Mit einer Mischung aus Verwunderung und Entsetzen hat der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) das fortgesetzte Agieren von Landwirten, Pferdehaltern, Jägern und vereinzelten Vertretern aus der Politik im Land Brandenburg aufgenommen. So hatte der „unabhängige“ Bundestagskandidat Mario Borchert im Vorfeld der Bundestagswahl zu einer Podiumsdiskussion in die Waldschule im Pritzwalker Ort Hainholz eingeladen. Laut Medienberichten setzte sich das Podium aus Vertretern der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und FDP in Personalunion, die Geschäftsführerin des Prignitzer Kreisbauernverbandes, der FDP-Landesvorsitzende und ein Rechtsanwalt zusammen. Mit dieser homogenen Zusammensetzung in Geist und Handeln hat offenbar Herr Borchert das Ergebnis schon vorweg nehmen wollen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Podiums enttäuschten ihn auch in keiner Weise, indem man den Wolf intensiv durch Kimme und Korn oder Zielfernrohr von Gewehren betrachtete. Niemand war eingeladen, um dem kruden Anti-Wolf-Populismus fachlich was entgegensetzen zu können. Was für eine ausgewogene Meinungsbildung und –findung unter Beteiligung von selbsternannten Liberalen der FDP, welche sich bisher wenig mit ökologischen Sachverstand, aber eher mit Klientelpoltik für die Reichen und Schönen hervorgetan hat. Man maßte sich klientelorientiert, aber fachlich inkompetent an, die Schutzwürdigkeit, den Bestand und die Gefährlichkeit des Wolfes beurteilen zu können. Außen vor blieb aber dabei u.a. wieviel Tiere der Mensch zu seinem Verzehr oder Weiterverarbeitung in Brandenburg unter häufig bestialischen Bedingungen zur Schlachtbank im Jahre 2016 geführt hat. So weist das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg unter dem Link: https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/basiszeitreihegrafik/bas-viehbestand.asp?Ptyp=300&Sageb=41003&creg=BBB&anzwer=8
folgende Zahlen aus:
Gewerbliche Schlachtungen (in- und ausländischer Herkunft) |
Einheit |
Berlin |
Brandenburg |
Berlin und Brandenburg |
Rinder |
Anzahl |
– |
36.591 |
36.591 |
Schweine |
Anzahl |
– |
1.172.511 |
1.172.511 |
Schafe |
Anzahl |
– |
70.333 |
70.333 |
In der Gesamtsumme ergibt sich im Land Brandenburg eine fundierte Anzahl von 1.279.435 Tierschlachtungen im Jahr 2016.
Das müssen wir nun den offiziell erstellten Erfassungen von „Nutztierschäden“ entgegenstellen. So führt das Landesamt für Umwelt Brandenburg unter dem Link http://www.lfu.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.407130.de im Land Brandenburg aus, Zitat:
„Seit der Etablierung von territorialen Wölfen in Brandenburg sind landesweit 275 Schadensfälle an Nutztieren registriert worden, bei denen ein Wolf als Verursacher ermittelt oder zumindest als Verursacher nicht ausgeschlossen werden konnte. Seit 2007 bis April 2017 wurden insgesamt 756 Schafe getötet. Im Jahr 2015 und in 2017 wurden erstmals an einem Kadaver eines Pferdefohlens Verletzungen gefunden, die den Wolf als Verursacher nicht vollständig ausschließen…“. Zitat Ende
Weiter lässt man die Öffentlichkeit zum Thema „Nutztierschäden“ wissen, Zitat:
„Insgesamt wurden bisher über alle Jahre 503 Fälle mit Verdacht auf Wolfsübergriffe begutachtet, von denen allerdings nur 55 Prozent der Kategorie „Wolf/ Wolf nicht auszuschließen“ zuzuordnen waren. In den Jahren 2007 bis 2015 waren dies 47 Prozent der Fälle.“, Zitat Ende
Somit muss Jedem schnell bewusst sein, wer zahlenmäßig am meisten den Tieren nach dem Leben trachtet. Auf jeden Fall nicht der Wolf !
Ferner bleibt festzuhalten, dass auf keiner einzigen wissenschaftlich begründeten Basis, sondern rein auf Mutmaßungen und -was schon erschreckend genug an sich ist- auf der Grundlage steigender oder sinkender Abschusszahlen, man versucht immer wieder generell Wildbestände statistisch beurteilen zu können. Dabei können diese Zahlen überhaupt keine belastbaren Angaben zum Wildbestand geben. Letztendlich zielen solche populistischen Aktionen auf die Verteuflung und Bekämpfung des Wolfes ab.
Dabei scheinen diese Leute zu vergessen, dass ein ähnliches Vorgehen dazu führte, dass
in Folge intensiver Jagd das Gebiet des Deutschen Bundes 1850 weitgehend wolfsfrei war. Im Unterschied zum Luchs, gab es immer wieder Zuwanderungen aus dem Osten. Jedoch erlegte man sie immer wieder, was mit dem Beitritt der DDR zur BRD im Jahre 1990 und mit der damit verbundenen Unterschutzstellung auch im Osten Deutschlands sein Ende fand.
Beide Tiere, welche klar als Nahrungskonkurrenten gelten, nehmen so wieder den obersten Teil der Nahrungspyramide ein. Einen Platz, welchen „ersatzweise“ die Jägerschaft über Jahrzehnte für sich beanspruchte. Die Unruhe der Jägerschaft ist daher nicht nachvollziehbar. Noch dazu man immer wieder, gebetsmühlenartig, nie wissenschaftlich begründet von steigenden Beständen an Reh-, Rot-, Dam- und Schwarzwild sprach bzw. spricht.
Für den AHA gehört es eher zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe arten- und strukturreiche Natur- und Lebensräume zu erhalten und zu schützen sowie Raum zur sukzessiven Wiederherstellung und Ausdehnung zu geben. Ferner gilt es Biotop- und Grünverbundräume zu schützen, zu erhalten, zu stabilisieren und räumlich auszuweiten. Dazu können die Randstreifen von bestehenden und wiederherzustellenden Wegen sowie nicht zuletzt mindestens 10 m breite Gewässerschonstreifen entlang von Fließgewässern aller Größen und Längen dienen.
Für den AHA ist es darüber hinaus unverständlich, dass noch immer eine Fortsetzung des Flächenfrasses für Verkehrs-, Wohn- und Gewerbeflächen und –bauten und damit verbundene Zerschneidung und Einschränkung von Landschafts- Überflutungs- und Naturräumen sowie einer Verarmung der Agrarlandschaft durch Verringerung der Ackerkulturen, der Arten- und Strukturvielfalt durch Verlust bzw. Fehlen von Gehölz- und Grüninseln und –streifen und von Feuchtgebieten und Stauden-, Trocken- und Halbtrockenrasengesellschaften vorherrschen.
Dabei weisen das Umweltbundesamt und das Statistische Bundesamt in Deutschland gegenwärtig eine tagtägliche Neuversiegelung von Boden im Umfang im Umfang von 69 ha Boden aus. Dies geht zumeist zu Lasten von fruchtbaren Böden und der Landwirtschaft. Das entspricht in etwa einer Fläche von ca. 100 Fußballfeldern und im Jahr in etwa einer Fläche von 25.185 ha -69 ha/Tag x 365 Tage/Jahr = 25.185 ha/Jahr. Im Vergleich dazu die Fläche der Stadt Leipzig, welche 29.760 ha beträgt.
Ferner führte die Art und Weise des Betreibens der Landwirtschaft auch im Gebiet der einstigen DDR nach 1990 zur Verarmung des Anbaus von Feldkulturen. Von einst 25 verschiedenen Kulturen, sind nur 7 übrig geblieben.
Anstatt eine Hass- und Drohkulisse gegen den Wolf und womöglich irgendwann auch gegen den Luchs aufzubauen, erwartet der AHA mehr Handeln für Schutz, Erhalt und Entwicklung von Umwelt, Natur und Landschaft.
Daran mitzuwirken sollte Auftrag an die gesamte Bevölkerung sowie politische Gremien und Behörden sein.
Der ehrenamtliche und gemeinnützige AHA bietet dahingehend Interessenten Raum im Rahmen von territorialen Regional- und Ortsgruppen bzw. thematischen Arbeits- und Interessengruppen –wie z.B. die Arbeitsgruppe Feldökologie- mitzuwirken.
Wer noch mehr zu den diesbezüglichen Aktivitäten des AHA erfahren möchte, wende sich bitte an folgende zentrale Kontaktmöglichkeit:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
Internet: http://www.aha-halle.de
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