut- und Setzzeit. Besorgniserregend ist ebenfalls das zunehmende Umbauen mit Wohngebieten und das skandalöse Voranschreiten des Neubaus der Bundesautobahn 143 und anderer damit verbundener Straßenbauvorhaben, welche neben dem Flächenverbrauch, Mehrung von Verkehrsbelastungen wie Lärm, Abgas- und Feinstaub zur weiteren Verinselung beider Schutzgebiete führt. Einhergehend mit diesen Vorgängen sind Verluste von Biotop- und Grünverbünden sowie der Austausch von Frisch- und Kaltluft mit dem Umland.
Die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – weisen erneut und mit Nachdruck darauf hin, dass das 740 ha = 7,4 km² große Landschaftsschutzgebiet „Dölauer Heide“ eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in der näheren Umgebung der Stadt Halle (Saale) bildet. Zusammen mit der Saaleaue stellt die Dölauer Heide ein wichtiges Vernetzungswerk für die Entwicklung von Biotop-Verbundsystemen dar. Sie erfüllt vielfältige ökologische Funktionen, zum Beispiel die Lufthygiene, und schafft günstige Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Dies drückt sich u.a. auch in dem 62 ha großen Naturschutzgebiet Bischofswiese und in dem an die Dölauer Heide angrenzenden ca. 20,6 ha großem Naturschutzgebiet Lindbusch aus. Ferner ist die Dölauer Heide ein sehr bedeutsames Naherholungsgebiet für die Menschen der Region.
Nach Auffassung der Initiative „Pro Baum“ und des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – sollte die Vegetation der Dölauer Heide eine naturnahere Entwicklung in Richtung eines standorttypischen winterlindenreichen Traubeneichen-Hainbuchenwaldes erfahren. Dies ist möglich, wenn man die Dölauer Heide immer mehr einer sukzessiven Entwicklung überlässt und Bewirtschaftungsmaßnahmen sich immer mehr auf die Freihaltung von Wegen und Plätzen sowie der damit verbundenen Gefahrenabwehr beschränken.
Die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – weisen in dem Zusammenhang ferner darauf hin, dass Lindbusch und Dölauer Heide zum ca. 705,00 ha großen Schutzgebiet nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie Dölauer Heide und Lindbusch bei Halle ((EU-Code: DE 4437-308, Landescode: FFH0122)) gehören. Im § 1 Absatz 4 ANLAGE NR. 3.128 GEBIETSBEZOGENE ANLAGE FÜR DAS FFH-GEBIET “DÖLAUER HEIDE UND LINDBUSCH BEI HALLE“ (EU-CODE: DE 4437-308, LANDESCODE: FFH0122) ist dazu folgendes vermerkt, Zitat:
„Das Gebiet umfasst die Naturschutzgebiete „Bischofswiese“ (NSG0117) und „Lindbusch“ (NSG0116) sowie das Landschaftsschutzgebiet „Dölauer Heide“ (LSG0037SK), überschneidet sich mit dem Landschaftsschutzgebiet „Dölauer Heide“ (LSG0037HAL), ist eingeschlossen von dem Naturpark „Unteres Saaletal“ (NUP0006LSA), umfasst die Flächennaturdenkmale „Waldohreulenschlafplatz Dölauer Heide“ (FND0002HAL) und „Diptamstandort Dölauer Heide“ (FND0003HAL).“, Zitat Ende
Damit ist deutlich erkennbar, welche Schutzbedeutung die Dölauer Heide besitzt und sich daraus ein entsprechender Umgang ableiten muss.
Die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – fordern daher nun schon seit mehreren Jahrzehnten alle Verantwortlichen in Politik und Verwaltung des Landes Sachsen-Anhalt, des Landkreises Saalkreises, der Stadt Halle (Saale) und der Gemeinde Salzatal auf alles zu tun, um den Schutz und den Erhalt von Dölauer Heide und Lindbusch zu gewährleisten. Dazu gehört der Stopp aller Massenabholzungen und die Beförderung der sukzessiven Entwicklung beider Schutzgebiete.
Auf Grund der Tatsache, dass die Forderungen von Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – weitgehend unerhört bleiben und dafür die Zerstörung der Dölauer Heide und ihres Umlandes weiter voranschreitet, hatten beide Umweltorganisationen zu einer ca. dreistündigen Protestfahrradexkursion am Mittwoch, den 21.06.2023 aufgerufen. Treff war 17:00 Uhr am Waldkater
Nach kurzer Einführung zur bekannten und obengenannten Ausgangssituation, begab sich die Exkursionsgruppe über den Harzklubstieg zur seit dem 15.06.1994 bezeichneten, vermutlich ca. 300 Jahre alten „Genschereiche“, welche eine imposante Stieleiche ist.
Die fehlenden Niederschläge und die Sommerhitze insbesondere in den Jahren 2018 bis 2022 haben deutliche Spuren hinterlassen.
Im Bereich des Neuen Herthateiches sind ebenfalls die Folgen langjähriger Niederschlagsarmut erkennbar. Einst war das nach eigenen Messungen 2.535,54 m², rund 0,25 ha große Gelände von Wasser und Feuchtigkeit geprägt. Bei besonderen Wettersituation wie langanhaltendem Regen oder Tauwetter lief das Wasser sogar über den Harzklubstieg nach Norden. Nunmehr sind selbst die Teiche komplett ausgetrocknet. Der tonige Gewässerboden stellte sich am Exkursionstag rissig dar und ist durch Sukzession – zum Beispiel der Hängebirke – geprägt.
Die Exkursionsgruppe suchte im Anschluss daran mehrere Abholzungen im Bereich des Hallweges, am Kolkturmweg, am Nordhang des Heidesees, am Köllmer Weg und Lieskauer Weg auf. Dabei war insbesondere am Hallweg erkennbar, dass die Abholzung massiv in einen Traubeneichenbestand eingegriffen hatte. Insgesamt gesehen zerstörten die Abholzungen standortgerechte Jungaufwüchse. Die zum Teil in Form von öffentlichen Arbeitseinsätzen vorgenommenen Aufforstungen haben vom Menschen ausgesuchte sowie in Reih und Glied stehende Gehölzbestände hinterlassen, welche man am Köllmer Weg sogar noch mit Holzhäcksel gemulcht hatte. Das ändert nichts daran, dass eine massive Zerstörung der Waldstruktur in allen Schichten – Baum-, Strauch- und Krautschicht – erfolgte, welche durch die Bodenverdichtungen durch Harvestereinsatz – zum Beispiel am Kolkturmberg – ihre Verschärfung erfahren haben. Zudem befördern die sonnenbestrahlten und von Baumbeschattung beräumten Flächen die verstärkte Austrocknung. Neben der Sonneneinstrahlung verstärkt sich der Zustand durch mehr oder weniger stark auftretende Windbewegungen. Licht und Nährstoffbereich in den eingezäunten zerstörten Waldgebieten befördern zudem einen vermehrten Kraut- und Staudenaufwuchs, welcher durchaus als Nahrungs- und Unterschlupfraum für zahlreiche Tierarten, wie zum Beispiel für Vögel, Kriechtriere, Insekten und Spinnen dienen kann, aber einen sukzessiven Gehölzaufwuchs erschwert. Aus der Sicht von Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – ist diese sukzessive Entwicklung in Folge dieser unverantwortlichen Abholzungen alternativlos und können durch Aufforstungen keinen Ersatz finden. Nicht nur, dass so eine standortgerechte Waldneubildung voranschreitet, sondern auch die massive Austrocknung der Dölauer Heide kann so ggf. einen neuen Wald bekommen, welcher der eindeutig erkennbaren klimatischen Veränderungen besser trotzen kann.
Pläne, zur Überleitung von Wasser aus dem Heidesee bzw. Graebsee in die Dölauer Heide erteilen die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – eine klare Absage, da beide Standgewässer selbst mit Niederschlagsarmut, Sommerhitze sowie damit gekoppelten Grund- und Schichtwasserabsenkungen zu kämpfen haben, welche die dort arten- und strukturreiche Fauna und Flora bedrohen. Derartige Aktionen sind also nicht nur technisch und klimatisch gesehen – zum Beispiel durch Verlegung und Betrieb von Rohren, Pumpen und Verregnungsanlagen oder den Transport mit Tankfahrzeugen – eine Katastrophe, sondern verschärfen zudem die hydrologische und ökologische Situation in den betroffenen Gewässern.
Stattdessen gilt es bestehende Grabensystem zu schließen, um bei möglichen langanhaltenden Niederschlägen oder Schneeschmelze das Wasser in der Dölauer Heide halten zu können. Davon profitieren nicht nur Fauna und Flora sowie die zahlreichen Stand- und Fließgewässer, sondern die Natur und Landschaften im Umfeld, in Folge von schrittweiser Abgabe von Wasser. Ferner tragen Verdunstungen und Frischluft zu einer Verbesserung des Klimas in Natur, Landschaft und Wohngebieten in der Stadt Halle (Saale) sowie in den mehr oder minder angrenzenden Ortsteilen der Gemeinden Salzatal und Teutschenthal bei.
Die mit dem fehlenden Niederschlag und Sommerhitze verbundene Wasserarmut zeigt zum Beispiel gravierende Folgen an den Altbestand von Stiel- und Traubeneichen im Naturschutzgebiet Bischofswiese. Andere Exkursionen zeichnen dieses Bild für alle Hochplateaus in der Dölauer Heide. Trotz der mehr oder minder deutlich erkennbaren Naturverjüngung erfüllt diese offensichtlich nicht aufhaltbare Entwicklung die Initiative „Pro Baum“ und den Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – mit sehr großer Sorge.
Das gilt auch für die Ablage von massiven, übelriechenden Abfallablagerungen auf dem früheren NVA-Gelände in unmittelbarer Nähe zum früheren Eisenbahnanschlussgleis und der Salzmünder Straße. Hier bedarf es nach Ansicht von Initiative „Pro Baum“ und Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – einer schnellstmöglichen Beräumung außerhalb der Brut- und Setzzeit.
Fazit der gemeinsamen Protestexkursion von Initiative „Pro Baum“ und Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – ist, dass unverzüglich alle Abholzungen und anderen Eingriffe in und an der Dölauer Heide ihr Ende haben müssen. Stattdessen erfordert es den Bestand und die Naturverjüngung der Dölauer Heide im Verbund mit dem Lindbusch zu schützen. Ferner gilt es die Nutzung der Dölauer Heide darauf abzustimmen. Darüber hinaus sind alle weitere Aktivitäten zum Einbau der Dölauer Heide in der Stadt Halle (Saale) und in der Gemeinde Salzatal zu unterlassen und stattdessen Rückgaben von Freiräumen zu ermöglichen. Nur so können Dölauer Heide und Lindbusch ihre Funktionen als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, als Teil eines umfassenden Biotop- und Grünverbundes sowie als Frisch- und Kaltluftversorger in das Umland erfüllen.
Daher halten die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – die Erstellung einer aktuellen, wissenschaftlichen Schutz- und Entwicklungskonzeption für Dölauer Heide und Lindbusch sowie für das direkte Umland für dringend geboten.
Die momentan fortgesetzten und ständig zunehmenden zerstörerischen Aktivitäten in der Dölauer Heide zeigen jedoch nach Ansicht von Initiative „Pro Baum“ und Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – generell die Notwendigkeit auf, sich verstärkt für den Schutz, Erhalt und Entwicklung von Natur, Landschaft und Umwelt einzusetzen. Wer noch mehr zu den Aktivitäten beider Organisationen in der Dölauer Heide und im Lindbusch und zu den Ergebnissen der Protestfahrradexkursion am 21.06.2023 erfahren möchte sowie generell Interesse hat für den Schutz, Erhalt und Entwicklung von Natur, Landschaft und Umwelt aktiv zu sein, kann sich dazu an folgende Anschrift des AHA wenden:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – AHA
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
E-Mail: aha_halle@yahoo.de
Tel.: 0345 – 2002746
Andreas Liste
Vorsitzender
Halle (Saale), den 22.06.2023
Fotos: Andreas Liste
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