Die etwa 12 km lange Querne ist ein recht wechselvolles Fließgewässer. Insbesondere der Gewässerlauf oberhalb von Lodersleben zeichnet sich als interessanter naturnaher Abschnitt mit zahlreichen Mäandern und artenreicher Vegetation aus. Vereinzelte Quellen bereichern das Gesamtbild. Jedoch bereits kurz vor Lodersleben sind im Gegensatz dazu deutlich die Ergebnisse von Begradigungsmaßnahmen zu erkennen.
Auch die Gewässerqualität verschlechtert sich zunehmend bis zum Zusammenfluss mit dem Weidenbach bei Obhausen. Während die biologische Wassergüte oberhalb von Lodersleben noch die Einstufung in die Klasse II (mäßig belastet) ermöglicht, weist der Abschnitt zwischen Lodersleben und Querfurt die Klasse III (stark verschmutzt) sowie der Bereich unterhalb von Querfurt bis zum Zusammenfluss mit dem Weidenbach die Klasse IV (übermäßig verschmutzt) aus. Neben dem Eintrag von Nährstoffen aus der Landwirtschaft bilden ungeklärte Abwässer dafür die Ursache. Dies verdeutlichen auch Angaben der chemischen Gewässergüte. Während der Sauerstoffgehalt des Wassers flussabwärts immer mehr abnimmt, erhöhen sich beispielsweise die Gesamtstickstoff und –phosphorwerte.
Auf Grund der potenziell hohen Entwicklungsmöglichkeiten, was der Querneoberlauf nur so deutlich manifestiert, ist eine weitere Verbesserung des Zustandes auch in den unteren Gewässerabschnitten möglich. Dazu gehören die Schaffung von Gewässerschonstreifen von mindestens 10 m und die Beendigung von Abwassereinleitungen jeglicher Art. Das Oberlaufgebiet der Querne sollte einschließlich bestehender Schutzgebiete (z.B. der Trollblumenwiese) als zusammenhängendes Naturschutzgebiet ausgewiesen werden. Die genauen Grenzen könnten im Ergebnis von wissenschaftlichen Studien in Form von Praktikums- bzw. Diplomarbeiten von Studenten erfolgen. Als Partner kämen u.a. dafür die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und die Hochschule Anhalt in Bernburg in Frage.
Die vom Land Sachsen-Anhalt geplante Errichtung eines Hochwasserrückhaltebeckens für sogenanntes hundertjähriges Hochwasser oberhalb von Querfurt stellt jedoch einen zerstörerischen Eingriff in die Aue der Querne dar und widerspricht somit auch der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Stattdessen gilt es verstärkt die obengenannten Gewässerschonstreifen zu sichern sowie Möglichkeiten des Rückbaus von Versiegelungen und Verbauungen im Hochwassereinzugsgebiet der Querne zu prüfen und ggf. umzusetzen. Ferner gilt es die Mäandrierung des Gewässers durch Störsteine und –hölzer zu befördern.
Hier verdeutlichen die Planer, dass keine weiteren Varianten, außer die eines künstlichen Hochwassereinstaus, untersucht und beplant worden sind.
Grundsätzlich sei vermerkt, dass Hochwasser in einer intakten Aue notwendig ist und erst der Mensch sie zur Katastrophe gemacht hat. Dazu gehören Veränderungen am Gewässerverlauf und –zustand sowie Baumaßnahmen in der Aue. Die vorliegenden Unterlagen beinhalten keine Hochwasserrisikokarten beispielsweise für Querne und Weida. Erst diese ermöglichen nachhaltigen Hochwasserschutz zu untersuchen und entsprechende Maßnahmen zu planen bzw. zu ergreifen. Ferner findet keine Erläuterung statt, welche örtlichen Hochwasserschutzmaßnahmen alternativ einer Untersuchung unterzogen wurden. Nach Auffassung des AHA gehören folgende Punkte dazu:

  1. Überprüfung aller Bebauungen und Versiegelungen in der Aue sowie Festsetzung möglicher Beräumungs- und Entsiegelungsgebiete.
  2. Beschaffung mobiler Hochwasserschutzwände, welche sich z.B. in Köln bewährt haben. Kompetenter, diesbezüglicher Ansprechpartner ist zum Beispiel Herr Reinhard Voigt von der Stadt Köln.
  3. Nichtzulassungen neuer Bodenversiegelungen und Verbauungen
  4. Prüfung der Möglichkeiten des „Haltens“ des Hochwassers in den Bereichen des Oberlaufes der Querne (keine Kahlschläge in den Hangwäldern, Beseitigung von Bodenversiegelungen etc.)
  5. Entwicklung eines umfassenden Frühwarnsystems gekoppelt mit dem meteorologischen Dienst
  6. Verlegung von Kleingartenanlagen im östlichen Stadtgebiet von Querfurt, welche sich direkt an der Querne befinden.
  7. Einbeziehung des trockengefallenen früheren Mühlgrabens

Die Unterlagen verdeutlichen stattdessen, dass seit dem Jahre 1994 wertvolle Zeit verstrich, um sich mit einem nachhaltigen und modernen Hochwasservermeidungs- und –Hochwasserschutzprogramm zu befassen, was nicht mit erneuter Zerstörung von Naturraum einhergeht.
Ferner sei vermerkt, dass dieser Staudamm auch keinen hundertprozentigen Hochwasserschutz gewährleisten kann. Zudem ist im Stauraum des Damms bei Hochwasser mit starker Einspülung von Sedimenten und Geröll zu rechnen, welche einen enormen personellen und technischen Beräumungsaufwand erfordern und neben der nachhaltigen Störung der vorhandenen Auen- und Gewässerstruktur und damit verbunden von Fauna und Flora zur Minderung des Stauraumes führt. Zudem ist dann mit massiven Verschlechterungen der Wasserqualität zu rechnen, welche sich je nach Einstaulänge erheblich weiter verschlechtern könnte. Die nach WRRL eingeforderte und durchaus vorhandene biologische Gewässergüte II-III wäre dann akut gefährdet. Darüber hinaus sorgt dieser Damm für einen Einstau von Kalt- und Frischluft. Ein Abfluss in die Stadt Querfurt wird somit stark eingeschränkt, wenn nicht gar unterbunden. Ferner führt das angedachte Bauwerk zur Störung des Landschaftsbildes. Abgesehen davon, dass Hochwasserzeiträume und –abstände sich nicht an menschliche Schemata halten und der angedachte 7,60 m hohe und 140 m breite Damm eine großzügige „Präventivmaßnahme“ auf Kosten von Natur, Landschaft und des Steuerzahlers darstellt.
Die Querne zeigt in dem Bereich ein umfassendes Bestreben der Mäandrierung auf, welches in den gehölzfreien Bereichen des Gewässers sogar verstärkt zu befördern gilt. Neben der Weiterentwicklung zu naturnaheren Gewässerstrukturen, wie oberhalb von Lodersleben, erfolgt durch die Wechselwirkung von Prall- und Gleithängen eine Verlangsamung des Abflusses. Darüber hinaus verhindert das eine weitere Eintiefung des Gewässers. Ein flacheres Fließgewässer gibt nämlich eher Hochwasser an die Aue ab, was dann erst mal nicht weiter –hier z.B. in die Stadt Querfurt- abfließen kann.
Zudem sollte der angedachte Stauraum eher für eine sukzessive Entwicklung eines Auenwaldes zur Verfügung stehen.
Ein umfassender, standortgerechter Gehölzbestand sorgt für eine massive Abbremsung einer Hochwasserwelle. Zudem sorgt ein derartiger Gehölzbestand für eine „Reinigung“ des Fließgewässers. Ein Auenwald erhöht zudem die landschaftliche und ökologische Vielfalt sowie bietet einen umfassenden Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
Die gegenwärtig kaum vorhandenen Gewässerschonstreifen sind für so eine Entwicklung keinesfalls förderlich. Daher ist die Schaffung von Gewässerschonstreifen von mindestens 10 m im Gesamtbereich von Querne und später auch in der Weida dringend notwendig.
Für den AHA ist daher keinesfalls korrekt bei der angedachten Errichtung eines Hochwasserrückhaltebeckens für sogenanntes hundertjähriges Hochwasser oberhalb von Querfurt von einer ökologisch verträglichen Maßnahme zu sprechen.
Der geplante 7,60 m hohe und 140 m breite Damm sorgt auf jeden Fall für eine nachhaltige Störung des Landschaftsbildes im Quernetal zwischen Querfurt und Lodersleben. Auf Grund der hohen Frequentierung durch Spaziergänger und Touristen führt daher diese Störung zu einer massive Beeinträchtigung großer Teile der Bevölkerung und ihrer Gäste.
Davon ausgehend beabsichtigt der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) eine Arbeitsgruppe Querne zu bilden. In ihr können sich interessierte Menschen, aber auch Organisationen, zusammenfinden, welche sich aus der Sicht des Umwelt- Landschafts- und Naturschutz ehrenamtlich für den Erhalt, Schutz, Pflege und Betreuung der Querne einsetzen möchten. Eine Einbeziehung der Querne-Nebengewässer ist perspektivisch ebenfalls vorgesehen und hängt auch deutlich vom Interessentenkreis ab. Wer sich für eine derartige Gruppe und ihrer möglichen Inhalte interessiert, wende sich bitte an folgende Adresse:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V.
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345/2002746
Fax.: 01805-684 308 363
E-Mail: aha_halle@yahoo.de

oder

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V.
Ortsgruppe Merseburg/Umweltbibliothek Merseburg „Jürgen Bernt-Bärtl (UBM)
Weiße Mauer 33
06217 Merseburg
Tel.: 0176 – 52562945
E-Mail UBM:ubh2004@yahoo.de
E-Mail: aha_halle@yahoo.de