Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) und die Initiative „Pro Baum“ sehen es für dringend erforderlich an, die hallesche Saaleaue zwischen den Naturschutzgebieten „Nordspitze Peißnitz“ und ”Forstwerder“ wieder verstärkt naturnaher entwickeln zu lassen. Dieser Teil der Saaleaue, welches einst weitgehend unverbaut geblieben war sowie in enger Korrelation mit dem Naturschutzgebieten „Nordspitze Peißnitz“ und ”Forstwerder“, welche zusammen das FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ ergeben, dem geschützten Landschaftsbestandteil Amselgrund und Kreuzer Teichen, dem geschützten Landschaftsbestandteil Amtsgarten und dem flächenhaften Naturdenkmal Klausberge steht, gehört zu den wichtigsten Biotop- und Grünverbundräumen im halleschen Saaletal. Ferner bilden diese Saaleauenlandschaften ein zentrales Element des 2.314 ha großen Landschaftsschutzgebiets „Saaletal in der kreisfreien Stadt Halle (Saale)“.
Seit mehreren Jahren müssen AHA und die Initiative „Pro Baum“ vermehrt feststellen, dass immer wieder massive Fällungen von Gehölzen u.a. auf der ca. 60 ha großen Peißnitzinsel stattfinden.
Alle seitens des AHA gegebenen zahlreichen Bedenken und Hinweise blieben bisher unbeantwortet und unberücksichtigt. Stattdessen mussten AHA-Mitglieder am Freitag, den 04.03.2016 beobachten, dass umfassende Wegebauarbeiten bis an das Naturschutzgebiet „Nordspitze Peißnitz“ heran erfolgen. Diese aus dem Fluthilfefond vom Steuerzahler finanzierten und der Querfurter Bauhütte GmbH ausgeführten Bauarbeiten haben zu massiven Eingriffen in Umwelt, Landschaft und Natur geführt. Ungehindert der Tatsache, dass im März die Brutzeit voranschreitet, Säugetierarten -wie Igel- sich noch im Winterschlaf befinden, realisierte man erhebliche Boden-, Fäll- und Ausholzungsarbeiten.
Die gegenwärtigen massiven zerstörerischen Eingriffe im Überflutungsgebiet der Saale, als „Hochwasserschadensbeseitigung“ deklarierten Arbeiten sind nach Auffassung des AHA und der Initiative „Pro Baum“ vollkommen inakzeptabel, zeugen erneut deutlich und unübersehbar von einem weiteren Beispiel schwerster Missachtungen naturschutzfachlicher und –rechtlicher Mindestnormen durch die Verantwortlichen der Stadt Halle (Saale).
Nunmehr möchte die Stadt Halle (Saale) Pläne umsetzen, den Weg im Naturschutzgebiet „Nordspitze Peißnitz“ komplett neu auszubauen und zu schottern. Abgesehen davon, dass das unzulässige und unnötige bauliche Eingriffe darstellen, ist mit massiven Schädigungen der Wurzelbereiche der Altbäume zu rechnen. Bereits Probegrabungen können nachhaltige Schädigungen z.B. an den ca. 200 bis 300 Jahre alten Stieleichen und Platanen hervorrufen. Neben der Beschädigung der Wurzeln, welche dann Pilzen als Eintrittspforten dienen, ist mit Einschränkungen in der Nahrungsaufnahme und der Standfestigkeit zu rechnen.
Zu keinem bisher durchgeführten bzw. geplanten Eingriff am bzw. im Naturschutzgebiet „Nordspitze Peißnitz“ sowie FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ fand eine ordnungsgemäße Beteiligung gemäß § 29 des Naturschutzgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt (NatSchG LSA) statt.
Der AHA und die Initiative „Pro Baum“ forderten bzw. fordern daher immer wieder mit Nachdruck die Stadt Halle (Saale) als zuständige untere Naturschutzbehörde auf, die Arbeiten unverzüglich zu stoppen. An die Verantwortlichen im Bund und im Land Sachsen-Anhalt appellierten bzw. appellieren beide Organisationen die zur Zerstörung von Umwelt, Natur und Landschaft missbrauchten Steuergelder zurückzufordern.
Derartige Vorkommnisse und Ereignisse führen nach Auffassung des AHA dazu, dass sein seit dem Jahr 1980 bestehendes Engagement zum Schutz, Erhalt, Betreuung und Entwicklung der Saaleaue zwischen den Naturschutzgebieten „Nordspitze Peißnitz“ und ”Forstwerder“ dringend geboten ist und sogar eher einer umfassenden Verstärkung bedarf.
Auf Grund der fortgesetzten und geplanten Störungen und Zerstörungen am bzw. im Naturschutzgebiet „Nordspitze Peißnitz“ sowie FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ hatten Initiative „Pro Baum“ und AHA Vertreter/-innen von Politik und Verwaltung des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Halle (Saale) am 06.09.2016 und 07.10.2016 zu öffentlichen Begehungen eingeladen.
Offenbar haben diese Begehungen nicht dazu geführt, dass bei den politisch Verantwortlichen im Land Sachsen-Anhalt und in der Stadt Halle (Saale) wenigstens im Ansatz ein Umdenken im Umgang mit dem Naturschutzgebiet „Nordspitze Peißnitz“ sowie FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ eingesetzt hat.
Neben der bereits umgesetzten Asphaltierung von Wegen im Nordteil der Peißnitzinsel und dabei auch am Südrand des Naturschutzgebietes „Nordspitze Peißnitz“ sowie FFH-Gebietes „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ sowie der geplanten Fortsetzung von baulichen Eingriffen im Auenwald selbst, beabsichtigt die Stadt Halle (Saale) auf der Basis einer sogenannten Machbarkeitsstudie die ca. 2,3 km langen Wilde Saale für den Paddelbootverkehr zu öffnen.
Die in den Medien veröffentlichten Angaben zur Unbedenklichkeit sind schon dahingehend ungeheuerlich, weil bisher offenbar nur ein kleiner ausgewählter Kreis den Autor und den Inhalt dieser Machbarkeitsstudie kennt. Hier fordern Initiative „Pro Baum“ und AHA die sofortige Veröffentlichung bzw. Offenlegung des steuerfinanzierten Dokumentes.
Des weiteren weisen Initiative „Pro Baum“ und AHA erneut mit Nachdruck darauf hin, dass ohne massive Umbaumaßnahmen eine wassertouristische Nutzung für Paddelboote nicht möglich ist. Dazu zählen die Beseitigung einer Kies- und Schotterinsel in der Höhe des Gimritzer Parks sowie umfassende Beseitigungen von Gehölzen im Ufer- und Wasserbereich. Dabei bilden gerade diese Gehölzbestände sehr wichtige Lebensräume für zahlreiche Tierarten wie den Biber, den Eisvogel und den Eremiten. Ebenso bieten sich die überhängenden Gehölze als Nistmöglichkeit für die Beutelmeise an. Das auf Betreiben des damaligen Arbeitskreis Umweltschutz Halle im Kulturbund der DDR im Jahr 1983 verhängte Befahrverbot hat nämlich zu einer naturnaheren Entwicklung des Teils der Saale beigetragen. Dazu zählt auch die Entwicklung einer ausgedehnten Weichholzaue im Bereich des Naturschutzgebietes „Nordspitze Peißnitz“ sowie FFH-Gebietes „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“. Wenn die Vertreter der Stadt Halle (Saale) behaupten, dass der Eisvogel hier nicht brütet, dann ist das nicht korrekt. Es gab immer wieder erfolgreiche Bruten, was es eher gilt zu befördern, als durch Störungen zu verhindern.
Eine Zulassung des Paddelbootsverkehrs lässt wieder die Gefahr steigen, dass ein vermehrtes Betreten der Uferzonen erfolgt, was zur Störung bzw. Zerstörung der Fauna und Flora beiträgt.
Die Initiative „Pro Baum“ und der AHA sehen sich nunmehr gefordert das Land Sachsen-Anhalt und die Stadt Halle (Saale) bei der EU-Kommission anzuzeigen, da hier vorsätzlich gegen europäisches Naturschutzrecht verstoßen wird, diese Verstöße zu stoppen und zu ahnden sind. Ferner möchten beide Organisationen erreichen, dass keine weitere Bewilligung von weiteren Fördermitteln erfolgt und bisher ausgezahlte Zuwendungen wieder zurückzuzahlen sind.
Die Stadt Halle (Saale) zeigt seit zahlreichen Jahren eine deutliche Tendenz dahingehend, aus Steuermitteln finanziert, umfassend Umwelt, Natur und Landschaft flächendeckend bzw. punktuell zu stören bzw. zu zerstören. Alle bisher an das Land Sachsen-Anhalt gegebenen Hinweise bleiben unberücksichtigt und führten somit nicht zur Verbesserung dieser katastrophalen Zustände. Im Gegenteil, die gegenwärtig amtierende Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie und 2. stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Sachsen-Anhalt Prof. Dr. Claudia Dalbert, unterstützt offen diese Vorgehensweisen.
Auf Grund der sehr besorgniserregenden Entwicklung in Sachen Umwelt-, Natur und Landschaftsschutz in der Stadt Halle (Saale) sind sich die Initiative „Pro Baum“ und der AHA einig, dass das bürgerschaftliche Engagement im Interesse von Schutz, Erhalt, Betreuung und Entwicklung Verstärkung erfahren muss. Ferner sehen sie die dringende Notwendigkeit grundlegender diesbezüglicher politischer, rechtlicher und gesellschaftlicher Veränderungen. Daher erfolgt der Aufruf zur Mitwirkung in der ehrenamtlichen AHA-Arbeitsgruppe Peißnitz.
Wer noch mehr zu den Aktivitäten beider Organisationen auf der Peißnitzinsel erfahren möchte, wende sich bitte an folgende Anschrift:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
Internet: https://www.aha-halle.de
Tel.:: 0345 – 2002746
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