Bekanntlich haben Bäume und Sträucher (Gehölze) sehr wichtige Funktionen bei der Versorgung der Atmosphäre mit Sauerstoff, bei der Aufnahme und Verarbeitung von Kohlendioxid, beim Wasserkreislauf und -haushalt, bei der Entstehung von Kalt- und Frischluft sowie als Lebens- und Rückzugsraum von zahlreichen Tier-, Pflanzen und Pilzarten. Ferner dienen Gehölze der Erholung sowie der Aufwertung von Siedlungen und Landschaften.
Dabei üben Bäume und Sträucher diese lebensnotwendigen Funktionen als Einzelgehölze sowie im Verbund in Wäldern, in Gehölzstreifen und -gruppen aus. Der Mensch nutzte bzw. nutzt Wälder u.a. ebenfalls zur Holzgewinnung. Insbesondere der Mensch hat jedoch umfassend Wald- und Gehölzflächen rapide reduziert, indem eher Rodungen für die massenhafte Holzgewinnung, zur Gewinnung von Acker-, Siedlungs-, Industrie- und Verkehrsflächen sowie zum Abbau von Bodenschätzen vornahm bzw. vornimmt.
Innerhalb von Siedlungsgebieten aller Art verschärft sich die Situation der Gehölze durch unbegründete Fällungen, unsachgemäßen und respektlosen Umgang, Beschädigungen und Verletzungen aller Art, chemische Belastungen durch Auftaumittel etc. sowie nicht zuletzt durch Stress, welcher sich in Folge von Hitze, Niederschlagsarmut und Austrocknung entwickelt und verschärft. Hier gilt es nicht nur massiv Einhalt zu gebieten, sondern zudem den Schutz, den Erhalt und die Entwicklung von Gehölzen auf neue fachliche, ökologische, städtegestalterische, moralische und nicht zuletzt rechtliche Grundlagen zu stellen.
In dem Blickwinkel betrachtet, sehen die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – die nachfolgend zitierte, von der amtierenden Bürgermeisterin der Stadt Wettin-Löbejün Antje Klecar erlassene „Information der Anlieger der Bahnhofstraße in Löbejün“ vom 27.11.2024 zur „Fällung und Ersatzpflanzung der Kastanienbaumreihe in der Bahnhofstraße in Löbejün“, als vollkommen inakzeptabel an:
Zitat Ende
Die Bürgermeisterin der Stadt Wettin-Löbejün Antje Klecar möchte mit dieser Information vom 27.11.2024 und einer angedachten Fällung der 12 Bäumen der Art Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) im Zeitraum vom 12. Bis 18.12.2024 schnell vollendete Tatsachen schaffen. Dabei genießen Alleen gemäß § 29 Absätze 1 und 2 Bundesnaturschutzgesetz – BnatSchG in Verbindung mit § 21 Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (NatSchG LSA) einen besonderen Schutz. Eine Anhörung bzw. Beteiligung der Bevölkerung sowie von nach § 3 Absatz 3 Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz – UmwRG und § 63 Absatz 2 Bundesnaturschutzgesetz – BnatSchG in Verbindung mit § 29 Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (NatSchG LSA) anerkannten Naturschutzvereinigungen hat offensichtlich nicht stattgefunden. Dabei handelt es sich mit der geplanten Fällung von 12 Bäumen um einen schwerwiegenden Eingriff in den Baumbestand.
Nach Ansicht von Initiative „Pro Baum“ und Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – sind die angegebenen Begründungen wie „dass die Wurzeln der Bäume den Gehweg bereits in der Art geschädigt haben, dass dieser eine erhebliche Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellt“, die Bäume sich „in Richtung Fahrbahn neigen und damit eine Gefahr für den fließenden Verkehr darstellen“, „die im Herbst herabfallenden Kastanien, die den Straßenkörper rutschig machen“. Des Weiteren stellt die Bürgermeisterin folgendes fest, Zitat: „Aufgrund des teilweise bereits sehr maroden Zustandes ist davon auszugehen, dass diese Bäume mehr als 30 Jahre alt sind“., Zitat Ende. Dabei ist vollkommen unverständlich, worin die fachliche Begründung liegt, dass sich Bäume, welche älter als 30 Jahre sind, automatisch im maroden Zustand befinden.
Ferner führt sie vollkommen intransparent an, dass irgendwelche sachkundigen Mitarbeiter des Landkreises den Baumbestand zweimalig begutachtet haben sollen. Zudem erwähnt sie eine „Begutachtung der geschützten Baumreihe von einem unabhängigen, zertifizierten Baumgutachter“. Möglichkeiten der Einsichtnahmen und Stellungnahmen, zu mindestens konkrete Angaben: Fehlanzeige. Wenigstens erfährt die Bevölkerung mit der Firma Hoenow Baumservice GbR, das mit der Fällung beauftragte Unternehmen.
An fehlender ordnungsgemäßer Transparenz und Einräumung von demokratischen Beteiligungsrechten sowie fachlicher Inkompetenz ist das Ganze kaum zu überbieten. Stattdessen erklärt die Bürgermeisterin der Bevölkerung, Zitat: „…ich möchte Sie bitten, dieses Schreiben als offizielle Information über die von Seiten der zuständigen Behörden genehmigten und von den städtischen Gremiem bewilligten zwingend notwendigen Fällungen der Kastanienbäume zu betrachten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass es im Zeitraum der Fällung ggf. zu Einschränkungen, insbesondere beim Parken, geben kann.“, Zitat Ende.
Gnädigerweise bietet die Bürgermeisterin der Bevölkerung folgendes an, Zitat: „Für Fragen stehen Ihnen Mitarbeiterinnen der Ordnungsverwaltung zur Verfügung.“, Zitat Ende.
Nach Ansicht Initiative „Pro Baum“ und Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – sieht eine ernstgemeinte Einladung einer vorzuschaltenden Beteiligung der Bevölkerung anders aus.
Eigene Inaugenscheinnahmen können das eingangs geschilderte Gefahrenszenario im Bezug zum Gehweg und zur Straße in keiner Weise bestätigen. Ein permanent mehr oder weniger auf dem Fußweg stehendes rotes Kraftfahrzeug stellt da wohl eher eine Behinderung und Gefahr für den Fußgängerverkehr und Fußweg dar.
Die Behauptung, dass herabfallende Kastanien den Straßenkörper rutschig machen, sieht nach einer an den Haaren herangezogene Scheinbegründung in einer richtigerweise mit 30 km/h geschwindigkeitsbegrenzten Straße aus. Abgesehen davon, dass eine häufigere Straßenreinigung im Herbst diese herbeigeredete Rutschgefahr schnell und vollständig beseitigen kann.
Für Initiative „Pro Baum“ und Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – zeichnet sich hier eine zutiefst reaktionäre, umwelt- und naturschutzfeindliche Herangehensweise an eine in vielfältiger Form wertvolle Baumallee ab. Der Bestand der Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) bildet Lebens- und Nahrungsraum für zahlreiche Tierarten, spendet Schatten, trägt zur Sauerstoff- und Frischluftproduktion und optisch zur Verbesserung des Stadtbildes bei.
Daher fordern Initiative „Pro Baum“ und Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – den Stadtrat und die Bürgermeisterin der Stadt Wettin-Löbejün Antje Klecar auf alle Dokumente, Gutachten, weiteren Entscheidungsgrundlagen und Beschlüsse offenzulegen sowie vollumfänglich und ordnungsgemäß die Bevölkerung sowie Umwelt- und Naturschutzvereinigungen zu beteiligen.
Für die Initiative „Pro Baum“ und den Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – sind keine Gründe der Fällungen erkennbar, sehen aber Schutzmaßnahmen – wie die Aufstellungen von Bügeln- für dringend erforderlich an, um das Befahren und Parken auf dem Baumstreifen und -scheiben zu unterbinden. So besteht die dringende Abwendung der Gefahren der Bodenverdichtungen und -verschmutzungen sowie Beschädigungen der Wurzeln und Stammbereiche.
Ferner schlagen die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – vor zu prüfen, inwieweit die Pflanzung von 10 Bäumen der Art Amerikanischer Amberbaum (Liquidambar styraciflua) oder bzw. und zum Beispiel der Art Feldahorn (Acer campestre) auf der gegenüberliegenden Seite möglich ist, wo sich ausschließlich Parkstreifen für Kraftfahrzeuge befinden. In einem Mindestabstand von 10,00 m gepflanzt, verbessern sie den ökologischen Zustand und das Stadtbild der Bahnhofstraße. Zudem besteht – zwar räumlich eingeschränkt -, aber dafür etwas beschatteter, weiterhin die Möglichkeit Kraftfahrzeuge zu parken.
Auf jeden Fall bieten die ehrenamtlichen und gemeinnützigen Umwelt- und Naturschutzorganisationen Initiative „Pro Baum“ und Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – im Rahmen ihrer zeitlichen Möglichkeiten fachliche Hilfe und Unterstützung an.
Die Initiative „Pro Baum“ und die nach § 3 Absatz 3 Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz – UmwRG im Juni 2019 vom Umweltbundesamt anerkannte Umwelt- und Naturschutzvereinigung Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – erklären aber auch, im Falle der Durchführung der Fällarbeiten, eine Anzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft zu prüfen.
Darüber hinaus stehen Initiative „Pro Baum“ und Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – gerne als Plattform zur Verfügung, welche sich ehrenamtlich für den Schutz, den Erhalt und die Entwicklung von Umwelt, Natur und Landschaften einbringen möchte.
Interessenten können folgendermaßen Kontakt aufnehmen:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – AHA
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 – 200 27 46
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
Andreas Liste
Vorsitzender
Gartenbauingenieur
Halle (Saale), den 07.12.2024
Fotos: AHA/IPB
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