Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) bekräftigt seine Auffassung, dass eine naturnahere Entwicklung von Reide und Kabelske dringend geboten ist. Als ein erster Schritt in die Richtung ist in der Verbesserung der Wasserqualität seit Anfang der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu sehen. Zudem haben Reide und Kabelske durch ihre sich immer weiter entwickelnde Fließgewässerstruktur, hervorgerufen durch im Gewässer vorhandene Holz- und Steinbarrieren, wechselnde Schlamm- und Kiesbereiche, an ökologischer Bedeutung und Vielfalt zugenommen. So beginnen die beiden Fließgewässer verstärkt zu mäandrieren, es entstehen gewässerbegleitende Gehölz- und Krautbestände sowie unterschiedlich schnell strömende Gewässerabschnitte. Mit den schnellfließenden Bereichen ist der lebensnotwendige Eintrag von Sauerstoff verbunden.
Die Reide stellt zudem einen wichtigen Biotop- und Grünverbundraum zwischen dem Naturschutzgebiet Saale-Elster-Luppe-Aue, dem Landschaftsschutzgebiet Dieskauer Park und zum Sagisdorfer Park sowie über die Zuflüsse und Mündungsbereiche zur Kabelske, Diemitzer Graben und zum Hufeisensee dar.
Eine besondere Bedeutung nehmen dabei die Parkanlagen entlang der Reide ein. Dazu zählen zum einem das 2,52 ha große geschützte Landschaftsbestandteil „Park Sagisdorf“ und zum anderen das ca. 67,5 ha große Landschaftsschutzgebiet „Dieskauer Park“, mit seinen Wasserflächen, Streuobstwiesen und Wiesen sowie seinem Bruchwald ein. Während der Park Sagisdorf im zunehmenden Maße mit Gartenabfällen zu kämpfen hat, bedarf die Wiederherstellung des Dieskauer Parks eines gewissen Augenmaßes. Insbesondere die umfassenden Fällungen im Südbereich haben zu massiven Eingriffen in den vielfältigen Gehölzbestand geführt.
Auf jeden Fall sind für den Reide und ihren wichtigsten Nebenfluss Kabelske die räumliche und ökologische Verbindung zum ca. 70 ha großen Hufeisensee mit Überlauf zur Reide, das 4,98 ha große flächenhafte Naturdenkmal „Resttümpel nördlich von Kanena“, das 1,2 ha große geschützte Landschaftsbestandteil „Gehölz bei Büschdorf“ mit angrenzenden Diemitzer Graben und der ca. 2 ha große Park in Benndorf.
Mit Sorge betrachtet jedoch der AHA die mit der Entstehung des Gewerbegebietes Braschwitz/Peißen vorgenommenen Umverlegungen des Fließgewässers, die zunehmende Tendenz des Verbaus von Überflutungsräumen der Reide -z.B. im Bereich von Sagisdorf- sowie die häufig nicht vorhandenen, aber dringend erforderlichen und auch gesetzlich vorgeschriebenen Gewässerschonstreifen von beidseitig 10 m ab der Uferkante. Somit fehlt der Reide insbesondere im Ober- und Mittellauf ökologischer und hydrologischer Entwicklungsraum, welcher zum einem als Rückzugs- und Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten fungieren kann und zum anderen umfassenden Überflutungsraum zulässt.
Alle Beratungen, konzeptionellen Überlegungen und Aufforderungen seitens des im Jahre 1995 ins Leben gerufenen Runden Tisch Reide und des AHA blieben leider bisher unberücksichtigt. Stattdessen reagiert man vollkommen überzogen mit der Sperrung der Straße Am Tagebau, indem der Landkreis Saalekreis und die Stadt Halle (Saale) das Land drängen die Reide im geschützten Schilfbereich zu vertiefen. Dem liegt purer Aktionismus zum Schaden der Reide und ihres näheren Umfeldes zu Grunde, während man vernachlässigt, dass das Fließgewässer in ihrem teilweise überbauten Überflutungsraum vordringt, wenn Hochwasser ansteht. Die Reide bedarf keiner Ausräumung eines sich strukturreicher entwickelten Gewässerbettes, sondern sich perspektivisch Gedanken und Vorschläge zusammenzutragen, inwieweit im Ober- und Mittellauf weitere Überflutungsräume erschlossen werden könne. Dazu zählen keine weiteren Verbauungen an Reide und Kabelske zuzulassen, die Breite der Gewässerschonstreifen auf beidseitig 10 m ab Uferoberkante endlich zu gewährleisten sowie Mäandrierungen durch Belassen von Holz- und Steinhindernissen zu befördern. Somit wird eine weitere Eintiefung von Reide und Kabelske verhindert und die beiden Fließgewässer können schon rechtzeitig im Ober- und Mittellauf in ihre Auen Hochwasser abgeben. Eine Eintiefung sorgt auch zur Senkung des Grund- und Schichtwassers, was sich negativ auf den Wasserhaushalt des Gesamtgebietes, insbesondere in trockneren Jahreszeiten, auswirkt. Zudem kann der Überlauf in den Dieskauer Park regulierend auf den Wasserspiegel der Reide einwirken.
Der AHA bekräftigt die Notwendigkeit der Einrichtung eines Landschaftsschutzgebietes Reidetal, welcher unbedingt die obengenannten Landschafts- und Naturräume einbeziehen muss.
Ferner hält es der AHA für dringend geboten auch Rückbaumaßnahmen an den Ufern bzw. in den Auen von Reide und Kabelske zu erwägen und wenn möglich unverzüglich in Angriff zu nehmen. Wie von Kleingartenvereinen immer wieder gefordert, Deiche weiter auszubauen und zu erhöhen, sind ökologisch und ökonomisch vollkommen inakzeptabel. Die von Überschwemmungen betroffenen Kleingartenvereine sollten sich bewusst sein, dass sich ihre Kleingartenanlagen in einem Hochwassereinzugsgebiet befinden und ggf. über Verlegungen an Alternativstandort nachzudenken und mittel- bzw. langfristig auch umzusetzen.
Die angedachte Ausbaggerung des Unterlaufes der Reide sieht der AHA jedoch sehr problematisch. Man greift nicht nur in ein Naturschutzgebiet ein, sondern beeinträchtigt ausgedehnte wertvolle Schilfgebiete sowie degradiert das Fließgewässer zu einer Abflussrinne, indem gewässerlebensnotwendige Hölzer, Steine, Kiese und Schlämme beseitigt sind. Ferner tragen derartige Schachtungen zur weiteren Eintiefung der Reide bei. Der AHA warnt daher den Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft davor, die Schachtungen einfach fortzusetzen. Auch eine einfache Absprache mit den Naturschutzbehörden ist da unakzeptabel. Stattdessen gilt es zu prüfen, inwieweit z.B. auch eine leichte Aufständerung der Straße Abhilfe schaffen könnte.
Ebenfalls warnt der AHA vor planerischen und baulichen Aktionismus im Bereich der Kabelske. Die angedachten Vorhaben des Gemeinderates von Kabelsketal die Kabelske streckenweise in Form von Kanälen von Ortslagen wegzuverlegen sind klare Gewässerausbaumaßnahmen. Dabei entschärfen derartige Baumaßnahmen in keinster Weise, da ja kein Stück an Überflutungsraum der Kabelske zurückgegeben wird. Zudem verstoßen solche Vorhaben klar gegen die Europäische Wasserrahmenrichtlinie. Es reicht nicht aus, wenn sich die Gemeinde den Namen dieses Nebengewässers der Reide gibt, aber die Verantwortung für einen ordnungsgemäßen Umgang mit dem Fließgewässer vermissen lässt.
Der AHA erklärt zum wiederholtenmale, dass er bereit ist im Rahmen seiner ehrenamtlichen Arbeit an Alternativen mitzuwirken. Gerade für die Kabelske hat der AHA im Oktober 2010 ein Papier mit der Überschrift „Ursachenforschung und Maßnahmenkonzeption zum Hochwasser im Kabelsketal“ vorgelegt, welche die Arbeitsgruppe Feldökologie erarbeitet hat.
Wer Interesse hat mehr über dieses Konzept zu erfahren sowie in den Arbeitsgruppen Feldökologie sowie Hochwasserschutz mitwirken möchte, wende sich bitte an folgende Anschrift:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 – 2002746
Fax.: 01805-684 308 363
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
Schreibe einen Kommentar