I. Grundsätzliches

Bekanntlich bilden Fluss- und Auenlandschaften eine wichtige Einheit. Beide stehen in einer engen und sehr vielfältigen Wechselbeziehung zueinander. Die Auenlandschaften dienen den Flüssen als Ausbreitungsraum für Hochwasser und versorgen sie somit mit Wasser, Sedimenten und z.B. als Schwemmgut herangetragenes neues genetisches Material aus Tieren und Pflanzen. Im Umkehrschluss fungieren die Auenlandschaften als „Reinigungskraft“ für die Flüsse, indem beispielsweise Auenwälder das abgebremste Wasser von Sedimenten „befreien“ sowie Schwemmgut „herauskämmt“.
Diese langzeitige Wechselbeziehung hat somit eine der arten- und strukturreichsten Naturlandschaften der gemäßigten Zonen hervorgebracht, welche zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Lebens- und Rückzugsraum bietet. Darüber hinaus trägt diese intensive Wechselbeziehung zur Verbesserung des Landschafts- und Ortsbildes urbaner Gebiete bei und sorgt als Kalt- und Frischluftentstehungsgebiet und -korridor für eine nachhaltige Verbesserung des Klimas.
Ferner gilt es einst baulich durchführte Begradigungen von Fließgewässern wissenschaftlich fundiert wieder aufzuheben, um eine naturnahe bis natürliche Gewässerdynamik wieder herzustellen, die Sohleintiefungen mit einhergehender Entwässerung der Aue und Behinderung der Überflutungen sowie somit eine Erhöhung der Arten- und Strukturvielfalt gewährleisten zu können.
Auf dieser Basis bezieht der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) folgendermaßen Stellung:

II. Zu den Verfahrensunterlagen

Grundsätzlich begrüßt der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) Maßnahmen zur Rückgabe von Retentionsflächen an den Fluss und somit die Wiederanbindung an die Altaue. Eng damit verbunden ist die Beseitigung von Querbauwerken zu sehen, um so eine Gewässerdurchgängigkeit gewährleisten zu können. Insbesondere Fische profitieren von der Wiederherstellung solcher Durchgängigkeit.
Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sieht jedoch die Notwendigkeit länderübergreifend und flächendeckend die ca. 57,00 km lange Ulster die ursprüngliche und in den 60er bis 80er Jahren beseitigte Mäandrierung wiederherstellen bzw. entwickeln zu lassen. Insbesondere die Flussabschnitte zwischen Motzlar und Geisa, Buttlar und Wenigentaft sowie Pferdsdorf und Unterbreizbach bedürfen einer Wiederherherstellung bzw. -entwicklung von Mäandern. Hier gilt es insbesondere die Gestaltungskräfte der Natur zu nutzen, welche aber vollständige Rückbaumaßnahmen von Sohl- und Uferbefestigungen aller Art in und an der Ulster bedürfen.
Diese Entwicklung sorgt für eine Wiederherstellung einer höheren Arten- und Strukturvielfalt, verlangsamt den Wasserabfluss, bietet durch Wiederverlängerung des Flusses eine Erhöhung der Aufnahmekapazität von Wasser und bessere Einbindung in die dazugehörige Auenlandschaft. Daher gilt es auch eine sukzessive Wiederentwicklung von Auenwäldern zu prüfen.
Nur so lassen sich die angedachten Maßnahmen zur Herstellung der linearen Durchgängigkeit der Ulster in Unterbreitbach/Räsa in Anlehnung an die europäische Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) nachhaltiger einordnen.

Zu 2.2 Kurzbeschreibung des Vorhabens
Zu 2.2.1 Hochwasserschutz Unterbreizbach (Gew.-km 4+900 bis 4+300)

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sieht in der Maßnahme nur bedingt eine Ausweitung des Hochwasseraumes. Nach den vorliegenden Planungsunterlagen bleiben weitgehend alle Baulichkeiten in der Aue der Ulster erhalten. Grundsätzlich kann eine Ausweitung des Fließgewässers zur vermehrten Aufnahme von Hochwasser führen. Andrerseits ist mit einer Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit zu rechnen, welche zur Ablagerung von Sedimenten und Geschiebe sowie zu einer Verminderung des Sauerstoffeintrages führen kann. Stattdessen gilt es die Mäandrierung durch Störsteine und -hölzer zu befördern, um so eine naturnahere Entwicklung des Fließgewässers zu bewirken. In diesen Prozess findet nicht nur eine Umverlagerung von Sedimenten und Geschiebe statt, sondern zudem erfolgt eine Einordnung des Bestandes von Gehölzen, Hochstaudenflächen und Wiesen sowie besteht die Möglichkeit von Unterschlupfen für verschiedene Vogel- und Insektenarten. die Entstehung statt. Ferner ist eine Rückverlegung bestehender Deiche anzugehen. Gerade im Mündungsbereich des Breizbaches sind umfassende Wiedererweiterungen der Hochwasserräume denkbar. Darüberhinaus gilt es ernsthaft zu prüfen, inwieweit eine Umverlegung der Sportanlagen des Sportvereins Kali Unterbreizbach e.V. an einen Standort außerhalb der Ulsteraue möglich ist. Hier besteht eine umfassende Möglichkeit Altaue wieder an den Fluss anzubinden. Eine Beseitigung von 5 Weiden und ca. 40 Eschen stört einen dringend notwendigen naturnaheren Entwicklungsprozess, zudem die Wiederentwicklung von Auengehölzen gehört. Bekanntlich bilden Auenwälder nicht nur einen wichtigen Lebens- und Rückzugsraum für Fauna und Flora, sondern dienen auch zur Brechung von Hochwasserwellen, verbessern im konkreten Fall das Stadtbild und tragen zur Verbesserung des Klimas durch Aufnahme von Kohlendioxid und Abgabe von Sauerstoff und Luftfeuchtigkeit. Daher ist eine Zerstörung einer derartigen Sukzession inakzeptabel.

Zu 2.2 Kurzbeschreibung des Vorhabens
Zu 2.2.2 Hochwasserschutz Räsa

Vom Grundsatz her ist eine Deichrückverlegung zu begrüßen. Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. hält es für empfehlenswert den Deich bis an die Verbindungsstraße zwischen Räsa und Pferdsdorf heranzuverlegen und den Aufbau in der Breite so gering wie möglich zu halten. Ferner gilt es zu prüfen, inwieweit die bestehenden Ackerflächen in eine extensive Nutzung überführt werden können. Zu mindestens gilt es einen mindestens 10 m breiten Entwicklungskorridor entlang der Ulster zu belassen, welcher die sukzessive Entwicklung von Gehölzen sowie Wiesen- und Staudenrändern zulässt. Nach vorliegenden Kenntnisständen befand sich in den Raum Gewässerschlingen der Ulster, deren Wiederherstellung zu prüfen gilt.
Eine Abholzung von ca. 12 Eschen, 2 Hybridpappeln und einer Hecke sind inakzeptabel.

Zu 2.2 Kurzbeschreibung des Vorhabens
Zu 2.2.3 Strukturverbesserung Ulster

Vom Grundsatz her ist eine Deichrückverlegung zu begrüßen. Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. hält es für empfehlenswert den Deich bis an den Mühlweg in und oberhalb von Pferdsdorf bzw. in dem Abschnitt an die Verbindungsstraße zwischen Pferdsdorf und Buttlar heranzuverlegen und den Aufbau in der Breite so gering wie möglich zu halten. Dabei sind bestehende Wohn- und Wirtschaftsbebauungen zu beachten, aber zu überprüfen, inwieweit sie am Standort verbleiben müssen und eine Umverlegung möglich ist. Somit ist eine Rückgabe der Altaue unter Einbeziehung des Mühlgrabens möglich. Ferner gilt es zu prüfen, inwieweit die bestehenden Ackerflächen in eine extensive Nutzung überführt werden können. Zu mindestens gilt es einen mindestens 10 m breiten Entwicklungskorridor entlang der Ulster zu belassen, welcher die sukzessive Entwicklung von Gehölzen sowie Wiesen- und Staudenrändern zulässt. Ferner gilt es die Wiederbelebung alter Gewässerschlingen der Ulster zu prüfen gilt.
Abholzungen von ca. 12 Eschen, 2 Hybridpappeln und einer Hecke sind inakzeptabel.

III. Schlussbemerkungen

Bekanntlich gehören Fluss- und Auenlandschaften zu den arten- und strukturreichsten Landschaften und Naturräumen der gemäßigten Zonen. Sie bieten punktuell und flächendeckend Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, bilden Kaltluft- und Frischluftentstehungsgebiete und fungieren als Ventilationsbahnen sowie üben sehr wichtige Funktionen als Hochwasserausbreitungs-, Biotop- und Grünverbundraum aus. Ferner dienen sie als Erholungsraum für die Menschen.
Diese vielfältigen Funktionen erfordern jedoch eine naturnahere bis naturnahe Entwicklung.
Nach Auffassung des AHA empfiehlt der AHA für den Gesamtverlauf der Ulster folgende Aktivitäten zu entfalten:
Wissenschaftliche Prüfung, ob die Wiederanbindung bzw. herstellung der Altverläufe der Ulster möglich bzw. sinnvoll erscheinen.
Es gilt eine sukzessive Entstehung eines Auenwaldes zu prüfen, um a) das standorttypische Arten- und Strukturspektrum entstehen zu lassen, b) Ungehindertes Wurzelwachstum zu ermöglichen und c) wiesen- und staudenreiche Zwischenzeiträume bieten Insekten sehr viele Nahrung und Unterschlupf.
Wissenschaftliche Begleitung der Entwicklung der Fluss- und Auenlandschaft der Ulster von Quelle bis Einmündung in Werra.
Der ehrenamtliche und gemeinnützige Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. bietet gerne seine Erfahrungen und fachlichen Kenntnisse an.

Der Kontakt lautet:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11

06108 Halle (Saale)

E-Mail: aha_halle@yahoo.de

Andreas Liste
Vorsitzender

Halle (Saale), den 28.02.2021