Stellungnahme zum Antrag auf wasserrechtliche Erlaubnis gemäß §§ 8-14 WHG für den Weiterbetrieb der WKA
und
Plangenehmigung gemäß § 68 WHG für den Neubau eines Horizontalrechens mit Fischabstieg und den Umbau des Fischaufstieges für die Wasserkraftanlage Jena-Rasenmühlenwehr an der Saale
I. Grundsätzliches
Bekanntlich gehören Auenlandschaften zu den arten- und strukturreichsten Natur- und Landschaftsräumen der gemäßigten Zonen. Sie bieten zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Lebens- und Rückzugsräume, Hochwasser der Flüsse und Bäche den notwendigen Ausbreitungsraum, tragen zur Steuerung des Wasserhaushaltes bei sowie ermöglichen den Menschen Erholung und Entspannung.
Diese vielfältigen Funktionen von Auen entlang von Flüssen und Bächen bedürfen nach Auffassung des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) besonderer und umfassender Maßnahmen zum Schutz und Erhalt sowie zur Betreuung und Entwicklung. Dafür sich einsetzen sieht der ehrenamtliche und gemeinnützige AHA als seine vorrangige Aufgabe an.
Ein sehr wichtiger Teil zur Umsetzung dieser Vorstellungen sieht der AHA z.B. neben Initiierung und Begleitung wissenschaftlicher Arbeiten, Erstellen von Stellungnahmen sowie Durchführung von Arbeitseinsätzen, in der Durchführung von Exkursionen zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Im Rahmen der Exkursionen beabsichtigt der AHA Interessenten die Schutzwürdigkeit von Umwelt, Natur und Landschaft, deren Bedrohung, Möglichkeiten zur Initiierung und Umsetzung von Schutzmaßnahmen und Möglichkeiten der Mitwirkung eines jeden Einzelnen aufzuzeigen.
Die Stadt Jena (Saale) ist u.a. sehr stark von der Saale, ihrer Aue sowie den zahlreichen Nebengewässern aus den umliegenden von Muschelkalk und Buntsandstein geprägten Bergen und Hochebenen gekennzeichnet und geprägt. Immer wieder positiv auffallend ist, dass die Saale im Stadtgebiet weitgehend unverbaut im Ufer- sowie Sohlbereich und somit intensiv und vielfältig ausgeprägte Vegetationsstrukturen aufzeigen. Insbesondere Weichholzauengehölze wie z.B. diverse Weidenarten, Schwarz- und Grauerlen sowie Pappelarten sind signifikant. Jedoch ebenfalls Harthölzer wie Gemeine Esche, Feld- und Flatterulme, Weißdornarten, Frühblühende Traubenkirsche, Blutroter Hartriegel, Europäisches Pfaffenhütchen sowie sehr vereinzelte Stieleichen gedeihen zumeist sukzessiv entlang der Saale. Die Krautschicht setzt sich u.a. aus Wasserminze sowie Frühjahrsblühern wie Goldsternchen, Scharbockskraut, Veilchenarten efeublättriger Gundermann, Buschwindröschen und Gelbem Windröschen zusammen.
Diese Tatsache gilt es dringend zu schützen, zu erhalten und ggf. auszuweiten.
Im Mündungsbereich der Leutra war positiv aufgefallen, dass hier kein Verbau des Gebietes erfolgte. Jedoch verhindern u.a. Schwellen die ökologische Durchlässigkeit, welche eigentlich bis 2015 nach der Europäischen Wasserrahmenrichtline (WRRL) umzusetzen war.
In der Saaleaue nordöstlich und östlich des Burgauer Weges bis zur Lobedaer Straße war immer wieder eine Aufweichung der durchaus noch dominierenden Wiesenlandschaft erkennbar, indem zum Beispiel der Anbau von Erdbeeren stattfindet. Auf Grund der Lage im Hochwassereinzugsgebiet der Saale sowie der höheren Artenvielfalt auf einer unregelmäßig gemähten oder abgeweideten Wiese hält es der AHA erforderlich jede intensivere bzw. intensive landwirtschaftliche Nutzung auszuschließen. Zudem gilt es zu prüfen, inwieweit eine sukzessive Auenwaldentwicklung – insbesondere entlang der Saale – zu prüfen. Ähnlich zu werten ist das in der Aue nördlich des Saalebrücke Lobedaer Straße zu sehen. Hier ist zudem der Konflikt zwischen Verbauungen im Saaleauenbereich und freier Aue deutlich zu erkennen. Ein Konflikt, welcher ganz besonders das Gebiet der Sportanlagen des Universitätssportvereins und des Ernst-Abbe-Stadions betrifft. Die Folgen des letzten größeren Hochwassers vom Juni 2013 waren mehr oder minder optisch und baulich noch gut zu erkennen. Daher sieht der AHA die dringende Notwendigkeit die weitere Fortführung der Planungen zum Umgang mit Hochwasser nach den aktuellen Gesichtspunkten, Erkenntnissen und Rechtsgrundlagen anzugehen.
Dazu gehört u.a. auch die Prüfung der Asphaltierung von Wanderwegen. Besonders auffällig ist der Ausbau in der Saaleaue östlich und nordöstlich von Göschwitzer Straße und Prüssingstraße. Erfreulicherweise haben Sukzessionen im Ufergebiet der Saale die massiven baulichen Eingriffe wieder relativiert.
Im Bereich des 3,84 ha großen geschützten Landschaftsbestandteil – einst flächenhaften Naturdenkmal – verdeutlicht sich nach Ansicht des AHA mit dem Auenwaldrest, wie womöglich auch die Saaleaue im Bereich der heutigen Stadt Jena (Saale) ausgesehen haben. Der im Ausgleich der Gebietsverluste für die Straßenbahn Stadtrodaer Straße gesperrte Mittelweg bedarf nach Auffassung des AHA einer noch effektiveren Absperrung und Kontrolle. Während die im Südwestbereich die zur Absperrung abgelegten Pappelstämme den richtigen Ansatz darstellen und bestimmter Ergänzungen bedarf, fehlt im Nordostbereich eine derartige nachhaltige Sperrung komplett. Im Interesse einer vollständigen Absperrung regt der AHA eine entsprechende Sperrmaßnahme auch hier vorzunehmen.
Auf Grund der guten Bestände von Gehölzen entlang der Saale bieten sich sehr interessante Lebensräume für den Elbebiber. Während an zahlreichen Standorten entlang der Saale in Jena alte Fraßspuren zu erkennen sind, zeigten sich in dem Saaleabschnitt zwischen Brücke Stadtrodaer Straße und Camsdorfer Straße an einer Hybridpappel neuere Fraßspuren. Damit ist davon auszugehen, dass sich ein stabiler Bestand an Bibern entwickelt, welcher damit besondere Schutzmaßnahmen erfordert.
Der Abschnitt des Gembdenbach im Bereich Ecke Gembdenbachtal/Am Jenzig verdeutlicht deutlich den Unterschied zwischen naturnaheren Abschnitten – oberhalb – und naturferneren Bereichen – unterhalb -. Nach Auffassung des AHA gilt es naturnahere Entwicklungen anzustreben. Eine derartige Entwicklung benötigt eines beidseitig mindestens 10 m breiten Gewässerschonstreifens, unbefestigter Ufer- und Sohlbereiche sowie das Vorhandensein von Störsteinen oder -hölzer.
Mit dem 2,126 ha großem Geschützten Landschaftsbestandteil Erlkönig lässt sich deutlich die Vielfalt des Natur- und Landschaftsraumes oberhalb der Saaleaue erkennen, wozu im konkreten Fall Hangwälder, quellengespeiste Feuchtbiotope und Wiesenflächen im Landschaftsschutzgebiet „Mittleres Saaletal“ zwischen Göschwitz und Camburg gehören.
Diese landschaftliche Strukturvielfalt prägt den Saaleverlauf im Freistaat Thüringen bis Großheringen und findet Ergänzung durch Streuobstwiesen, Hecken, Hochstaudenflächen und Solitärgehölzen.
II. Zu den Antragsunterlagen
Zu 1.2 Zweck des Antrages, Antragsgegenstände
Es ist durchaus nachvollziehbar den Fischaufstieg nach aktuellen Kriterien umzubauen.
Ferner ist der im Punkt 3.1.3 geschilderte Neubau Horizontalrechen und des Umbaus des Horizontalrechen auf 10 mm lichtem Stababstand zu begrüßen.
Diese Baumaßnahmen dürfen keinesfalls zu Schädigungen im ohnehin schmalen Gehölzbereich der Saale erfolgen. Dazu ist eine Beschränkung des Baustellenbereich auf den ohnehin schon baulich beeinflussten Bereich vorzunehmen.
Zudem gilt es wissenschaftlich zu untersuchen, wie eine Aufhebung der unter Punkt 2.5 Nachbarbebauung geschilderten Verrohrung des Baches erfolgen kann. In dem Zusammenhang erscheint es sinnvoll zu sein den Gesamtverlauf des Baches entsprechend wissenschaftlich zu untersuchen, Renaturierungsaktivitäten zu prüfen und den offiziellen Namen des Fließgewässers zu ermitteln.
Zu 2.6 Flora, Fauna und Landschaftsbild in der Umgebung
Zu 4 Auswirkungen des Vorhabens
Die Stadt Jena (Saale) ist u.a. sehr stark von der Saale, ihrer Aue sowie den zahlreichen Nebengewässern aus den umliegenden von Muschelkalk und Buntsandstein geprägten Bergen und Hochebenen gekennzeichnet und geprägt. Immer wieder positiv auffallend ist, dass die Saale im Stadtgebiet weitgehend unverbaut im Ufer- sowie Sohlbereich und somit intensiv und vielfältig ausgeprägte Vegetationsstrukturen aufzeigen. Insbesondere Weichholzauengehölze wie z.B. diverse Weidenarten, Schwarz- und Grauerlen sowie Pappelarten sind signifikant. Jedoch ebenfalls Harthölzer wie Gemeine Esche, Feld- und Flatterulme, Weißdornarten, Frühblühende Traubenkirsche, Blutroter Hartriegel, Europäisches Pfaffenhütchen sowie sehr vereinzelte Stieleichen gedeihen zumeist sukzessiv entlang der Saale. Die Krautschicht setzt sich u.a. aus Wasserminze sowie Frühjahrsblühern wie Goldsternchen, Scharbockskraut, Veilchenarten efeublättriger Gundermann, Buschwindröschen und Gelbem Windröschen zusammen.
Diese Tatsache gilt es flächendeckend nicht nur zu schützen und zu erhalten, sondern zu prüfen, wo durch Rückbaumaßnahmen in Ufer- und Sohlbereichen weitere derartige Entwicklungsräume entstehen können. Dem steht die angedachte Maßnahme zur Neuerrichtung des Fischaufstieges in der jetzigen Form eindeutig entgegen.
Zu 3 Beschreibung des Vorhabens
Das Vorhaben findet grundsätzlich Zustimmung. Insbesondere der im Punkt 3.1.3 geschilderte Neubau Horizontalrechen und des Umbaus des Horizontalrechen auf 10 mm lichtem Stababstand.
Die unter dem Punkt 3.2 Bauablauf und bauzeitliche Wasserhaltung geschilderten Eingriffe wie, Zitat: „Im Uferbereich oberhalb der WKA müssen für den Bau des oberen Teiles des Fischaufstieges Bäume im Uferbereich gefällt werden.“, Zitat Ende erscheinen nicht sinnvoll und notwendig, wenn eine massive Reduzierung des Zuganges und der Baustelle auf den ohnehin schon baulich beeinflussten Bereich (roter Kreis) beschränkt bleibt.

Somit bleibt der ohnehin schon sehr schmale Gehölzbereich in der stark eingeschränkten Saaleaue erhalten.
Zudem gilt es wissenschaftlich zu untersuchen, wie eine Aufhebung der unter Punkt 2.5 Nachbarbebauung geschilderten Verrohrung des Baches erfolgen kann. In dem Zusammenhang erscheint es sinnvoll zu sein den Gesamtverlauf des Baches entsprechend wissenschaftlich zu untersuchen, Renaturierungsaktivitäten zu prüfen und den offiziellen Namen des Fließgewässers zu ermitteln.
III. Zusammenfassung
Die Vielfältigkeit und Besonderheit der Auenlandschaft in der Stadt Jena, deren Funktion als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, Biotop- und Grünverbundraum, Frischluftentstehungsgebiet und -korridor, als Ort der Erholung der Bevölkerung und ihrer Gäste sowie ihrer prägenden Bedeutung für das Stadt- und Landschaftsbild erfordern ein sehr hohes Maß an Schutzbedürftigkeit sowie dringenden Prüfung weitere Räume für sukzessive Erneuerungen zurückzugeben. Das geplante Vorhaben steht einer derartigen Entwicklung entgegen, führt keine grundlegende Fehleranalyse zur fehlenden Funktionsfähigkeit der bereits bestehenden Fischtreppe durch und unterlässt die Erarbeitung und Präsentation möglicher Alternativen.
Daher vertritt der AHA die Auffassung, dem Vorhaben in der vorgelegten Form keine Zustimmung zu erstellen.
Der AHA bietet im Interesse des Schutzes, des Erhaltes und der Entwicklung der Auenlandschaften und angrenzender Natur- und Landschaftsräume im Stadtgebiet von Jena sowie Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten eine Mitarbeit an dem Vorhaben an.
Andreas Liste
Vorsitzender
Halle (Saale), den 09.03.2025
Schreibe einen Kommentar